Martin Hoener, Die Genommenen und die Nichtgenommenen
14 Apr - 21 May 2007
Variationen der Ratlosigkeit
In der Berliner Auguststrasse wurde zur 4. Berlin Biennale die große Mischmaschine angeworfen, und was entstand, war ein Katalog namens „Checkpoint Charley“. Ein Recherchekatalog aneinandergereihter Künstler, mehr als 700 an der Zahl, die in ihren Ateliers besucht, in Katalogen gefunden und von Bekannten empfohlen wurden. Jeder ist dabei, doch keiner ist anwesend.
„Checkpoint Charley“ ist ein Bilderbuch visueller Überflutung, ein Telefonbuch einer Kunstszene, eine Katalogisierung des Nehmens, des Nichtnehmens, des Erwähnens, des Vergessens. Ein grauer Sud der Bilder, aus dem es anscheinend keine Befreiung gibt. „Charley“, so ist im Editorial zu lesen, „ist eine gefräßige Kreatur, fixiert auf Einverleibung und Verzehr. Charley verdaut alles vor Ort ohne Unterschied und Vorurteil: Es ist eine Veröffentlichung, die die Verwirrung umwirbt und mit dem Ruhm als auch dem Scheitern flirtet.“
Im Funkeln der Lichtblitze darf für einen Teil einer Sekunde das leuchten, was das Licht reflektieren kann. Im darauffolgenden Dunkel wird der Saal nun eilig umgebaut, bevor der nächste Lichtblitz einen Bruchteil dessen beleuchtet, was zu sehen sein könnte. In der großen Mischmaschine werden alle Farben zu Grau, in der Galerie verkleinert ein Filz aus Synthetik („Vorhang“, 2007) den Ausstellungsraum.
Dort, wo das Ende bereits eingeschrieben ist, begreift Martin Hoener dieses Ende als das sich ewig Verwandelnde, denn nur in seiner Form der Umwandlung verliert das Vergängliche seinen Schrecken. Doch ist auch die Verwandlung inflationär. Wiederholte Wiederholungen, Variationen der Ratlosigkeit, ein Sich-Wundern über die Produktion und daraus entstehendem (Bild-)Material - aus diesem Stoff entstand die Arbeit „die Genommenen und die Nichtgenommenen“, (2006/07). Eine große Anzahl von Collagen, bestehend aus Abbildungen von Arbeiten und Nennung ihrer Autoren / Nichtautoren, die auf der Biennale zu sehen und nicht zu sehen waren. Ein Versuch der Bewältigung.
Jeder darf mitmachen. Was ist Qualität? Nur eine Frage der (Ein-)Ordnung? Wo gehört was und wer dazu? „Das Nettigkeitsprinzip“, (2007) ist der gebundene, vorläufige Rest, der erst einmal gelagert wird.
Martin Hoener versucht nicht, Charley zu bändigen. Er bindet ihm auch keine Leine um. Er geht hin, guckt sich an, was in der Suppe schwimmt und beginnt mitzukochen, umzurühren. Es geht um Verzweiflung und dem Suchen nach etwas, um Experimente mit dem Risiko, auch darum, hinzufallen. Es geht um ein unbedingtes Weitermachen – bis wieder einmal aufgetischt wird.
In der Berliner Auguststrasse wurde zur 4. Berlin Biennale die große Mischmaschine angeworfen, und was entstand, war ein Katalog namens „Checkpoint Charley“. Ein Recherchekatalog aneinandergereihter Künstler, mehr als 700 an der Zahl, die in ihren Ateliers besucht, in Katalogen gefunden und von Bekannten empfohlen wurden. Jeder ist dabei, doch keiner ist anwesend.
„Checkpoint Charley“ ist ein Bilderbuch visueller Überflutung, ein Telefonbuch einer Kunstszene, eine Katalogisierung des Nehmens, des Nichtnehmens, des Erwähnens, des Vergessens. Ein grauer Sud der Bilder, aus dem es anscheinend keine Befreiung gibt. „Charley“, so ist im Editorial zu lesen, „ist eine gefräßige Kreatur, fixiert auf Einverleibung und Verzehr. Charley verdaut alles vor Ort ohne Unterschied und Vorurteil: Es ist eine Veröffentlichung, die die Verwirrung umwirbt und mit dem Ruhm als auch dem Scheitern flirtet.“
Im Funkeln der Lichtblitze darf für einen Teil einer Sekunde das leuchten, was das Licht reflektieren kann. Im darauffolgenden Dunkel wird der Saal nun eilig umgebaut, bevor der nächste Lichtblitz einen Bruchteil dessen beleuchtet, was zu sehen sein könnte. In der großen Mischmaschine werden alle Farben zu Grau, in der Galerie verkleinert ein Filz aus Synthetik („Vorhang“, 2007) den Ausstellungsraum.
Dort, wo das Ende bereits eingeschrieben ist, begreift Martin Hoener dieses Ende als das sich ewig Verwandelnde, denn nur in seiner Form der Umwandlung verliert das Vergängliche seinen Schrecken. Doch ist auch die Verwandlung inflationär. Wiederholte Wiederholungen, Variationen der Ratlosigkeit, ein Sich-Wundern über die Produktion und daraus entstehendem (Bild-)Material - aus diesem Stoff entstand die Arbeit „die Genommenen und die Nichtgenommenen“, (2006/07). Eine große Anzahl von Collagen, bestehend aus Abbildungen von Arbeiten und Nennung ihrer Autoren / Nichtautoren, die auf der Biennale zu sehen und nicht zu sehen waren. Ein Versuch der Bewältigung.
Jeder darf mitmachen. Was ist Qualität? Nur eine Frage der (Ein-)Ordnung? Wo gehört was und wer dazu? „Das Nettigkeitsprinzip“, (2007) ist der gebundene, vorläufige Rest, der erst einmal gelagert wird.
Martin Hoener versucht nicht, Charley zu bändigen. Er bindet ihm auch keine Leine um. Er geht hin, guckt sich an, was in der Suppe schwimmt und beginnt mitzukochen, umzurühren. Es geht um Verzweiflung und dem Suchen nach etwas, um Experimente mit dem Risiko, auch darum, hinzufallen. Es geht um ein unbedingtes Weitermachen – bis wieder einmal aufgetischt wird.