ROSAROT MIT SPITZE – ÜBER KLISCHEES WEIBLICHER KUNST
Ausstellungsansicht, vlnr: Kimberly Clark, Katharina Ziemke, Isabel Schmiga, Myriam Mechita
Foto: Heike Gallmeier
Foto: Heike Gallmeier
Ausstellungsansicht, vlnr: Heike Gallmeier, Natalia Stachon, Alex Tennigkeit, Kimberly Clark
Foto: Heike Gallmeier
Foto: Heike Gallmeier
Ausstellungsansicht, Nicole Bianchet
Foto: Heike Gallmeier
Foto: Heike Gallmeier
So aufgeklärt und modern unsere Gesellschaft auch sein mag – permanent sehen wir uns mit Vorurteilen und Klischees konfrontiert. Denn sie erleichtern in vielerlei Hinsicht das Leben, kann man doch nicht auf jedem Gebiet Experte sein. Also stützt man sich behelfsweise auf plausible Argumentationen, die eine leicht verständliche Erklärung liefern, gespickt sind mit Pauschalisierungen, Übertreibungen, Klischees. Dabei werden vorgeformte Vorstellungen abgerufen, schnell Assoziationen gezogen: Weiblich oder girly, das heißt Ba(r)by-Rosa, Glitter, Zuckersüß. Doch Vorsicht: die Spitze.
Sehr girly erscheint auch die Ausstellung in der Galerie Sima. Oberflächlich werden zunächst Vorurteile bestätigt, denn die Künstlerinnen verwenden Rosa- und Pastelltöne, arbeiten mit Stoff, glitzernden Pailletten oder gar Spitzenhöschen. Gefällig-attraktiv ist hier jedoch nichts, vielmehr doppelbödig: Während der Glanz und die Farbe anziehend wirken, stößt das Motiv wieder ab, lauert eine Gefahr hinter dem süßen Reiz, werden Erwartungen durchbrochen – ein Unbehagen bleibt. Denn jede Künstlerin der Ausstellung spielt mal mehr, mal weniger bewusst und deutlich mit vermeintlichen typisch weiblichen Eigenschaften und Vorlieben, hinterfragt, ironisiert sie, treibt sie auf die Spitze. Gemein ist den Arbeiten ferner, dass sie nicht zaghaft sind, sich nicht verstecken, sondern eine starke visuelle Präsenz aufweisen und letztlich ein Frauenbild zeichnen, das selbstbewusst in unserer postmodernen, konsumorientierten und immer noch machistischen Gesellschaft bestehen kann.
Verfremdungseffekte, schlafwandelnde oder kopflose Bildfiguren sowie psychedelisch wirkende Farben und Muster kreieren eine surreale Atmosphäre, einen Alptraum in Rosa. Dafür bedienen sich die in den 1970er Jahren geborenen Künstlerinnen verschiedenster Materialien und Medien: Zu sehen sind Malerei, Zeichnungen, Fotografie, Film, Skulptur und Installation. Die Ausstellung mit den Künstelrinnen Nicole Bianchet, Kimberly Clark*, Heike Gallmeier, Myriam Mechita, Isabel Schmiga, Natalia Stachon, Alex Tennigkeit und Katharina Ziemke wurde von der Berliner Kunsthistorikerin Conny Becker kuratiert.
* Eveline van de Griend, Iris van Dongen und Ellemieke Schoenmaker arbeiten seit 2006 unter dem Namen Kimberly Clark zusammen.
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Galerie Sima
Hochstrasse 33
90429 Nürnberg
Ausstellungsdauer:
17. Januar bis 3. März 2012
Öffnungszeiten:
Mi-Fr 17-19 Uhr, Sa 11-14 Uhr und nach Vereinbarung
http://www.sima-projects.de/d/ausst/ist1/ausst_ist1_fset_d.htm
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