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CONNY BECKER
 

ERÖFFNUNG VON DIERESIDENZ

Ausstellung von Alex Tennigkeit

DIEresidenz hat ihr Programm mit einer sommerlichen Einweihungsfeier eröffnet. Ihr erster Gast, Alex Tennigkeit aus Berlin, zeigt in der Abschlussausstellung in Die entstandene Arbeiten sowie eine Auswahl aktueller Zeichnungen.
Der Ausstellungstitel ’Wege zur Form’ verrät bereits, dass Alex Tennigkeit die Zeichnung als Experimentierfeld begreift. Die Malerin testet auf Papier verschiedene Körper(ver)form(ung)en, Haltungen und Gesten aus, die sich später in der Malerei wiederfinden können, so etwa bei ’o.T. (Totenhochzeit)’, 2015, Mischtechnik auf Papier, 23 x 31 cm (s. Abbildung).

Der Tod spielt im Werk der Künstlerin generell eine prominente Rolle. Während er in der heutigen Gesellschaft wenn irgend möglich ausgeblendet wird – nach dem Credo „jung und fit bis ins hohe Alter“ – so schwingt er in Tennigkeits Arbeiten stets als memento mori mit. Ihre Feier auf den jugendlichen, schönen weiblichen Körper, wie sie auch die Film- und Werbeindustrie tagtäglich vollzieht, wird durch Schockmomente unterbrochen, die zum Innehalten und Reflektieren auffordern.
Zugleich verleiht die große Anzahl der abgebildeten Frauen, welche zunächst als Produkt von Männerphantasien anmuten könnten, dem weiblichen Geschlecht eine große Macht. Bei einer „Quote“ von 3:16 sind in der Ausstellung die männlichen Motive deutlich unterlegen und zudem in eher bedauernswerten Positionen. So sind zwei tote männliche Körper(teile) dargestellt sowie ein Torso in einem medizinischen Stützkorsett, was an Darstellungen vom Heiligen Sebastian erinnert (s. Abbildung). Tennigkeit überzeichnet weibliche Stereotype, verwebt diese in ein christlich-barockes Vanitasgewand und spiegelt ein selbstbewusstes Bild einer modernen Frau.
’o.T. (Torso mit Verband)’, 2018, Tusche, Aquarell auf Papier, 26 x 18 cm.
Die Ausstellung ist auf Anfrage noch bis zum 15. August zu sehen (mobil: 07 88 77 68 76).

Die Vernissage wurde begleitet von einem Konzert von SEB, der seine zwischen Elektro-Pop und Punk oszillierenden Lieder als ’Post-Varieté’ versteht.

Ein besonderer Dank geht an Cornelia Stahl für die Kinderbetreuung und Sonia Cabala für die Ausstellungsfotos!
alle Fotos: Sonia Cabala