WHAT A WONDERFUL WELZ PETER WELZ IM SHOWROOM DER ENBW
Obwohl Peter Welz momentan mit Videoprojektionen große Erfolge feiert, bezeichnet er sich selbst als Bildhauer. Tatsächlich in Dublin, New York und London als Bildhauer ausgebildet, war es ihm immer schon zuwider, starren Skulpturen Ausdruck zu verleihen. Dementsprechend versuchte er, die Skulptur aus den Fesseln der Regungslosigkeit zu befreien. In Arbeiten wie >figure (grey) moving (backward) in a circle (continuously)< (2002) bewegt sich ein kahlköpfiger Torsi an einem Metallreifen durch den Raum und die Büsten in >seven heads, negating< (1998/2001) schütteln unentwegt den Kopf. Figur und Bewegung, Objekt und Raum – das sind die Themen die Welz beschäftigen. So war der Schritt zur Video- und Projektionskunst kaum zu umgehen, bietet dieses Medium doch die Möglichkeit, genau diese Aspekte näher zu untersuchen.
In Zusammenarbeit mit dem Hamburger Bahnhof und als Ergänzung zur dort gezeigten Ausstellung >Jenseits des Kinos: Die Kunst der Projektion< (läuft noch bis zum 25.02.2007) stellt der Showroom der EnBW nun zwei Projektionen und vierzehn Zeichnungen von Peter Welz zur Schau. Der Ausstellungstitel >Figure inscribing a circle< ist gleichzeitig der Titel von Peter Welz brandneuer Arbeit (2007). Sechs mixed media Zeichnungen illustrieren hier die Entwicklung der ursprünglichen Idee bis hin zum tatsächlichen Werk: Am Anfang war ein Photo William Forsythes. In der fertigen Videoprojektion nimmt ein “Kollege“ Forsythes, Christopher Roman, eine ganz ähnliche Haltung wie der bekannte Choreograph auf dem Bild ein und umschreibt so, sich mit einem Arm auf dem Boden abstützend und sich dabei um die eigene Achse drehend, eine Kreisform auf einer Drehscheibe. Durch diverse Kameraeinstellungen und eine reflektierende Scheibe innerhalb der Projektion wird diese Bewegung jedoch immer wieder gebrochen, aufgesplittert, gedoppelt und mündet schließlich im „bewegten Stillstand“.
Ganz und gar nicht still steht William Forsythe in Welz >whenever on on on nohow on | airdrawing< da. Sein ganzer Körper ist im Fluß, er dreht und windet sich. Was auf den ersten Blick wild und mitunter unkoordiniert erscheinen mag, ist das Umsetzen von Wörtern in Tanz. Welz hatte Forsythe darum gebeten, ein Samuel Beckett Zitat in den Raum einzuschreiben: >whenever on on on nohow on<. Die Aufnahme des dabei entstandenen “Tanzes“ hatte Welz auf ein Papier projiziert, ist den Handbewegungen des Choreographen mit einem Stift gefolgt und hat so eine abstrakt erscheinende Zeichnung erstellt. Einen Teil des Linienwirrwarrs wiederum hat der Künstler dann verwendet, um daraus wiederum die architektonischen Elemente zu generieren, auf denen Forsythes Wort-Tanz ein weiteres mal erscheint.
Welz Kunst ist gattungsübergreifend und vielschichtig aber trotzdem nicht trocken und verkopft: ... what a wonderful Welz!
Abbildungen:
- Zeichnung zu >figure inscribing a circle<; mixed media, © Peter Welz
- Modell zu >whenever on on on nohow on | airdrawing<; Holz, Beton, Palette, Pappe, Videoprojektion, Projektor, DVD Spieler, 30 Min. Loop, Sound; 125 cm x 87 cm x 56 cm, © Peter Welz
Peter Welz: Figure inscribing a circle
12.01. – 10.03. 2007
Showroom der EnBW Energie Baden-Württemberg AG
Schiffbauerdamm 1
10117 Berlin
Mo – Fr 11 – 20h, Sa 11 – 18h
www.enbw.com
Stefanie Ippendorf