REZENSION EINZELAUSSTELLUNG DRESDEN
Den Berliner Maler Marc Schmitz (geb. 1963 in Hamburg) haben die Galeris- ten Romy und Peter Eisermann in ih- rem Showroom von Berlin-Neukölln entdeckt. Ausstellungsbesuche folgten, dann der Besuch im Atelier. Nun ist der Künstler mit sieben Ölbildern in der Galerie am Damm zu sehen. Reiz- voll spielt das wechselnde Licht auf ih- nen. Am Abend glimmt eines der Bil- der golden auf. Stille und meditative Momente stellen sich ein...Die großformatigen „Zufallsland- schaften“ haben sowohl gegenständli- che auch als abstrakte Elemente, die von einer ungekünstelten Leichtigkeit erfüllt sind. Das Bild „fugi“ (2011) scheint von einer Reise nach Japan in- spiriert, der Vulkan vor den Toren der Metropole wie hinter einem Vorhang aus grauen, herablaufenden Farb- schlieren verborgen. Das ist das Ar- beitsprinzip von Marc Schmitz: Bild- zustände werden immer wieder verändert, korrigiert, ausgelöscht, neu geschaffen. Eine feine Hintergrün- digkeit klingt auch in anderen Arbei- ten an, wie in „yellow khan“ (Einla- dungskarte, 2012) die stakkatohaften, gelb-grünen Lanzenspitzen des Step- pengrases an die kriegerische Vergan- genheit der Region erinnern.
Der weit gereiste und mit einer Mon- golin verbundene Maler ist durch seine Land Art-Projekte in den Weiten der mongolischen Steppen bekannt geworden. Die Erlebnisse von Reisen nach Korea, China und Japan, besonders die Begegnung mit deren Kunst und Kultur, formten sein Weltbild, das von den ostasiatischen Religionen und Phi- losophien geprägt ist, vornehmlich durch den Buddhismus.
Als Maler liebt er die breit aufgestri- chene Farbe, ihre Nuancen auf großen, fast monochrom-meditativen Flächen. Der Gesamtklang wird von farbigen Strichen, aufblitzenden Farbsträhnen oder auch durchscheinenden Schrift- zügen komplettiert. Grau und Rosa dominieren seine beiden Bilder „Buddha Bar“ (2009) und assoziieren das zwischen Dunst oder Nebel auf- oder absteigende Tagesgestirn, wie es zu den Dämmerstunden in den Berg- regionen und Hochflächen Asiens oft üblich ist.
Schmitz nimmt ein uraltes Thema wieder auf: Er kehrt zu einer ganz ei- genen ursprunghaften Einheit von Na- tur und Kunst zurück. Seine Bilder scheinen wie aus einem Haiku von Bu- son gemacht, wo es heißt: „Das, was vor Augen,/Sieht aus wie längst ver- gangen/Im Nieselregen“. Drippings und Schlieren überlagern die meisten jüngeren Arbeiten und machen ge- spannt auf das Dahinter. Auf einem der Bilder verbergen sich hinter einem Farbnebel diffuse Figurationen („o.T.“, 2011), filigrane Gebilde in Grün und Rot, die wie das prächtige Geschirr eines mongolischen Reiters erscheinen. Die Malerei von Marc Schmitz entsteht immer im Prozess: Alles ergibt sich im Fluss des Malens, wenn die Idee ge- zündet hat. Eigenes Befinden wird da- rin ebenso eingeschrieben wie der Zu- fall. Immer neue Bildindividuen erobern sich ihre Fläche. Mancher bei- gefügte Titel verweist dabei vage auf Inhalte, nach denen man fast vergeb- lich sucht. Der Raum verschwindet in der Tiefe. Übrig bleibt ein flächiger Schatten, eine farbige Aureole, ein flüchtiger Hauch von Vergeblichkeit, eine von farbigen Partikeln erfüllte Welt nach einem ihrer zahllosen Un- tergänge.
Marc Schmitz studierte Philosophie an der Ludwig-Maximilians-Universi- tät in München sowie an der FU Ber- lin. Darüber hinaus ist er Absolvent der Kunstakademie München sowie der Akademie für Neue Medien in Ber- lin. Sein umfangreiches Werk, Malerei, Installationen, Objekte, Videos und Land Art waren bislang unter anderem auf der Busan Bienale in Südkorea, den internationalen Bienalen in Peking und Kairo sowie der ersten Land Art Bienale in der Mongolei zu sehen.
Heinz Weißflog
DNN 15.05.2012
http://www.qjubes.com/media/events/147.pdf