FEUERWERK IM VOGELNEST
Cai Guo-Qiang: Fetus Movement II: Project for Extraterrestrials No. 9, 1991, Museum of Contemporary Art, Tokyo, Foto: André Morin, courtesy of The Guggenheim Museum, New York. Die Schießpulver-Zeichnung dokumentiert, wie Cai inmitten eines seiner Explosions-Events sitzt.
Neu ist das explosive Medium für Cai Guo-Qiang keineswegs. Denn der international gefeierte Künstler reflektiert in seinem Werk stets chinesische Traditionen – sei es TCM, Feng Shui, maoistisches oder buddhistisches Gedankengut. Bekannt wurde der 50-Jährige durch seine pyrotechnische Kunst, die von ungewöhnlichen Explosions-Events bis hin zu Zeichnungen mit Schießpulver reicht. Wie spektakulär und dennoch poetisch seine Arbeiten wirken, veranschaulicht die Retrospektive „I Want to Believe“, die im New Yorker Guggenheim Museum startete, vom 19. August bis zum 2. September im National Art Museum of China in Peking sowie Anfang 2009 im Guggenheim Museum Bilbao zu sehen ist.
Hier dokumentieren Videos auch die ungewöhnliche Entstehung der ausgestellten, meist abstrakten Schwarzpulver-Zeichnungen: Das delikate Gemisch aus Salpeter, Holzkohle und Schwefel, welches vermutlich vor etwa 1000 Jahren in China erstmals zum Einsatz kam, platziert Cai zusammen mit Tinte auf großflächigen, auf dem Boden liegenden Papier, bedeckt es mit Steinen und lässt es nach der Explosion von seinem Assistententeam löschen und entfernen, so dass nur noch seine Spuren zu sehen sind. Weitere Filme zeigen die eindrucksvollen Explosions-Events, bei denen Cai in der New Yorker Nacht leuchtende Regenbögen oder im sonnigen Valencia tiefschwarze Pendants entstehen lässt. Auf einem ehemaligen Bundeswehrübungsplatz im niedersächsischen Hann.Münden saß der Künstler gar inmitten dreier Sprengstoffkreise, um mittels EKG, EEG und Seismographen die Auswirkungen seiner Kunst festzuhalten.
Aufsehen erregend verspricht somit auch das Feuerwerk der Eröffnungs- und Abschlussfeiern im so genannten „Vogelnest“ zu werden, dem neuen Olympiastadium der schweizerischen Stararchitekten Herzog und de Meuron. Auf einer Pressekonferenz kündigte Cai an, dass Drachen, Chinesische Pfingstrosen, aus denen auch das TCM-Mittel Mu-Dan-Pi gewonnen wird, sowie lächelnde Gesichter am Himmel visualisiert werden. Ob China mit seiner groß angelegten kulturellen Olympiade und seinen neuen Architekturhighlights im Ausland tatsächlich an Sympathie gewinnt, bleibt angesichts von Menschenrechtsverletzungen und Einschränkung der Pressefreiheit fraglich. Wohlmöglich soll dabei die chinesische Glückszahl 8 helfen.