Martin Hoener
03 Dec 2005 - 14 Jan 2006
Ein kleiner weißer Zwerg hängt wie ein blindes Auge von der Decke. Wirft er einen Schatten? Teilstücke, Mosaiken, eine Lichterkette. Der Raum. Der Betrachter. Er weiß nicht.
„Wie kann ich einen Weg wählen und mir trotzdem alle Möglichkeiten offen halten, damit es nicht zum Stillstand kommt?“ fragt sich Martin Hoener, und er stellt sich dabei breit in die Hintertür, die er frei zum Durchgang halten will.
Er schlägt nur Brücken zu den Fragen, die sich ihm stellen, doch er beantwortet sie nicht. Denn das Kunstwerk ist für ihn ein Punkt, von dem aus sich strahlenförmig Gedanken, Bilder, Gefühle und Ideen in alle Richtungen ausbreiten - ohne Boden und ohne Begrenzungen. Die Welt als ein Geflecht von Möglichkeiten zu sehen, die das Kunstwerk als Charakter in sich trägt, muss den Aspekt der Moral in ihm verbannen, denn die Moral schließt nur Möglichkeiten aus. Das Kunstwerk wird in diesem offenen Zustand zu brüchigem Bedeutungsfeld.
"Whiteness is not so much a color as the visible absence of color, and at the same time the concrete of all colors,” schreibt Melville. In den Arbeiten von Martin Hoener trägt die Farbe Weiß in sich, gleichsam zeitlos zu erscheinen und das weite Bedeutungsfeld zu stützen. Der Ausstellungsraum als „White Cube“, als weißer Würfel, den es mit Bedeutung aufzuladen gilt, bietet bei ihm nur Projektionsfläche für weitere Projektionsfläche. Doch entsteht bei diesem Prozess auch ein Vakuum in der nach außen so bedeutsamen weißen Blase. Es ist die weiße öde Leere, für die sich Martin Hoener interessiert, die Nichtorte, die Rückseiten. Und die Frage nach einer zeitlosen Position, so weit es sie geben kann.
Die gleichzeitige Verwahrlosung und Veredelung von Bildmaterialien verdeutlicht den
Schaffensprozess, wenn das Bild nach gescheiterten Konzepten abgewandelt und wie ein Scherbenhaufen zusammengefegt werden muss: wenn „von hinten“ an das Kunstwerk herangegangen wird. Gerade diese brüchigen Zustände, die jenseits von Konzept oder Idee liegen, sind es, die eingefangen werden sollen. Das Kunstwerk selbst wird somit zum Abfallprodukt eines kreativen Prozesses.
Schelmisch grinsend bleibt Martin Hoener in der Hintertür stehen. Wer dort hindurchgehen will, für den steht der Durchgang, frisch geölt, offen.
Annika Waldhaus
„Wie kann ich einen Weg wählen und mir trotzdem alle Möglichkeiten offen halten, damit es nicht zum Stillstand kommt?“ fragt sich Martin Hoener, und er stellt sich dabei breit in die Hintertür, die er frei zum Durchgang halten will.
Er schlägt nur Brücken zu den Fragen, die sich ihm stellen, doch er beantwortet sie nicht. Denn das Kunstwerk ist für ihn ein Punkt, von dem aus sich strahlenförmig Gedanken, Bilder, Gefühle und Ideen in alle Richtungen ausbreiten - ohne Boden und ohne Begrenzungen. Die Welt als ein Geflecht von Möglichkeiten zu sehen, die das Kunstwerk als Charakter in sich trägt, muss den Aspekt der Moral in ihm verbannen, denn die Moral schließt nur Möglichkeiten aus. Das Kunstwerk wird in diesem offenen Zustand zu brüchigem Bedeutungsfeld.
"Whiteness is not so much a color as the visible absence of color, and at the same time the concrete of all colors,” schreibt Melville. In den Arbeiten von Martin Hoener trägt die Farbe Weiß in sich, gleichsam zeitlos zu erscheinen und das weite Bedeutungsfeld zu stützen. Der Ausstellungsraum als „White Cube“, als weißer Würfel, den es mit Bedeutung aufzuladen gilt, bietet bei ihm nur Projektionsfläche für weitere Projektionsfläche. Doch entsteht bei diesem Prozess auch ein Vakuum in der nach außen so bedeutsamen weißen Blase. Es ist die weiße öde Leere, für die sich Martin Hoener interessiert, die Nichtorte, die Rückseiten. Und die Frage nach einer zeitlosen Position, so weit es sie geben kann.
Die gleichzeitige Verwahrlosung und Veredelung von Bildmaterialien verdeutlicht den
Schaffensprozess, wenn das Bild nach gescheiterten Konzepten abgewandelt und wie ein Scherbenhaufen zusammengefegt werden muss: wenn „von hinten“ an das Kunstwerk herangegangen wird. Gerade diese brüchigen Zustände, die jenseits von Konzept oder Idee liegen, sind es, die eingefangen werden sollen. Das Kunstwerk selbst wird somit zum Abfallprodukt eines kreativen Prozesses.
Schelmisch grinsend bleibt Martin Hoener in der Hintertür stehen. Wer dort hindurchgehen will, für den steht der Durchgang, frisch geölt, offen.
Annika Waldhaus