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JORINDE VOIGT
 

(D) ABOUT / JORINDE VOIGT

About / Jorinde Voigt

Die Notationen von Jorinde Voigt setzen sich aus Elementen zusammen, die gesellschaftlichen Symbolcharakter haben oder bestimmend für die Beschreibung der Zivilisation und deren Umgebung sind. Die einzelnen Elemente sind als autonome Systeme notiert, die sich aus sich selbst heraus entwickeln. In den Zeichnungen werden diese Elemente miteinander verknüpft, indem der Aktionsverlauf des einen Elements den des anderen an einer bestimmten Stelle auslöst, stoppt, stört, parallel verläuft oder zu einem Apparat vereint. Oder die Notation erfolgt als Wachstumsstruktur und vielteiliger Aktionsablauf, der sich meist additiv oder anderweitig verhältnismäßig darstellt. In der Anordnung der Apparate wird deren räumliche und zeitliche Relation bestimmt. Durch die Festsetzung von Geschwindigkeit, Richtung, Dauer, Höhe, Temperatur entsteht eine genaue Verortung der Ereignisse. Der Fokus liegt dabei auf einer musikalischen Strukturierung der Wahrnehmung.

Die einzelnen Apparate bestehen aus einem Temperaturverlauf, Programmierstrukturen für Popsongs, Transformationsstrecken, Crashs, Adler, Luftraumbeschreibungen durch algorithmische Flugbahnanordnungen, Satelliten, unendlichen und endlichen Aktionsmustern (2 küssen sich), akustischen, elektrischen, organischen Impulsfeldern, Detonationsketten, Impulsbildung, räumlichen und akustischen Interferenzen, Zeit-Konglomeraten, übersetzter Linearität, entropischen Zuständen (Pfeile-Felder), Lichtbögen und Strom.

Die formale Konzeption des Formats der Zeichnungen greift den additiven und re-write Charakter der Elemente „2 küssen sich - Aktionsablauf“, „Temperaturverlauf“ und „Impulsfelder“ wieder auf, sowie Prinzipien von Unendlichkeit. In den Programmierstrukturen der Popsong-Elemente findet sich der gleiche Aspekt zur Erzeugung eines Geräusches, das auf dem aktuell bestehenden Apparat der Musikindustrie beruht.

Die Art der Notation ermöglicht in erster Linie ein Gerüst, um sich Dinge vorzustellen. Würde man die Zeichnungen als reines Filmskript, musikalische oder choreographische Partitur lesen, würde die Realisierung schnell an der Echtzeit oder den realen Möglichkeiten scheitern.
Es geht vielmehr um die Potenzierung dessen, was assoziativ mit dem einzelnen Element verbunden ist. Die Notationen sind eine Partitur für die Imagination.