REKORDPREIS FÜR ARZNEIVITRINE
Damien Hirst: Lullaby Spring, 2002, courtesy of Sotheby's.
Die ungewöhnliche Installation des 42-jährigen Briten mutet aus der Ferne als abstraktes Gemälde an: Eine Flut von Farbpunkten, die von einem Spiegel gedoppelt werden, berauscht zunächst das Auge. Bei näherem Fokussieren merkt der Betrachter jedoch, dass es sich bei der Arbeit nicht um eine plane Fläche, sondern eine etwa 10 cm tiefe Glasvitrine handelt, auf deren schmalen Einlegebögen unzählige bunte Tabletten, Dragees und Kapseln liegen.
Mit „Lullaby Spring“ greift Damien Hirst im Jahr 2002 ein in der Kunst oft verwandtes Thema auf, zeigt die vier Jahreszeiten allerdings unkonventionell, in einer Serie von vier in Stahlrahmen gefasste Vitrinen. Dabei bleibt die äußere Form immer gleich, nur die Anordnung und Farbe der mehr als 6000 handgemachten und bemalten Gipskugeln ändern sich. Während diese etwa in „Lullaby Winter“ überwiegend weiß gehalten sind, muten sie in „Lullaby Spring“ gleich frisch erblühten Blumen äußerst farbenfroh an.
Als ein Altarstück der modernen Medizin hebt das Werk, wie für Hirst ́s Oeuvre charakteristisch, die unüberwindbar scheinenden Barrieren zwischen Naturwissenschaften und Kunst auf. Gleichzeitig jedoch konfrontiert es den Betrachter mit den Fundamenten seiner Existenz, versinnbildlicht die haardünne Grenze zwischen Leben und Tod.