Conrads

BEAT STREULI

02 Jun - 21 Jul 2007

Beat Streuli >Bruxelles 05/06< 2007, c-print in plexiglasbox 125 x 185 cm, ed. 3
© Galerie Conrads, Duesseldorf-Berlin
Beat Streuli >Bruxelles 05/06< 2007, c-print in plexiglasbox 125 x 185 cm, ed. 3
© Galerie Conrads, Duesseldorf-Berlin
Beat Streuli >Porte de Ninove 07< wallpaper
installation view raum1 Galerie Conrads2007
©artist and Galerie Conrads, Duesseldorf-Berlin
Beat Streuli >Porte de Ninove 07< wallpaper
installation view raum1 Galerie Conrads2007
©artist and Galerie Conrads, Duesseldorf-Berlin
Beat Streuli >Porte de Ninove 07<
installation view raum1 Galerie Conrads2007
©artist and Galerie Conrads, Duesseldorf-Berlin
Beat Streuli >Bruxelles 05/06< ,C-prints in Plexglasbox ED of 3, 60 x 90 cm
installation view raum2 Galerie Conrads 2007
raum1: wallpaper and video
raum2: >Bruxelles 05/06< photographs

Beat Streuli zeigt in Raum1 ein ca. 15 Meter langes Wallpaper und Videos, in Raum2 Fotografien mit Motiven aus seiner neuen Wahlheimat Brüssel.
Die Stadt, die inzwischen zu fast 60 Prozent aus Zuwanderern besteht, fasziniert Streuli durch ihre einzigartige Bevölkerungsstruktur. Im Gegensatz zu französischen Städten, in denen die vorwiegend nordafrikanischen Einwanderer in der Banlieu leben, ist in Brüssel speziell das Zentrum traditionell der Lebensraum der Einwanderer, die wohlhabenden Brüsseler Familien leben hingegen in den Außenbezirken. Entsprechend stark ist das Stadtbild in weiten Bereichen durch die kulturelle Vielfalt der Bewohner geprägt.
Streulis Bilder zeigen uns diese Vielfalt ohne dekorativen Exotismus. In seinen Bildern erhält der Mensch jenseits aller politischen Determinierungen die Würde der Normalität zurück, die leider im aktuellen Diskurs in den Medien völlig verloren gegangen ist. In seinem neuen Wallpaper treten die Einzelpersonen zugunsten einer ganzheitlichen Bildauffassung zurück. Farbakzente werden sparsam aber wirkungsvoll gesetzt, der zurückhaltende graue Grundton spiegelt das milchige Licht der westeuropäischen Metropole wider, ganz anders als bei den starkfarbigen und kontrastreichen Bildern aus New York oder Sydney. Dabei bleibt die Motivfolge bewusst collagehaft, die Elemente rhythmisieren das Gesamtbild wie der Schnitt im Film.

Im >Deutsche Bank Online Magazin<, Mai 2006, schreibt Brigitte Werneburg zum Verhältnis von Konzept und Dokumentation in Streulis Werk:
(...) Mit einem radikalen Konzept von Schönheit und Opulenz, markiert das Werk Beat Streulis eine wichtige Reformulierung der Konzeptkunst, durch die die Fotografie, seit Mitte der 60 Jahre, allmählich Einzug in den Kunstraum gehalten hatte. Als Streuli Anfang der 90er Jahre seine ersten Ausstellungen bestritt, war sie dort endgültig angekommen. Aber die Street Photography, das vielleicht einzige medienspezifische Genre, das die Fotografie je herausgebildet hat, war im Kunstraum nicht vertreten – rechnet man ihr nicht Stephen Shores neue Topographie eines elegischen, kleinstädtisch-ländlichen Amerikas zu. In der Kunst war sie just durch den Konzeptualismus und dessen Strategien ad acta gelegt worden.
Die Konzeptkunst hatte die Rhetorik des Dokumentarischen, der sogenannt humanistischen Fotografie, die das Dröhnen, die emotionale und visuelle Wucht ihrer Aufnahmen allein den Opfern von Gewalt, Krieg, Ungerechtigkeit und Armut vorbehalten hatte, in Zweifel gezogen. Dabei waren aber die Menschen weitgehend aus dem Bild verbannt worden. In ideologiekritischer Absicht zeigte es nun den menschenleeren Tatort, Indizien und Beweisstücke. Das berühmteste Beispiel stammt wohl von Martha Rosler, die in „The Bowery in Two Inadequate Descriptive Systems“ (1974-75), Fotos von Hauseingängen und Ladenfronten mit einer Liste von Begriffen zur Trunkenheit kombinierte.
Der grausame Glamour des Gewöhnlichen, mit dem Beat Streuli der Straßenfotografie im Kunstraum Geltung verschaffte, ist selbst Konzept. Darüber hinaus aber auch Kritik der Kritik. Sie erinnert an Jeff Wall und dessen Absage an Konzeptualismus und Dokumentarismus. Wie vor ihm Jeff Wall mit seinen enormen, der Werbung abgeschauten Leuchtkästen, nutzte auch Beat Streuli den Kunstraum, um die Opulenz nicht nur im Bild selbst, sondern auch in dessen Präsentation und Installation sichtbar zu machen. In seinem Fall mit riesigen, mit der Werbefotografie konkurrierenden Prints und wandfüllenden Dia-Projektionen. Die Auseinandersetzung vollzog sich nun mit dem Einsatz der Fotografie in der Unterhaltungsindustrie, der Werbung, im Film, im Stadtraum, an Fassaden und in Schaufenstern, wie sie dort einem Massenpublikum begegnete. Gegen diese Konkurrenz galt es zu bestehen. Dazu brachte Streuli das statische Bild in Bewegung; er verstärkte seine Autorität in der Slow-Motion-Projektion ganzer Bildserien, die ihr eigenes Licht mitbrachten, in dem die Farbe, die Oberfläche noch einmal mehr strahlte und glänzte. (...) Den vollständigen Text finden Sie unter www.beatstreuli.com

 

Tags: Martha Rosler, Beat Streuli, Jeff Wall