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CONNY BECKER
 

FINISSAGE DER AUSSTELLUNG TEXT MIT KONZERT VON AFTERMARS

Ausstellungsansicht: Marte Kiessling
Ausstellungsansicht: Ruth Wolf-Rehfeldt
Sprache stellt ein fein differenzierbares Mittel zum Informationsaustausch und für die Kommunikation dar. Die Kulturtechnik des Schreibens erweitert dieses Instrument um die Faktoren Raum und Zeit – ein Text wird unabhängig vom Autor rezipierbar und gleichfalls distanziert. Der Vermittlercharakter, die Repräsentationsfunktion von Text für die Sprache bleibt im Alltag mit der Fokussierung auf den informativen Gehalt im Hintergrund, wird in der bildenden Kunst jedoch durch ein explizites Vor-Augen-Führen deutlich. Mit dem Exponieren des Surrogats Text wird seine Funktion als Informationsträger untersucht und infrage gestellt, sei es indem das Leerlaufen menschlicher Konversation thematisiert wird oder Buchstaben, Wörter und Texte zum Schaffen von visueller Poesie oder von geistreichen, häufig mit der Werbung wettstreitenden Wortspielen und Aphorismen verwendet werden.

RUTH WOLF-REHFELDT zählt zu den wenigen Künstlerinnen aus der ehemaligen DDR, die sich der Verbindung von Text und Bild verschrieben haben. Als künstlerische Autodidaktin fand sie Anfang der 1970er Jahre über Gedichte und Collagen zu ihren charakteristischen „Typewritings“, die sie bis zur deutschen Wiedervereinigung schuf. In visueller und konkreter Poesie via Schreibmaschine widmete sie sich Themen wie der Zubetonierung der Städte, des Rüstungswettkampfs im Kalten Krieg sowie der Isolation innerhalb der DDR, die sie etwa in der Reihe „Zeichenräume“ als Käfige versinnbildlicht. Ihre Originalarbeiten vervielfältigte sie häufig in Editionen, zumal sie in der Mail Art aktiv war und somit vielfach im Postkarten-Format arbeitete.

IRÈNE HUG bedient sich in ihren Skulpturen, Fotomontagen und Installationen visueller Überwältigungsstrategien der Werbung und bezieht wie diese stets Text mit ein. Insbesondere in ihren Skulpturen erscheint die Schrift als Hauptelement und erhält einen dreidimensionalen Körper. Da ihre Informationsträger häufig schwer zu entziffern sind, wird der Repräsentationscharakter von Schrift für die Sprache umso stärker thematisiert.

MIKKA WELLNER beschäftigt sich in seinem Werk häufig mit vorgefundenen und fiktiven Texten sowie dem Rezipieren von Kunst im Allgemeinen und zieht die Betrachter sowohl durch die Größe der Werke wie auch eine Lenkung über den Textfluss körperlich in seine Arbeiten ein. Wenngleich er Trivialitäten in der Konversation oder die Strategie der Appropriation humorvoll kritisiert, so tut er dies nicht aus ironischer Distanz, sondern schließt sich selbst mit ein.

Die Hauptthemen in den Arbeiten von LIZZA MAY DAVID – Erinnerung, Identität und Utopien – reflektieren ihre persönlichen Erfahrungen in Deutschland und auf den Philippinen. Zur künstlerischen Umsetzung bedient sie sich unterschiedlicher Medien und arbeitet mit Strategien der Aneignung und Untersuchung des Blickregimes. Seit 2007 ist sie Mitglied der international verorteten und agierenden Künstlergruppe Global Alien, die sich vor allem mit Sprache, Grenzen und vermeintlicher nationaler Differenzen auseinandersetzt.

MARTE KIESSLINGS Arbeit beschäftigt sich hauptsächlich mit persönlichen Erlebnissen in den verschiedenen Ländern, die sie bereist (USA, Skandinavien u.a.). Derzeit arbeitet sie an einem umfassenden Langzeitprojekt zur Archivierung ihres gesamten persönlichen Besitzes. Die multimedial arbeitende Künstlerin ist Gründungsmitglied des Videokollektivs Cameracartell und seit 2009 Mitglied der Künstlergruppe Global Alien.

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