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DENNIS FEDDERSEN
 

INTELLIGENTE PARASITEN

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Intelligente Parasiten

Raumgreifend im wahrsten Sinne des Wortes sind die Arbeiten von Dennis Feddersen, für die er mit unterschiedlichen Materialien experimentiert: mit biegsamem Schichtholz etwa, das in großen Streifen wellenförmig und ineinander verknäuelt eine Fassade entlang wuchert, oder mit verschiedenen Kunststoffen. Flexibilität ist ein entscheidendes Kriterium der Materialien, die Dennis Feddersen im Kontext seiner Auseinandersetzung mit den Möglichkeiten des Skulpturalen bevorzugt. Seine Skulpturen richtet er im Sinne einer fortdauernden Versuchsanordnung immer wieder neu aus und reagiert mit ihnen auf die Gegebenheiten vorgefundener Architekturelemente. So wird zum einen der Raum selbst, in dem sich die Arbeiten ausbreiten, zum Thema. Darüber hinaus stellt Dennis Feddersen mit einem Augenzwinkern nichts weniger als die Gattung der Skulptur an sich zur
Mit den biegsamen Schläuchen unterschiedlichen Durchmessers und verschiedener Länge hat Dennis Feddersen das System einer ‚intelligenten Skulptur’ entwickelt, die sich einerseits anpassen kann und dennoch eigenständig, wenn nicht gar widerständig ist. Wie den Kampf Laokoons mit den Schlagen kann man sich einen Kampf mit der Skulptur vorstellen. Die Verschlingungen der vielfachen Enden der ‚Skulptur’ sind dem Auge kaum nachvollziehbar, es wird kein Zentrum erkennbar, von dem die Schläuche ausgehen oder auf das sie zulaufen. Diese Dezentralität ist ein entscheidendes Kriterium: In der rhizomähnlichen Struktur gibt es keine Hierarchien, es gibt keine Vorder- und Rückseite, kein Oben und Unten. Alle Elemente sind gleichberechtigt und endlos rekombinierbar, so dass praktisch jeder Ort zum Ort für diese Skulptur werden kann.
Seine Arbeiten sind wie Parasiten, die sich einen Raum erschließen, massiv in ihn eingreifen und ihn unter Umständen seiner eigentlichen Funktion entheben, indem sie ihn z.B. unbetretbar machen oder Sichtachsen versperren. Zugleich gehen diese Parasiten eine Symbiose mit dem Raum bzw. mit einzelnen Architekturelementen ein, auf die sie reagieren: Die ‚Skulptur’ braucht die Architektur, um überhaupt existieren zu können, und die Architektur profitiert insofern von diesem Eingriff, als ihr ganz neue visuelle und räumliche Qualitäten hinzugefügt werden.

Christine Heidemann, Berlin, April 2007

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Intelligent Parasites

The works of Dennis Feddersen can be considered as truly space-occupying. He is experimenting with different types of materials and textures, such as bendable plyewood that seems to almost creep in wavelike fashion along a wall, creating knots within itself or even the use of different types of plastic. Flexibility is one of the most important aspects for the choice of materials he uses, thus emphasizing the possibilities that may arise as a context during his sculptural work process.He constantly adjusts his flexible sculptures in the fashion of a series oftrials, i.e. he reacts to the architecture surrounding it and adapts his sculptures accordingly. So in this way the room of the exposition itself becomes an issue and thus Feddersen slyly places the whole genre of sculpture at our disposal.

Through his flexible tubes of varying diametres and length Dennis Feddersen has developed the system of an intelligent sculpture which on the one hand can be adjusted but which is independent or even resistant on the other. Just like Laocoon’s fight with the serpents one can imagine struggling with this sculpture. This tangle of multiple ends is hard to comprehend for the onlooker as there is no visible centre from where the tubes would emerge or where they would head for. This decentralising element is indeed a decisive criterion – the rhizome-like structure does not allow for any hierarchies as there is no front, no back, no top, no bottom. All elements are equal and may be combined infinitely so that any place can become the place for this sculpture and anyone can shape it according to his/her own ideas.

His works are like parasites, they take possession of the room, they intrude and almost undermine its very function, e.g. by making it inaccessible or by blocking views across the room. At the same time these parasites seems to form a symbiosis with the room or rather, with the architectural layout of the room which they then react upon – in fact, his sculptures need architecture in order to be able to exist but likewise architecture itself gains from this intrusion inasmuch as it receives completely new visual and spatial qualities from his works.

Christine Heidemann, Berlin, 2007