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PETRA REICHENSPERGER
 

TÄTIG SEIN

Maria Thereza Alves, Heike Bollig, Cao Fei / Ou Ning, Asta Gröting, Claudia Hardi, Jeanne van Heeswijk, Petra Maitz, Phill Niblock, Kirsten Pieroth, Peter Piller, Gunter Reski, Cornelia Schmidt-Bleek, Michaela Schweiger, Allan Sekula, Inga Svala Thorsdottir, Rosemarie Trockel, Moira Zoitl

"Ich weiß nie, arbeite ich gerade oder nicht. Und was in mir arbeitet, dass kann ich meistens nur erahnen." Ein Szenario, das René Pollesch mit diesen zwei Sätzen auf den Punkt gebracht hat. Ein Szenario, das eine inzwischen alltägliche Situation umreißt, fernab der Trennung zwischen Arbeit und Freizeit, zwischen Wohn- und Arbeitsort, wie sie für die fordistische Produktion charakteristisch war.

Das Projekt Tätig Sein, dass neben einer Ausstellung ein Buch umfasst, setzt sich mit Veränderungen unserer Arbeits- und damit auch Lebenswelt auseinander. Was immer wir tun, wir tun es immer mehr unter dem Aspekt seiner Verwertung und Perfektionierung. Galt diese Aussage einst für das wirtschaftliche Handeln, werden nun mehr und mehr Bereiche von der Logik des Marktes erfasst, die in der traditionellen Ökonomie als ausserökonomisch beschrieben wurden. Insofern dies auch die Kunst betrifft, verwundert es nicht, dass sie sich dieses Themas verstärkt angenommen hat. Insbesondere vor dem Hintergrund, dass das von der Bohème getragene Ideal selbstbestimmter und nichtentfremdeter Arbeit - vormals Gegenmodell zum kapitalistischen Prinzip der Arbeitsteilung - nun als Norm befestigt wird.

Die Ausstellung stellt historische und zeitgenössische Positionen vor, die diesen Wandel auf verschiedenen Ebenen reflektieren. Mit dem Begriff Tätig Sein wird eine Größe jenseits des Gegensatzes zwischen Arbeit und Freizeit eingeführt, die nicht nur das Nebeneinander, sondern auch die Äquivalenz verschiedener Tätigkeiten betont: bien fait, mal fait, pas fait.

Ko-Kuratorin für die NGBK, Berlin