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Imago

09 Apr - 13 Jun 2011

IMAGO
dr.-klaus-schaffner-preis
Mit den KünstlerInnen: Group Bouillon, What’s (Vajiko Chachkhiani), Thea Djordjadze, David Meskhi, Salome Machaidze, Koka Ramishvili
kuratiert von Nino Palavandishvili
09. 04.2011 – 13.06.2011

Eine Reihe von georgischen KünstlerInnen haben ihr Land verlassen und Karriere im Ausland gemacht. Viele werden nicht nach Georgien zurückkehren. Andere blieben in ihrem Geburtsland und kämpfen um Anerkennung und Aufmerksamkeit. Staatliche oder auch private Unterstützung, wie sie in westlichen Ländern nach wie vor üblich ist, gibt es kaum. In der Ausstellung wird danach gefragt, wie sich lokale und globale Kontexte in den Arbeiten von KünstlerInnen aus unterschiedlichen Generationen widerspiegeln. Der Titel >IMAGO< spielt auf Bilder an, die man sich vom jeweils Anderen macht, von Georgien und den GeorgierInnen, von sich selbst bzw. vom „Westen“. Dieser dient in erster Linie als Hoffnungsträger für bessere Möglichkeiten. Diese Vorstellungen sind auch wesentlich medialer Natur. Die Ausstellung geht dem Einfluss von Massenmedien und neuen Kommunikationsformen, wie Facebook oder Twitter, auf Identitätsvorstellungen nach. Ferner untersucht sie die MediatorInnen-Rolle georgischer KünstlerInnen, die häufig zwischen den unterschiedlichen Vorstellungen – zwischen Authentizität und Klischees – vermitteln.

„Die Wahrheit steht höher als die Heimat”
(M. Mamardashivli)

Heute in der Nacht vor 22 Jahren* hat Georgien seine ersten Schritte zur Unabhängigkeit gemacht. Es begann damit an, dass am 9. April 1989 die sowjetische Armee in Tbilissi einmarschiert ist und die friedliche Demonstration zerschlagen hat, 20 Menschen sind dabei ums Leben gekommen.

Heute müssen wir nicht mehr direkt um unsere Unabhängigkeit kämpfen, aber es gibt ausreichende Gründe, warum man das Land verlässt. Es gibt keine genaue Statistik, aber die Mehrzahl der aktiv arbeitenden georgischen KünstlerInnen leben im Ausland.

In dieser Ausstellung thematisiere ich zwei Aspekte, die ich nicht nur im heutigen Georgien sehr aktuell finde, sondern die im ganzen europäischen Raum eine wichtige Rolle spielen und ganz allgemein einen interessanten Anlass zum Nachdenken bilden.

Der Titel IMAGO spielt auch auf diese zwei Aspekte an: IMAGO bezeichnet die letzte Entwicklungsphase von Insekten, wenn sie sich zu unabhängigen eigenständigen Wesen transformieren, sozusagen in die erwachsene Phase eintreten. Andererseits bezieht sich der Titel auf Images bzw. Bilder sowohl als Ausdrucksform als auch auf mentale Bilder, die unsere Wahrnehmung und unser Denken beeinflussen.

In der Ausstellung werden Werke von drei unterschiedlichen Generationen gezeigt, die auch sozusagen ihre Metamorphosis vollendet haben und sich als KünstlerInnen auf dem internationalen Kunstmark etabliert haben oder gerade dabei sind sich zu etablieren.

Es ist einmal die Generation derjenigen um Mitte 20, derjenigen um Mitte bis Ende 30 und jener um Mitte 50. Die meisten von ihnen haben ihr Herkunftsland verlassen, um ihre Kariere im Ausland zu starten, die Jüngsten aus der Group Bouillon sind bis auf einen Künstler noch in Georgien, aber sie versuchen, ihre Chancen auch außerhalb Georgiens zu nutzen.

Für mich ist es interessant zu zeigen, wie unterschiedlich diese KünstlerInnen arbeiten, für welch unterschiedliche Themen sie sich interessieren und wie unterschiedlich ihre Ausdrucksformen sind.

Die georgischen Positionen laden Sie zu einer Reise ein, sowohl durch das Gebäude als auch durch die unterschiedlichen konkreten ebenso wie abstrakten Themen, wie Bürgerkrieg, Identitätsfragen (Koka Ramishvili, Salome Machaidze, Group Bouillon, David Meskhi), un- bzw. umgeschriebene Geschichte, Angst, Unsicherheit (Vajiko Chachkhiani, Salome Machaidze), vorgeschriebene, aufgezwungene Autoritäten (David Meskhi), Erinnerungen gemischt mit aktuellen Geschehnissen (Salome Machaidze) und zum höchsten Grad abstrahierte Nationalsymbole in Zusammenstellung mit universell anmutenden Formen, Materialien, kulturellen Artefakten, die dann neue Konstrukte bilden (Thea Djordjadze).

* 08.04.1989 (Anmerkung N.P.)
 

Tags: Thea Djordjadze, Koka Ramishvili