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CONNY BECKER
 

14.5. - 11.6.11 - STATE OF THE UNION - FREIES MUSEUM BERLIN

Ausstellungsansicht "State of the Union" im Freien Museum Berlin
Foto: Eric Tschernow
Ausstellungsansicht "State of the Union" im Freien Museum Berlin
Foto: Eric Tschernow
STATE OF THE UNION

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Eröffnung: 13. Mai 2011, ab 19 Uhr
Dauer: 14. Mai bis 11. Juni 2011

Wir freuen uns, Sie zur Ausstellung "State of the Union" einzuladen, die der französische Künstler Damien Deroubaix zusammen mit der Kulturjournalistin Conny Becker im Freien Museum Berlin kuratiert.

Beteiligte Künstler
Christian Aberle (D), Gilles Barbier (F), Barbara Breitenfellner (A), Damien Cadio (F), Eric Corne (F), Julia Cottin (F), Martin Dammann (D), Damien Deroubaix (F), Marcel van Eeden (NL), Richard Fauguet (F), Heike Gallmeier (D), Julie Laignel (F), Audrey Nervi (F), Maël Nozahic (F), Arnaud Rochard (F), Souche (F), Barthélémy Toguo (Kamerun/F), Sandra Vásquez de la Horra (Chile), Yannick Vey (F), Zaidel & Luskind (D), Katharina Ziemke (D)


Der Titel "State of the Union" referiert auf die jährliche Ansprache des Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika, welche die Lage der Nation beschreibt und Perspektiven für die Zukunft formuliert. 21 Künstler vereinend – darunter zwölf Franzosen, zudem Künstler aus Deutschland, den Niederlanden, Chile sowie Kamerun – versinnbildlicht auch die Ausstellung auf den drei Etagen des Freien Museum Berlin sowohl einen aktuellen Zustand als auch Perspektiven aus unterschiedlichen Blickwinkeln: düster oder bedrohlich bei den einen (Eric Corne, Julia Cottin, Damien Cadio...), absurd und ironisch bei anderen (Richard Fauguet, Souche, Gilles Barbier...), poetisch (Sandra Vásquez de la Horra, Yannick Vey, Christian Aberle...) oder politisch (Barthélémy Toguo, Martin Dammann...).

Beschönigung gehört wie im Marketing auch zu den wichtigsten Instrumenten von Regierungen, seien sie demokratisch oder nicht, US-amerikanisch oder schwarz-gelb. Gleich den Arbeiten von Damien Deroubaix kratzt auch die Ausstellung "State of the Union" am Hochglanzlack der vorherrschenden politischen Verhältnisse, deren Hypokrisie sie offen legt. Dass die Lage keineswegs rosarot ist, wird dem Besucher gleich zu Beginn der Ausstellung klar, die ihn mit der Installation „Kraut Crowd“ (2008) von Martin Dammann empfängt. Hier ist die Motivtapete mit Gruppenfotos von Soldaten der Deutschen Wehrmacht bedruckt, die mit ihrem überlebensgroßen Lächeln eine unheimliche Stimmung erzeugen. Erleichtert wendet man sich daraufhin den weniger bedrohlichen, an Filmsequenzen erinnernden Zeichnungen von Marcel van Eeden zu. Doch auch seine Werke lassen den Betrachter ins Leere laufen, verweisen auf die Konstruktion unserer (medialen) Realität. Über das internationale Zeitgeschehen und den eigenen Alltag reflektiert man schließlich zwangsläufig, wird man mit dem verbrannten Haus von Eric Corne oder den versengten Palmen von Julia Cottin konfrontiert, die in ihrer physischen Präsenz geradezu eine Reaktion herausfordern.

Während die Zustandsbeschreibung im Erdgeschoss des Freien Museums noch recht desaströs ausfällt, präsentieren die Kuratoren in den oberen Etagen vermehrt ironische Kommentare zur aktuellen Lage, welche die Besucher anregen sollen, ihre eigene Situation zu reflektieren – sei es hinsichtlich ihrer politischen Haltung, ihres Konsumverhaltens oder der Art und Weise, mit welcher sie die Probleme in ihrer Umwelt wahrnehmen. Die tendenziell kritische Herangehensweise schließt damit aber keinesfalls aus, dass die Ausstellung auch Spaß machen kann – etwa wenn man sich anhand der humorvollen Arbeiten von Souche in der eigenen Fetischidolatrie ertappt fühlt. Und so bleibt auch das Ende der Ausstellung offen, welche die Besucher mit zwei sehr unterschiedlichen Perspektiven entlässt.

Von Paris nach Berlin

Für ihre Berliner Schau haben die Kuratoren vor allem französische Stellungnahmen zum aktuellen Weltgeschehen ausgewählt. Neben jungen und aufstrebenden Künstlern präsentieren die Wahlberliner auch renommiertere Positionen, die jedoch in Deutschland bislang nur wenigen bekannt sind. Gilles Barbier etwa, der ab Ende Mai einen neuen Werkblock im Pariser Centre Pompidou zeigen wird, räumen die Kuratoren viel Platz in ihrer Ausstellung ein. In seinen großformatigen Gouache-Zeichnungen bindet Barbier den Betrachter zunächst aufgrund der Größe der bis zu 6 m breiten und 3,70 m hohen Ensembles geradezu physisch in seine Arbeit ein. Auch das tiefe Schwarz der sehr präzisen Zeichnungen übt eine starke Anziehungskraft aus und bildet gleichsam den Rahmen für ein eigenes Universum, in dem der Künstler mit unerwarteten Motiven experimentiert (Bananen, Vaseline, Atombombe etc.). Durch die ungewöhnliche, nicht selten humorvolle Verbindung von Alltagsgegenständen und modernen Bildikonen schafft der Künstler eine Folie, die zu stets neuen, individuellen Interpretationen auffordert.

Auch der Großteil einer Einzelausstellung von Souche im Pariser Palais de Tokyo wird in Berlin zu sehen sein. Ebenfalls humorvoll seziert der Künstler mit präziser Analyse gesellschaftliche Normen und Werte: Hier wird der heimische Kaktus gekreuzt mit den charakteristisch gestreiften Kniestrümpfen der Fußballmannschaft von Saint Etienne und Bilder aus der Konsum- und Popkultur werden dekonstruiert, indem Souche Fetischobjekte und Accessoires der Glamourwelt durch banale Würste ersetzt.

Eine archaische Bilderwelt liefert dagegen Barthélémy Toguo, der aus Kamerun stammt, seit Jahren in Paris wohnt und sich in Frankreich, aber auch Portugal, den USA sowie in verschiedenen Ländern Afrikas einen Namen gemacht hat. Seine figurativen Aquarelle sind ästhetisch wunderschön, strahlen gleichsam aber eine ungeheure Kraft, wenn nicht gar Aggression aus. Während in den Aquarellen zumeist nur isolierte Personen bzw. deren Köpfe zu sehen sind, geben seine Installationen schließlich Aufschluss über den Grund für den Missmut. Die Arbeit „Road for Exile“ (2009) zum Beispiel schuf er aus einem Holzboot, das meterhoch mit Taschen und Säcken aus afrikanisch gemusterten Stoffen beladen ist, umgeben von einem Meer aus leeren Glasflaschen. Bilder von Flüchtlingsbooten in Richtung Europa kommen dem Betrachter sogleich in den Sinn, ein Problem, das momentan aktueller ist den je. Für die Ausstellung im Freien Museum wird Toguo eine Installation in situ schaffen.

Das Kuratorenduo versteht die Ausstellung somit als Angebot an das Berliner Publikum, zeitgenössische Kunst aus Frankreich näher kennen zu lernen. Gleichsam hat es auch in Berlin bekannte Künstler wie Marcel van Eeden, Martin Dammann, Barbara Breitenfellner oder Heike Gallmeier eingeladen, um die Arbeiten der französischen Künstler mit korrespondierenden Positionen zu ergänzen. Und so bringt etwa Sandra Vásquez de la Horra in ihren rätselhaft-melancholischen wachsgelben Zeichnungen visuell ein Flair von südamerikanischer Historie in die Ausstellung, welche sich jedoch als höchst gegenwärtig erweist.

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Der Transport der ausgestellten Arbeiten sowie die Produktion eines Kataloges werden großzügig von Daniel und Florence Guerlain unterstützt. Das Sammlerpaar hat den renommierten Prix Guerlain für zeitgenössische Zeichnung initiiert, der in diesem Jahr an Marcel van Eeden und in 2009 an Sandra Vásquez de la Horra, beides Teilnehmer der Ausstellung, verliehen wurde.

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Freies Museum Berlin
Potsdamer Straße 91
10785 Berlin
+49 (0) 30 34 72 18 14
www.freies-museum.com

Öffnungszeiten:
Montag - Samstag, 12 - 19 Uhr, Sonntag 15 - 18 Uhr
jeden Donnerstag verlängerte Öffnungszeiten bis 22 Uhr

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STATE OF THE UNION

Opening: 13. May 2011, 7 pm
Duration: 14. May - 11. June 2011

We are happy to invite you to the opening of the exhibition State of the Union, curated by French artist Damien Deroubaix and writer Conny Becker at Freies Museum Berlin.

With:
Christian Aberle (D), Gilles Barbier (F), Barbara Breitenfellner (A), Damien Cadio (F), Eric Corne (F), Julia Cottin (F), Martin Dammann (D), Damien Deroubaix (F), Marcel van Eeden (NL), Richard Fauguet (F), Heike Gallmeier (D), Julie Laignel (F), Audrey Nervi (F), Maël Nozahic (F), Arnaud Rochard (F), Souche (F), Barthélémy Toguo (Cameroon/F), Sandra Vásquez de la Horra (Chile), Yannick Vey (F), Zaidel & Luskind (D/Israel), Katharina Ziemke (D)

The title State of the Union refers to the annual speech of the US-President, which describes the present situation and offers perspectives for the future. With 21 artists – among twelve French, furthermore artists from Germany, the Netherlands, Chile and Cameroon – the exhibition at Freien Museum Berlin also formulates an actual state as well as perspectives from different points of view: dark or drastic for some (Eric Corne, Julia Cottin, Damien Cadio...), absurd and ironic for others (Richard Fauguet, Souche, Gilles Barbier...), poetic (Sandra Vásquez de la Horra, Yannick Vey, Christian Aberle...) or political (Barthélémy Toguo, Martin Dammann...).

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STATE OF THE UNION

Vernissage: 13. mai 2011, 19h
Durée: 14. mai - 11. juin 2011

Nous avons le plaisir de vous inviter au vernissage de l’exposition State of the Union, organisée par l’artiste Français Damien Deroubaix et la journaliste Conny Becker au Freies Museum Berlin, vendredi 13 Mai à partir de 18h.

Avec:
Christian Aberle (D), Gilles Barbier (F), Barbara Breitenfellner (A), Damien Cadio (F), Eric Corne (F), Julia Cottin (F), Martin Dammann (D), Damien Deroubaix (F), Marcel van Eeden (NL), Richard Fauguet (F), Heike Gallmeier (D), Julie Laignel (F), Audrey Nervi (F), Maël Nozahic (F), Arnaud Rochard (F), Souche (F), Barthélémy Toguo (Cameroun/F), Sandra Vásquez de la Horra (Chili), Yannick Vey (F), Zaidel & Luskind (D/Israël), Katharina Ziemke (D)

Le titre State of the Union fait référence au discours annuel du président des Etats unis d ́Amérique présentant l ́état du pays et les perspectives de futur. Rassemblant une vingtaine d ́artistes, dont une douzaine de francais, mais aussi des allemands, Camerounais ou Chilienne, l ́exposition répartie sur les 3 étages du Freies Museum Berlin fait également figure de constat et de perspective sous différents points de vue: sombre ou menacant pour certains (Eric Corne, Julia Cottin, Damien Cadio...), absurde et ironique pour d ́autres (Gilles Barbier, Souche, Igor Zaidel...), poétique (Sandra Vásquez de la Horra, Yannick Vey...), politique (Barthélémy Toguo, Martin Dammann...).

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