AN DIE ANONYME MASSE - MARK WALLINGER BEI CARLIER | GEBAUER
Mark Wallinger, Ausstellungsansicht, Galerie carlier | gebauer
Mark Wallinger, Ausstellungsansicht, Galerie carlier | gebauer
Als Materialien dienen dem 51-jährigen Briten sowohl Steine als auch gebrauchte Stühle, Plakatierpapier, Digitalvideo oder auf Aluminiumverbundplatten gedruckte Fotos aus dem Internet. Für Steine (2010) nummeriert der häufig ortspezifisch arbeitende Künstler per Schablonen 1000 unterschiedlich große Kiesel, die aus einer brandenburgischen Kiesgrube stammen. Damit wirft er ebenso die Frage nach einer Klassifizierungs- und Ordnungsmöglichkeit auf wie auch die nach Individualität und Autonomie in einer Massengesellschaft.
Letzteres scheint in Zeiten des Internets kaum noch möglich, wenn Amateurfotografien von in öffentlichen Verkehrsmitteln eingeschlafenen Personen in der Arbeit Unconscious (2010) ohne deren Einwilligung zur Schau gestellt werden können. Ebenfalls ‚readymade’ sind die auf Berliner Flohmärkten zusammengesuchten, in zehn Reihen aufgestellten 100 Stühle aus According to Mark (2010), die sämtlich als öffentliche Bestuhlung – in Verwaltung, Restaurants, Schulen – dienten, dem Betrachter somit bekannt, aber wenig heimelig erscheinen. Indem er alle auf der Rückenlehne mit MARK beschriftet und über weiße Fäden mit einem erhöhten Punkt an der frontalen Wand verbindet, thematisiert der mit religiöser Symbolik spielende Künstler die verbreitete Suche nach festen Werten in einer säkularisierten, von Informationen überfluteten westlichen Welt.
Die Ausstellung ist noch bis zum 05.06.2010 bei carlier | gebauer in der Marktgrafenstraße 67, Berlin, zu sehen.