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ANDREAS GRAHL
 

ANDREAS GRAHL

Die Installationen und Objekte von Andreas Grahl überraschen durch ihre formale Wandlungsfähigkeit – ihre Gemeinsamkeiten lassen sich nur schwer an Äußerlichkeiten ablesen. Dabei spielt die Form und deren Entstehungsprozess eine grundlegende Rolle: Der hohe handwerkliche und materielle Aufwand ist gleichzeitig Kontrast und Bedingung für die Darstellung ganz banaler und alltäglicher Inhalte.

Radikal sind die Arbeiten in der Auseinandersetzung mit dem Kunstbetrieb: Wie in Pier One (2000) fordert Andreas Grahl Kunstförderer entweder direkt heraus Stellung zu beziehen oder integriert Entscheidungsträger in semantische Schleifen, in denen sie letztlich Aussagen über sich selbst treffen (Galerist, 2001).

Auf der Grundlage einer „gefühlten Wirklichkeit“, und ohne einen Sinnverlust zu erleben, zeigen die Objekte gleichzeitig poetisches Potenzial, wenn sie vertrauten Lebenszusammenhängen ihre kausale Logik und Rationalität entziehen: So ist Ofen (1999) ein vollständig aus Glassplittern zusammengesetztes Objekt, das in einem Galerieraum hinter eingeschlagenen Scheiben präsentiert wurde. Andreas Grahl erfand dabei das objektive Bild eines Gebrauchsgegenstands neu und verschob es als selbstreflexives Symbol in den Raum der Kunst. Arbeiten wie Flugzeug (2001), Küken (2003), Q (2004) oder Elefant (2006) erinnern auf ähnliche Weise an die Vision eines Kindes von Spielzeugen in Überlebensgröße. Durch permanente Perspektivverschiebungen verhalten sich Parameter wie Funktion, Material, Gegenstand und Größe immer wieder anders zueinander. Diese Neudefinition bei größtmöglicher Präzision in der Materialverwendung verleiht den Arbeiten von Andreas Grahl immer wieder eine irritierende Spannung und bleibt als künstlerische Strategie auf alle Medien übertragbar.

Bettina Reichmuth