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ANDREA PICHL
 

DORIS BERGER ANDREA PICHL: UMBAU STATT RÜCKBAU

Andrea Pichl nimmt ihre Vergangenheit in die eigenen Hände, stellt sie neu zusammen und formuliert sie um. Ihre Beschäftigung und Faszination gilt Skulpturen im öffentlichen Raum und kunstvoll gestalteten, architektonischen Teilen der Ost-Moderne. Dafür bietet sich ihr das Prinzip der Collage als passende künstlerische Form an. Diese lässt einerseits einen fragmentarischen Blick zu und ist andererseits eine Arbeitsform, die sich auf nicht zusammengehörige Objekte und Größenverhältnisse einlässt und durch die Zusammenstellung neue Kontexte kreiert.
Deutlich ist dies in Andrea Pichls Bildcollagen zu sehen, wo z. B. Teile aus Ost-Architekturen von ihrem ursprünglichen baulichen Zusammenhang getrennt in einer neuen Umgebung auftauchen. Diese vermitteln jedoch weniger die in den letzten Jahren heraufbeschworene, farbenfrohe Ostalgie sondern vielmehr ein Gefühl von Tristesse. Das Prinzip der Collage wendet Andrea Pichl ebenso in ihren räumlichen Installationen an. Auch hier zitiert sie sozialistische Skulpturen und Formelemente und verändert deren Größe und Material. So wird in „Sorry“ (2007) einer monumentalen Fahnenskulptur eine Spielzeuggröße zugewiesen und ein Raumelement aus Beton wird doppelt so groß aus Pappe gebaut. Beides stellt Pichl nebeneinander und streicht damit das Dysfunktionale dieser aus einer anderen Ära stammenden Objekte heraus. Oder in „Cause I Wanna Be Anarchy“ (2007) bezieht sie sich auf eine metallene Außenraumskulptur aus Potsdam, die in der Form eines lebensgroßen Balles eine der Feuerbachthesen verarbeitet. Diese Skulptur baut Pichl in verkleinertem Maßstab in Stahlblech nach und tauscht das Marx’sche Diktum mit einem Sex Pistols Songtext über Anarchie aus.
Andrea Pichl löst diese Objekte von Zeit, Raum und Material und macht sie für sich handhabbar. Dadurch findet eine ideologische und formale Umdeutung statt, die die Vergangenheit nicht negiert oder auslöscht, sondern unter neuen Parametern zusammensetzt.