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MORITZ GRÜNKE
 

TEXT ZU DEN NITROFROTTAGEN VON MORITZ GRÜNKE

Aus der Eröffnungsrede „Sie stehen vor einer Mehzweckhalle“ von Dr. Joachim Penzel:

... Moritz Grünke leistet mit seinen in poetisch leichten Linienstrukturen umgesetzten Frotagen eine komplexe kunst- und mediengeschichtliche Reflexion, die den Zusammenhang zwischen der abstrakten Formensprache von Künstlern der klassischen Moderne mit Architekturformen des modernen, gleichermaßen rationalisierten wie industrialisierten Bauens verdeutlicht. Unter Rückgriff auf standardisierte grafische Elemente des Computers wird das Medium der Zeichnung darüber hinaus von subjektiven Einflüssen befreit und analog zum Darstellungsthema der Typenbauweise nun als eine Art modularer Typografik entfaltet. ...

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Kaputte Formen finden, die trotzdem stimmen. (Rainald Goetz)

Alte Formulare, Baupläne, Listen: bedrucktes Papier, mit Linien, Kästchen und Piktogrammen jeglicher Art, geschaffen, um Klarheit in den bürokratischen Alltag zu bringen.

Eine Form von Raster wird geschaffen, um einen Überblick und Ordnung in das ungliebte Chaos zu bringen. Diese Schema wiederum sind nur für »Eingeweihte« vertändlich, da sich die Formulare einer eigenen, mit Zeichen verschlüsselten Sprache bedienen.

Starre Gebilde, die mir als Grundlage meiner Arbeit dienen. Mit Hilfe der Nitrofrottage, einer chemischen Ablösetechnik, bei der mit einem Lösungsmittel der Toner von einem Papier abgelöst und auf ein anderes übertragen wird, habe ich die Möglichkeit, die unterschiedlichen Vorlagen auf ein Blatt zu vereinen.

Alte Formulare werden zusammengetragen, gesammelt und vervielfältigt.

Die Vordrucke geben eine Struktur, eine Ordnung vor, die durch das Herausschneiden einzelner Teile gestört wird. Die Raster werden zerpfl ückt und neu zusammengefügt zu obskuren Gebilden. Zu stimmigen aber kaputten Formen.