Charim

Markus Krottendorfer

11 Sep - 05 Oct 2013

© Markus Krottendorfer
Biosphere II, 2013
Sujet 1-9
Inkjet Print
101 x 101 cm gerahmt
Ed. 5 + 2 AP
MARKUS KROTTENDORFER
No one belongs here more than you
11.9. - 5.10.2013

Fotografien sind uns als LICHT-Bilder bereits so vertraut, dass diese Tatsache weniger mehr als ein Gemeinplatz ist, und die Quelle allen Sehens, die Sonne, dabei ganz aus dem Zentrum rückt. Markus Krottendorfer rückt sie in seiner dritten Einzelausstellung in unserer Galerie wieder ins Zentrum! Er inszeniert ihr Leuchten, fängt ihre Strahlen ein um jene technisch-architektonische Apparatur zu zeigen, die als Beobachtungsbauwerk in der Wüste Arizonas seit den 1960er-Jahren zur Sonnenbeobachtung errichtet wurde.

Seinen 16mm Film „Mc-Math Pierce Solar Telescope“, hat er im Inneren des Tubus jenes Sonnenteleskopes in Arizona gedreht. Unwillkürlich drängen sich dabei Bilder aus diversen Science-Fiction-Filmen auf, Raumschiffkonstruktionen und technisch gestaltete Lebenswelten von Menschen, die in leeren Welträumen zu Zielen unterwegs sind, deren ferne Sehnsuchtsdestination eine bewohnbare Erde ist. Ein weiterer Teil der Ausstellung, Biosphere II, zeigt in einer Abfolge von Fotografien, eine derartige Überlebenswelt, die hier, auf dieser Erde, mitten in der sengenden Sonne und umgeben von einer unwirtlichen Wüstenlandschaft, das Leben in einer autarken Biosphäre erprobt; modellhaft steht Biosphere II für diverse Siedlungen, die, beseelt vom us-amerikanischen Kolonistengeist, Heimat auf fernen Planeten schaffen sollen.

Markus Krottendorfer inszeniert diese Bezüge und Mitbedeutungen indem er die Räume der Galerie verdunkelt, verschattet, erleuchtet und als Raumfolge nutzt, die im unmittelbaren Zusammenhang mit dem Gezeiten stehen. Aus der Dunkelheit, die der Lichtstrahl eines Projektors teilt, aus dem Inneren einer Beobachtungsröhre, schauen wir auf Spiegel, die Sonnenlicht auf Detektoren und Beobachtungsinstrumente im Berghöhleninneren umleiten. Dieses Licht, auf Film gebannt, wird nun vom Projektor selbst zurückgeworfen und erhellt die angrenzenden Umgebungsräume der Galerie. Verschattet und leer werden sie zu formalen Elementen einer vom Außenlicht abgeschotteten Welt, deren Zweck die Erforschung der Sonne, der Regelmäßigkeit ihres Umlaufes, ihrer bewegten Oberfläche und die Messung von Strahlungsspektren elektromagnetischer Wellen, ist.

Sonnenlicht ist mehr, als nur das für uns sichtbare Licht. Das technische Medium der Fotografie ermöglicht es, das Spektrum dessen, was wir mit bloßem Auge sehen, zu erweitern und die Welt in einem anderen Licht zu zeigen, zumal eine Welt, die künstlich ein Lebensbiotop nachgestalten soll. Markus Krottendorfer hat den Gebäudekomplex, der Biosphere II beheimatet, mit Infrarotfilm fotografiert. Die fremdartig wirkenden Ansichten von Glaskonstruktionen, Reagenzgläsern, Pflanzen und Naturnachstellungen scheinen tatsächlich einen fremden Planeten mit humanoider Besiedlung zu zeigen. Vielleicht ist es auch nur ein sentimentaler Rückblick aus einer fernen Zukunft auf jene Urszene, die den Anfang zeigt. Diese Ikonen des Aufbruches werden jetzt in einer dunklen Höhle von einer überdimensionalen, künstlichen Sonne beleuchtet. Es ist dies die zweite Lichtquelle in dieser Ausstellung, ein großer Scheinwerfer, wie er am Set von Filmproduktionen verwendet wird. Die Utopie eines Aufbruches zu anderen Welten, die noch vor einigen Jahrzehnten real schien, erleben wir, so scheints, nur mehr in postapokalyptischen Kino-Epen.
 

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