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STEPHANIE DOST
 

DR. MARTIN OSWALD ÜBER STEPHANIE DOST

2017

Stephanie Dost, die an der Leipziger Hochschule für Grafik und Buchkunst bei Arno Rink und Neo Rauch studiert hat, definiert sich über einen malerischen Ansatz, ihr aktuelles Werk ist zugleich zeichnerisch geprägt. Manche ihrer Tuschpinselarbeiten erinnern in ihrem palaktiven Auftrag an die Akte der Brücke-Expressionisten, andere an den Fauvisten Matisse, für den ein flächig aufgetragenes Schwarz das benachbarte Weiß zur malerischen Farbe machte.
Die Blätter unterschiedlichen Formats gruppiert Stephanie Dost zu raumfüllenden Installationen. Es sind additiv komponierte Bildwände, die sich im Arrangement zu einem neuen Gesamtbild fügen, dessen Einzelelemente jedoch selbständig gültig bleiben. In Summe könnten sie eine Geschichte erzählen, als Einzelbild Teil einer ganz anderen Erzählung sein.
Das künstlerische Repertoire orientiert sich an der sichtbaren Welt. Stephanie Dost arbeitet mit „angespülten“ Fundstücken, die sie isoliert und in neue Kontexte stellt. Die Figuren entnimmt sie einem über Jahre hinweg gesammelten Archiv an Bildimpulsen. Diese entstammen unterschiedlichsten Quellen: Filmstills, Menschen aus dem Umfeld der Künstlerin, zeichnerische und fotografische Notate aus Museumsbesuchen, Illustriertenfotos und Screenshots, kurzum alles, was die Bilderflut der Gegenwart bereit hält. Die Künstlerin filtert daraus Motive, die aufgrund der Farbigkeit, bestimmter Gesten oder Details ein Potential enthalten, das im Transfer zum künstlerischen Bild eine neue Dimension erfährt. Häufige Themen sind Paare, Gruppenbilder, Intimität und Nacktheit. Dabei geht es Stephanie Dost um eine Auseinandersetzung mit dem Alltäglichen, mit den eigen Wunschbildern und denen der Anderen. „Etwas wird in dem Bild auf den Punkt gebracht und beschäftigt mich daran, es ist ein Gefühl oder eine Erinnerung, der Moment, die Atmosphäre, meistens ein interessanter Protagonist oder eine Skurrilität“ (Stephanie Dost). Im Idealfall beinhalten die daraus abgeleiteten Werke eine Irritation, die dem Betrachter ein Rätsel lassen, das unterschiedliche Lösungen erlaubt.
Immer wieder lassen sich dazwischen Zitate aus der Kunstgeschichte finden. Ein Mädchen etwa mit Katze scheint geradezu einem Egon-Schiele-Bild entstiegen. Stephanie Dost montiert es in eine neue Umgebung, die fast an japanische Mangas denken lässt. Banalste Alltagsszenen wie sie im Internet kursieren, mutieren zu comicaften Bildfolgen. Stephanie Dost „schreibt ihre Bilder beinahe so wie Blogs: Sie konstatiert nüchtern, sie erzählt ausschweifend und mit Gefühl. Sie bewertet präzise und sie ironisiert mit böser Lust“ (Ingeborg Ruthe).

Text von Dr. Martin Oswald 2017