MEIKE JANSEN SCHAUT SICH IN DEN GALERIEN VON BERLIN UM
Boxen, das ist neben dem Laufen wohl eine der unmittelbarsten Sportarten. Hau zu oder renn weg, Konfrontation und Reaktion - Susanne Huth hat sich für das Boxen entschieden. Drei Monate trainierte sie in dem berühmten Brooklyner Boxclub "Gleason's Gym", in dem bereits Mike Tyson, Muhammed Ali oder George Forman fit gemacht wurden. In drei Videos kann man sie nun beim Trainieren und während ihres ersten Kampfes beobachten, man kann in ihrem Tagebuch lesen und sich mit dem auseinandersetzen, was man real nennt und was sich doch immer wieder mit Fiktivem verbindet. Was auch in Huths Fotoserie "Gotham City" offenbar wird, für die sie die Schauplätze von Joel Schumachers "Batman forever" besuchte und festgehalten hat. Nun hängen sie an den Betonwänden der Galerie Stedefreund und wirken weder unheimlich noch glamourös. Es sind halt ganz reale, ungeschminkte Orte, denen dennoch etwas Besonderes anhaftet. Aber das liegt sicher auch an den fotografischen Fertigkeiten von Susanne Huth. Und genau diesen Grat zwischen Illusionistischem und dem Realen, das nicht minder schön, aber eben anders ist, spürt die 1972 in Magdeburg geborene Huth immer wieder auf und überprüft ihn auf seinen Gehalt. Mit ihrer meist sehr praktischen Herangehensweise verdeutlicht sie zwar einerseits die Grenzen der Projektionen, aber eben auch die Möglichkeiten der Partizipation. Spannend! Weniger spannend, dafür recht unterhaltsam ist das neue Video von Ming Wong "Angst Essen" im Bethanien. In dem konzentrierten Remake von Fassbinders "Angst essen Seele auf" spielt und spricht Ming Wong alle Personen selbst. Eine Geschichte über die Einsamkeit, das Außenseitertum und das Fremdsein, die in ihrer dichten Inszenierung überzeugt, aber leider keine neueren Erkenntnisse für das Hier und Heute liefert als das Original aus den 70ern.Susanne Huth, bis 21. Juni Mi-Sa 14-19 Uhr, Stedefreund, Rosenthaler Str. 3 Ming Wong: Angst Essen, bis 22. Juni, Mi-So 14-19 Uhr, Künstlerhaus Bethanien, Mariannenplatz 2