Katja Davar
14 Sep - 10 Nov 2007
KATJA DAVAR
"Pyramid Banker"
14.09. - 10.11.2007
Im 17. Jahrhundert begann in den Niederlanden die sogenannte „Tulpomanie“. Für drei Tulpenzwiebeln wechselte 1637 ein Haus in Amsterdam den Besitzer, kurz darauf kam es zum Crash: viele wollten verkaufen und keiner mehr kaufen. Dieser geschichtliche Rückblick bildet den Ursprung von Katja Davars Ausstellung The Pyramid Banker. Aus heutiger Sicht erscheint diese Realität fast fiktiv, gleichzeitig wird jedoch die Ähnlichkeit zu den Strukturen unseres gegenwärtigen Wirtschaftssystems deutlich. Vergleichbar mit dem Phänomen der New Economy in den 1990er Jahren und anderen Spekulationsobjekten gegenwärtiger Finanzspekulationen, wurden enorme Summen sprichwörtlich verspielt, wobei der optionale, fiktive Wert in der Zukunft entscheidend ist. Nicht allein die Faszination von komplexen wirtschaftlichen Strukturen, sondern auch einfache Spekulationsmethoden wie das Wetten bei Spielautomaten bilden den Hintergund für Katja Davars neue Animation, Zeichnungen und Leinwandarbeiten mit Stickerei und Sprayfarbe.
Die Serie der fächerförmigen Graphitzeichnungen deutet einerseits eine systematische Archivierung verschiedener Tulpensorten an und spielt mit dem Perfektionismus niederländischer Darstellungen von traditionellen Stillleben, andererseits überführt die Nahansicht die Darstellung in den Bereich der Abstraktion und eröffnet weitere Deutungsoptionen des Inhalts. Während Katja Davars frühere Leinwandarbeiten die technische Schematisierung von Schaltplänen und Informationsgrafiken einbezogen haben, bilden organische Tulpenformen den Ausgangspunkt ihrer neuen Kompositionen. Man findet hier die codierte Geschichte der Tulpe wieder: bestimmte Formen gehen auf die sehr wertvolle Sorte der Rembrandt-Tulpe zurück, andere auf deren Nachfolgesorte T. Tarda, eine nach dem Crash 1637 gewollt generierte Hybridsorte. Die grafische Codierung zersplittert die Formen und erzeugt eine Darstellung jenseits realer Zeit- und Raumgefüge, ähnlich nicht vorhersehbarer Mutationen in der Natur. Die Animation Sharker bezieht sich auf das System der Fruit Machine Spielautomaten. Während die Tulpen bei allen anderen Arbeiten von Katja Davar abstrahiert bleiben, erkennt man hier die verschiedenen Sorten wie die damals hoch gehandelte Semper Augustus oder Fransen- wie Papageientulpen. Das System der Fruit Machine ist bestechend durch die Einfachheit: drei identische Symbole bedeuten Gewinn. Als eine der traditionsreichsten kulturellen Handlungen entscheidet wieder das Spiel.
"Pyramid Banker"
14.09. - 10.11.2007
Im 17. Jahrhundert begann in den Niederlanden die sogenannte „Tulpomanie“. Für drei Tulpenzwiebeln wechselte 1637 ein Haus in Amsterdam den Besitzer, kurz darauf kam es zum Crash: viele wollten verkaufen und keiner mehr kaufen. Dieser geschichtliche Rückblick bildet den Ursprung von Katja Davars Ausstellung The Pyramid Banker. Aus heutiger Sicht erscheint diese Realität fast fiktiv, gleichzeitig wird jedoch die Ähnlichkeit zu den Strukturen unseres gegenwärtigen Wirtschaftssystems deutlich. Vergleichbar mit dem Phänomen der New Economy in den 1990er Jahren und anderen Spekulationsobjekten gegenwärtiger Finanzspekulationen, wurden enorme Summen sprichwörtlich verspielt, wobei der optionale, fiktive Wert in der Zukunft entscheidend ist. Nicht allein die Faszination von komplexen wirtschaftlichen Strukturen, sondern auch einfache Spekulationsmethoden wie das Wetten bei Spielautomaten bilden den Hintergund für Katja Davars neue Animation, Zeichnungen und Leinwandarbeiten mit Stickerei und Sprayfarbe.
Die Serie der fächerförmigen Graphitzeichnungen deutet einerseits eine systematische Archivierung verschiedener Tulpensorten an und spielt mit dem Perfektionismus niederländischer Darstellungen von traditionellen Stillleben, andererseits überführt die Nahansicht die Darstellung in den Bereich der Abstraktion und eröffnet weitere Deutungsoptionen des Inhalts. Während Katja Davars frühere Leinwandarbeiten die technische Schematisierung von Schaltplänen und Informationsgrafiken einbezogen haben, bilden organische Tulpenformen den Ausgangspunkt ihrer neuen Kompositionen. Man findet hier die codierte Geschichte der Tulpe wieder: bestimmte Formen gehen auf die sehr wertvolle Sorte der Rembrandt-Tulpe zurück, andere auf deren Nachfolgesorte T. Tarda, eine nach dem Crash 1637 gewollt generierte Hybridsorte. Die grafische Codierung zersplittert die Formen und erzeugt eine Darstellung jenseits realer Zeit- und Raumgefüge, ähnlich nicht vorhersehbarer Mutationen in der Natur. Die Animation Sharker bezieht sich auf das System der Fruit Machine Spielautomaten. Während die Tulpen bei allen anderen Arbeiten von Katja Davar abstrahiert bleiben, erkennt man hier die verschiedenen Sorten wie die damals hoch gehandelte Semper Augustus oder Fransen- wie Papageientulpen. Das System der Fruit Machine ist bestechend durch die Einfachheit: drei identische Symbole bedeuten Gewinn. Als eine der traditionsreichsten kulturellen Handlungen entscheidet wieder das Spiel.