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STEFANIE IPPENDORF
 

ART KARLSRUHE VS UND#2: EIN RÜCKBLICK AUF DIE KARLSRUHER KUNSTMESSEN

Unstoppable: genau wie die Biennalen weltweit, sprießen hierzulande Kunstmessen aus dem Boden der Kunstwelt. Herkömmlichen Messen wird der Rang durch "Gegenmessen" strittig gemacht oder sie werden von "Sattelitenmessen" umkreist. Inzwischen hat sogar das verträumte Karlsruhe zwei Kunstmessen vorzuweisen: die art KARLSRUHE und die UND.

Die "Klassische": Im Vergleich zu anderen Messen (z.B. die ART Cologne 1966 gegründet) noch recht jung, fand die art KARLSRUHE dieses Jahr zum vierten Mal in den Hallen der Karlsruher Messe und Kongress GmbH statt. Gezeigt wurde die "bewährte Karlsruher Mischung". In jeweils einer Halle wurde die Kunst der klassischen Moderne und die zeitgenössische Kunst feilgeboten. Von dem Galeristen Ewald Karl Schrade kuratiert versprach die art KARLSRUHE dem Messepublikum "Highlights von Feininger bis Bisky" - 161 Galerien aus 9 Ländern - und brüstete sich damit, vom "Geheimtipp zum Pflichttermin für Sammler und Kunstfreunde" aufgestiegen zu sein. Nachdem sich die Frankfurter Kunstmesse zur Fine Art Fair Frankfurt gewandelt hatte, ist die Karlsruher Messe nun de facto die größte Kunstmesse für das mittlere Preisniveau in Süddeutschland, also dem Teil unseres Landes, in dem der schnöde Mammon noch lockerer in den Geldbeuteln sitzt. Das Publikum der art KARLRUHE war dementsprechend wohl betucht und die Messe hat vorrangig das geboten, "was sich gut macht" - im Wohnzimmer! Solide "Flachware“ also. Und das obwohl die art KARLSRUHE in einer Sonderveröffentlichung der KUNSTZEITUNG (deren Herausgeber Lindinger und Schmid übrigens mit der Pressearbeit der Messe beauftragt waren...) schon als "Trendsetter" in Sachen Skulptur bejubelt wurde: Statt die Kunst nur in den einzelnen Kojen der Galerien zu präsentieren, wurden nämlich gesonderte Skulpturenplätze eingerichtet. Damit wollte man dem von Judy Lybke heraufbeschworenen "next-big-art-boom-thing" einen besonderen Stellenwert in der Messe einräumen. Bis auf die Skulpturen-Karawane von Christel Lechner (Galerie Lauth) waren diese Skulpturenplätze jedoch leider wenig auffällig. Auffällig dagegen war die absolute Unterrepräsentanz der Neuen Medien. Selbst die Stände des ZKM | Zentrum für Kunst und Medientechnologie Karlsruhe und der Staatlichen Hochschule für Gestaltung Karlsruhe konnten dieses Manko nicht auffangen, wirkten diese doch wie in die sogen. "Museumsmeile" der dm-arena abgeschoben.

Ganz anders die UND#2. Auch wenn sie keinesfalls als Gegenmesse zu art KARLSRUHE gemeint ist, kann sie als das "junge wilde" Pendant zu eben dieser betrachtet werden. Initiiert von Joachim Hirling (Poly-Produzentengalerie e.V.) sowie Sebastian und Lukas Baden (Ferenbalm-Gurbrü Station) verstand sich die UND als "Plattform zur Präsentation von Kunstinitiativen in Karlsruhe plus internationale Gäste", das heißt als ergänzende Veranstaltung zu ihrer offizielleren "großen Schwester".
Die UND#2 mochte vielleicht improvisierter und trashiger als die art KARLSRUHE erscheinen (Veranstaltungsort war das ehemalige Autohaus Zschernitz), kam jedoch vor allem bescheidener daher. Wo sich die art KARLSRUHE bereits auf Rang drei der Kunstmessen im deutschsprachigen Raum (hinter Basel und Köln) gesehen hat, freuten sich die Macher der UND darüber, daß sich die Besucherzahl der Vernissage von 400 auf 800 Gäste verdoppelt hatte. Statt auf den Verkauf setzten Hirling und die beiden "Baden-Brüder" mit ihrem ehrenamtlichen Engagement vor allem auf die Vernetzung von europäischen "Off-Space" Kunsträumen. Ihre Messe war ein Experimentierfeld und jeder teilnehmenden Initiative war absolute kuratorische Freiheit gewährt. Und das sah man: Hier wurden die Kunst und ihre Ideale noch gelebt!


art KARLSRUHE
Internationale Messe für Klassische Moderne und Gegenwartskunst
22.03.- 25.03.2007

Messe Karlsruhe
Messegelände
76287 Rheinstetten

art-karlsruhe.de

Und#2
Plattform zur Präsentation von Kunstinitiativen in Karlsruhe
plus internationale Gäste
21.- 25.03.2007

Durlacher Allee 66
76137 Karlsruhe

und-1.de

Stefanie Ippendorf