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CINDY SCHMIEDICHEN
 

CINDY SCHMIEDICHEN PARCOURS TEXT: JEANNETTE STOSCHEK, 2009

PARCOURS
Als Sammlerin, Archivarin und Spurensucherin bezeichnet sich die Künstlerin Cindy Schmiedichen und umreißt gleichzeitig ihre Arbeitsweise. Schmiedichen sucht ihre Objekte und Materialien außerhalb des klassischen Ateliers auf ihren Streifzügen durch ihre/unsere Umwelt. Sie stößt auf einfache, alltägliche Dinge, weggeworfene, achtlos liegen gebliebene Materialien, Abgelegtes und Vergessenes. Oftmals hält sie den Ort, das zufällige Arrangement zeichnerisch oder fotografisch fest. Neben den sichtbaren Fundstücken kann es aber auch die vergessene, verdrängte Geschichte eines Ortes sein, der sie zur Recherche anregt und sie zum intensiven „durchstöbern“ auffordert. Die Künstlerin sucht das Potential in den Dingen und ihrem Ort. Mit Bildern, Skizzen, Gegenständen und Geschichten hält sie es fest, um es in einem weiteren Prozess zu verarbeiten und für den Betrachter das Verborgene sinnlich und visuell erfahrbar zu machen.

In ihrem für die Meisterprüfung entstandenen Werk arbeitete Cindy Schmiedichen mehrere Wochen in einem fensterlosen Raum, den sie wie einen leeren Karton mit Objekten und Objektgruppen füllte. Das mitgebrachte Material, Plastikschüsseln, Latten, Fäden, Stäbe, formt sich in einem langsamen Dialog zwischen Raum, Objekten und Künstlerin zu einer räumlich erfahrbaren Installation. Die Objekte werden mit Gips gefüllt, umwickelt, umhüllt, mit Farbe zart eingefärbt und gestapelt. Scheinbar nicht zusammengehörende Gegenstände sind kombiniert und verbunden. Die Künstlerin zieht neue sichtbare Verbindungslinien, sie setzt und zieht Grenzen mit farbigen Linien, gespannten Wollfäden, gebogenen Latten und verweist durch ihre Anordnung auf neue, nicht sichtbare Verknüpfungen. Ein Raum bestehend aus kleinen Einzelbildern, flüchtigen Szenen, ist entstanden, den sich der Betrachter aktiv beim Durchschreiten erfahrbar machen kann. Vielfältige Bilder sind zu sehen, die sich aber immer wieder zu einem gesamten, Bild schließen, einem abstrakten wie auch gegenständlichen Bild, mit vielfältigen, spannungsvollen Referenzen.

Text: Jeannette Stoschek, 2009