Souterrain

Christine Schulz

20 Apr - 11 May 2013

CHRISTINE SCHULZ
California Calling
Kuratiert von Christine Nippe
20. April - 11. Mai 2013

Wenn wir das Wort Kalifornien hören, dann schieben sich zahlreiche Bilder vor unser inneres Auge: Bei dem einen werden es die Surfer vor der Küste von Mendocino sein, beim nächsten die unendlichen Landschaften aus dem Autofenster oder die überdimensionierten Reklameschilder an den Highways von L.A.. Die Ausstellung von Christine Schulz „California Calling“ lädt dazu ein, in bekannte und unbekannte Bildwelten Kaliforniens einzutauchen und sich dem Verhältnis von Welt und Medium zu widmen.

Die Schau enthält eine Rauminstallation und drei Papierarbeiten, die durch Christine Schulz’ zweimonatigen Aufenthalt im Herbst 2012 in Kalifornien inspiriert wurden. Wir sehen Fotografien enigmatischer Landschafts- & Architekturaufnahmen wie etwa San Franciscos Golden Gate Bridge oder einen Wüstenabschnitt nahe des Death Valleys. Überlagert werden diese eigens aufgenommen Aufnahmen mit Bildern von Filmklassikern wie etwa Hitchcocks „Vertigo“ oder Antonionis „Zabriski Point“. Zusätzlich hat Schulz’ eine Tonspur auf der Basis des Kriminalfilms „Zodiac“ montiert, bei der man das rhythmische Tippen von Schreibmaschinen, Telefonklingeln und Satzfragmenten hört und sich unwiederbringlich in die Aufklärung eines Verbrechens in San Francisco verwickelt fühlt.
Ob Ton, reale oder fiktionale Bilder gemeinsam ist ihnen, dass sie dem Mythos Kaliforniens nachspüren. Ein Mythos, der nicht unerheblich durch die Nähe zur Filmindustrie Hollywoods und vieler anderer Filmproduktionsgesellschaften geprägt wurde. Dies lässt sich beispielweise anhand von Filmlisten nachvollziehen, die Christine Schulz für die Ausstellung recherchiert hat. In einer Leseecke mit Katalogen und Büchern werden weitere Hinweise auf Schulz’ Arbeiten gegeben.

In ihrem Schaffen bearbeitet Christine Schulz das ambivalente Verhältnis von Welt und Bild. In dieser Ausstellung geht es vor allem um den Einfluss des Kinofilms auf unsere Wahrnehmung. Es formen sich Fragen, wie etwa: Was erscheint uns als Wirklichkeit? Was selektiert unser Auge auf einer Reise? Und inwieweit strukturieren Filmklassiker den bislang noch unbekannten Ort? All diese Fragen durchziehen die Ausstellung „California Calling“ und laden ein, darüber nachzudenken.

Wie in einer Ateliersituation zeigt Christine Schulz im Souterrain Berlin ihre neuen Arbeiten, die sich in einem Zustand des „Work in Progress“ befinden. Das Unabgeschlossene und Prozesshafte dieser Werke entspricht ihrer Vorgehensweise wie etwa zuvor bei Godspeed, Parcours oder VENTOUX. So können Elemente ihrer Rauminstallation auch in anderen Kontexten wieder auftreten. Nicht zuletzt reagiert sie ebenfalls auf die Ortsspezifik des Projektraumes, der mit seinen mäandernden Rohrsystemen eine eigene Raum- & Geräuschsituation – jenseits eines White Cubes – und innerhalb der Sophie-Gips-Höfe besitzt.

Christine Nippe