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KATHRIN GANSER
 

BISCUIT 19.02.-01.03.2021 P145 GROUP EXHIBTION PILOTE CONTEMPORARY

(...) Kathrin Ganser arbeitet vornehmlich mit fotografischem Material, das sie in einem medienübergreifenden Ansatz auch installativ in den Raum erweitert. Sie eignet sich in digitalen Welten vorgefundene Bilder an, um diese aus ihrem ursprünglichen Kontext zu lösen und zu eigenen Zwecken umzuformulieren. Zwei kleinformatige Arbeiten aus der Serie Something is flying around zeigen einen Straßenzug und einen Blick aus dem Fenster, vor denen seltsame blaue Gebilde wie Fremdkörper im Raum schweben. Für diese Serie scannte die Künstlerin Gegenstände mittels einer App, welche die codierten Informationen in digitale Modelle für 3D Drucke umrechnet. Auf dem Display erscheinen fehlerhaft konfigurierte Objekte, welche sie vor dem jeweiligen Hintergrund in einem Screenshot festhält. Ihre ortsspezifische Arbeit The visible invisible zieht sich als großformatiger Print auf einer Tapetenbahn in einem Bogen über Wand und Boden des Ausstellungsraums. Bilder unterschiedlichen Ursprungs überlagern sich: verzerrte Ansichten des Standortes aus dem Internet, Fotos des gekachelten Bodens und undefinierte Bildfragmente. Fotografien einer Umarmung werden in unterschiedliche Ansichten derselben Situation zerlegt und überblenden sich gleichzeitig. Ein Bild entpuppt sich als Google Earth Straßenansicht, die in einem Moment festgehalten wurde, in dem das Programm die Daten ungenau verarbeitet hat: Häuserwände erscheinen lückenhaft und verzerrt. Kathrin Gansers Arbeit erzählt von Nähe und Distanz, Körperlichkeit und digitalen Artefakten. Die Künstlerin erforscht nicht nur entgrenzte Bildräume und digitale Ästhetiken, es sind vor allem die von Algorithmen produzierten Leerstellen, Abweichungen und Brüche, die sie interessieren. Ihre Arbeiten sind Deformation und Konstruktion zugleich. (...)

Text: Lena Fließbach,
excerpt from the exhibition review "Biscuit", P145, Berlin