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JAN DIETRICH
 

POINT OF VIEW | VIDEOINSTALLATION 2006

Experiment zu Raum und Wahrnehmung

>> Ich sehe nicht, wie Du es siehst!

www.youtube.com/watch?v=Ao-Ie8XCwMI

Point of View dokumentiert in Bild und Ton einen städtischen Raum. Ähnlich dem Fahrstrahl eines Orientierungsradars umkreist eine Kamera eine Person, welche sich stets zu dieser hinwendet und so zum frontalen Mittelpunkt der Bildaufzeichnung wird. Kamera und Person nehmen während der Filmaufnahme jeweils das akustische Geschehen ihrer Umgebung auf.

Die Projektionsfläche für die Wiedergabe in der Installation ist mehrteilig aufgefächert. Mittig - ggf. auf die gegenüberliegende Wand - wird die gefilmte Person projiziert. Seitlich dieses Zentrums fangen im Raum montierte Leinwände die Peripherie des Gefilmten auf. Das Gesamtbild wird durch diesen Aufbau räumlich gegliedert und erlaubt so eine ungewohnt pointierte Betrachtung von scheinbar nebensächlichen Details.

Verändert der Betrachter seinen Standpunkt innerhalb der Installation, verschiebt sich zudem die perspektivische Zusammensetzung der einzelnen Leinwände. Dadurch fügt sich das Bildmaterial zu individuellen Kompositionen zusammen. Jeder Betrachter hat seinen eigenen Point of View, und obwohl das Gezeigte aus der selben Quelle stammt, unterliegt seine Wahrnehmung immer der individuellen Position.

Akustisch umspannt ein stereophoner Bogen die Installation. Ein Tonkanal unter der Mittelleinwand gibt die akustische Umgebung und die Ansagen der Himmelsrichtungen der zentralen Person wieder. Der zweite Tonkanal spielt am Projektor die Geräuschkulisse, welche zeitgleich die Kamera aufgenommen hat. Hier wird ein Hörbereich eröffnet, der zwischen den visuellen Fragmenten vermittelt.

Die Idee zu Point of View hat ihren Ursprung in Überlegungen zur Objektivierbarkeit von Raum und Materialität. Wann sind sich zwei Personen einig, das Gleiche zu sehen, und wo liegen die Zwischenräume der Wahrnehmung, die letztendlich individuelle Bilder prägen? Die Installation ist als Loop angelegt, um die stets gleiche Szene unter verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten und versteht sich so als Näherung an die Unzahl an Möglichkeiten, das objektiv Identische subjektiv unterschiedlich zu sehen.