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MEIKE JANSEN
 

AUF DEM HOLZWEG

Installationsansicht bei Adamski, berlin
Ulrich Strothjohann in der Galerie Adamski

Maschinen ohne offensichtlichen Nutzen, Leuchtkästen mit wackeligen Schriften - wären die Werke von Ulrich Strothjohann nicht farbenfroh und voller humoristischer Details, könnten sie auch Ausgangspunkte für einen Alptraum sein. Doch statt zum Grübeln anzuleiten, befreit der langjährige Freund von Martin Kippenberger das tägliche Handeln mit Leichtigkeit aus der Zwangsjacke. Seine mobilen Geräte scheinen aus versprengten Fundstücken eines explodierten Baumarktes zusammengesetzt und wurden mit geschlossenen Plastikröhren voller Konfetti oder Stofffetzen vervollständigt. Diese bizarren Wägelchen, deren Nutzen zunächst gen Null zu streben scheint, lassen sich allerdings lässig durch die Galerie Adamski schieben, vorbei an den Leuchtkästen, mit denen Strothjohann so verspielt wie geheimnisvoll auf niemals eingehaltene Werbeversprechen verweist.

Spielerisch konfrontiert Strothjohann die Besucher seiner ersten Einzelausstellung in Berlin immer wieder mit dem sprichwörtlichen Holzweg. Dreht man etwa an der Traummaschine - einer Wäschetrommel ähnlichen Konstruktion - werden durch die perforierte Oberfläche gleich einem Lichtspiel, die Worte "Daydreamers level of elegance" auf von ihm konstruierte, wie bereits vorgegebene Wände sichtbar. Augenblicklich kann man die Leichtigkeit des Irrationalen nachvollziehen und fühlt sich seltsam verstanden. Nur, warum?

Strothjohann arbeitete von den Achtzigern an eng mit Martin Kippenberger in Köln, bis zu dessen Tod. Noch heute betreut der in Köln und Berlin lebende Strothjohann alle Ausstellungsaufbauten Kippenbergers und ist als einziger befugt dessen Werke zu restaurieren. Doch mit dem postumen Erfolg seines Freundes bleibt ihm auch heute kaum Zeit für die eigene Kunst. So gilt Ulrich Strothjohann als "bekanntester unbekannter Künstler". Mag solche eine Situation für andere zum Trauma werden - Strothjohann interessiert nicht der heroische Einzelkampf, dafür das, was aus einer Partnerschaft entsteht. Eine Lebensanschauung, die auch sein Werk stark beeinflusst.

Ob ein mit Spielkarten übersäter, metallener Tunnel, an dessem Ende "Sick of good buys" geschrieben steht und Strothjohanns Ambivalenz zum Kunstmarkt beschreibt oder ein riesiger Tropfenfänger aus gelb ummantelten Draht - stets schwingt in den Objekten ein improvisierender Charakter mit, der auf einen gewissen Skeptizismus gegenüber der Technik abzielt. Das Unzulängliche des Menschen ist sein Thema, da bezieht sich Strotjohann gern auf die Philosophie Martin Heideggers. Etwa wenn er den Besuchern mit "Das Ding an sich", eine rotierende Kabine aus zusammengeflickten Markisenstoffen zur Verfügung stellt. Er geht sogar noch einen Schritt weiter und übergibt den Rezipienten die Macht. Denn mit einer Fernbedienung regeln die Nutzer selbst die Geschwindigkeit, mit der sich das Gestell, das für Heidegger wie Strothjohann "die Welt" darstellt, um sie dreht.

Allen gezeigten Arbeiten, entstanden zwischen 1996 und 2008, ist vor allem eines gemeinsam: Es geht Strothjohann nie darum, den richtigen oder den falschen Weg zu markieren, sondern den von ihm bevorzugten Irrweg, auf dem man mit eigenen Projektionen und Verhaltensweisen konfrontiert wird. Vielleicht erfreut all das Irrationale den Betrachter auch nur für einen Moment. Das geht in Ordnung.

Galerie Adamski, Strausberger Platz 3, bis 14. 6. Di-Sa 12-18 Uhr.