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LEIF MAGNE TANGEN
 

ESSAY: NUR NUR GESCHRIEBEN VON LEIF MAGNE TANGEN / GEFILTERT VON ØYSTEIN AASAN KATALOG TEXT, KLARTEXT BERLIN, KUNSTRAUM NIEDERÖSTERREICH, P. 15, ISBN 3-9502078-5-6 WIEN, ÖSTERREICH,

Nehmen Sie Einmal an, ein Künstler stellt in einer Kunstausstellung einen Text aus. Der Text behandelt irgendetwas, das mit dem Museum und seinen Aktivitäten zu tun hat. Der Betrachter soll die Wörter wie bei einer Installation lesen, rundheraus, genau so, wie man ein Gemälde ablesen könnte. Aber weil der Text (oder die Installation, wenn Sie so mögen) in einem Kunstambiente dargeboten wird, steht anzunehmen, dass das Objekt (großformatige, ausgeschnittene Buchstaben in einer Struktur aus Pappe und Holz) einen konventionellen "Kunst-Inhalt" transportiert. Der Betrachter zeigt sich verwirrt, unfähig, irgendeine normale Kunst-Bedeutung zu erkennen. Er beginnt damit, den Text zu entziffern: "Museum ohne Mauern".

Wörter werden nicht bloß hingeschrieben. Gelegentlich werden sie gesungen (oder könnten gesungen werden). Obwohl auch eine Stapel von CDs ein skulpturales Element enthält, müssen diese dennoch primär nach ihrem Inhalt beurteilt werden, der sich in Worten ausdrückt. Dann erst würden viele Leute, in einem offensichtlich der Tradition verpflichteten Verständnis, ausrufen: Wenn das Ganze überhaupt einen Bezug zur Kunst hat, dann wohl eher mit der Kategorie der "Performance" als mit einer "skulpturalen Installation". Das alles lässt immerhin die Beobachtung zu: Wenn ein Künstler "(ein Stück) Text" verwendet, dann tut er nicht in der vom Publikum erwarteten Art und Weise. "Es gibt ein Loch in Pappis Arm, wo all sein Geld reingeht / Jesus Christus starb umsonst, auch wenn ihr's nicht verstehe" (John Prine).

Photo:
Øystein Aasan, Museum without walls: Bjarne Engebret - "Composition in red" (1935), Tempora on plaster mounted on fibre wood. Rolf E. Stenersen Collection