Kadel Willborn

Lucas Ajemian

19 May - 20 Jul 2007

© Lucas Ajemian
Installation view Gallery Iris Kadel, Karlsruhe, Einmal ist Keinmal, 2007
LUCAS AJEMIAN
"Einmal ist Keinmal"

19.05.2007 - 20.07.2007

In seiner Arbeit benutzt und thematisiert Lucas Ajemian subtile Übergänge, Grenzen und Kombinationen von individueller und kollektiver Autorenschaft. Seine Performances, Filminstallationen, Zeichnungen und Skulpturen basieren auf der Integration und Verarbeitung gefundener Bilder aus Tageszeitungen, Magazinen oder Produkten der Musikindustrie. Typisch sind dabei Dekonstruktionen medialer Eigenheiten: es entstehen beispielsweise Skulpturen aus Filmstills und Filme aus Zeichnungen. Der Wechsel zwischen digitaler und analoger Bildproduktion verbindet unterschiedliche Auffassungen von künstlerischer Produktion und medientheoretischen Konzepten - der ursprüngliche Bezug zwischen Bild und Wirklichkeit wird durch den Eingriff des Künstlers aufgelöst und bleibt trotzdem als Spur sichtbar. Nicht selten blitzt bei diesen „Untersuchungen“ eine ironische und zugleich humorvolle Kritik an politischen und gesellschaftlichen Verhalten auf.
Lucas Ajemians Ausstellung in Karlsruhe Einmal ist Keinmal wurde in Teilen von Walter Benjamins gleichnamigen Essay inspiriert und besteht aus einer Serie von elliptischen Gegenüberstellungen. Zwei 16mm Filme, eine Videoprojektion und eine Serie von übermalten Fotografien spielen mit den Erwartungen und Spezifika von künstlerischer Praxis. Der erste 16mm Film zeigt die Animation von Lucas Ajemians Skizzenbuch: gescheiterte und nicht produzierten Arbeiten werden zu einer Art subjektiven Index von äußeren Inspirationsquellen kombiniert. Ähnlich wie Benjamins Text es beschreibt, verkehrt Lucas Ajemian seine Misserfolge und Fehler in Produktivität. Das Bildmaterial ist zu einer rhythmischen Sequenz aus Close-ups, schnellen Schnitten und Bildauflösungen animiert, die eine comic-artige Lebendigkeit besitzen. Der inhaltlichen Verschachtelung gibt auch die Installation der Filme Ausdruck: auf das Podest des ersten 16mm Films wird der zweite 16mm Film projiziert und auf dessen Podest wiederum das digitale Video. Der zweite 16mm Film gründet auf der Idee eines Films ohne Kamera, gleichzeitig wird eben diese zum Protagonisten, allerdings nur 7 Sekunden lang. Lucas Ajemian hat seine Kamera in verschieden Positionen gescannt. Man sieht, dass sich ein Objekt in einem undefinierten Raum bewegt, bis hin und wieder die Hand des Künstlers sichtbar wird, die das Objekt selbst verortet. Die digitale Projektion zeigt wiederum das gefilmte Resultat dieses Experiments: ein strukturelles Spiel vom Licht des Scanners. Das Mysterium der Produktion von Bildern wird in den parallel dazu entstanden übermalten Fotografien ironisch auf die Spitze getrieben. Lucas Ajemian hat die rohen Wände seiner Atelierwand fotografiert und in negativer Umkehrung drucken lassen. Auf diese Weise verwandeln sich die Kratzer und Löcher der Wand in eine astronomische Konstellation potentieller Sternenbilder. Gerahmt und dann mit schnellen Gesten übermalt, werden die Arbeiten zu stillen Zeugen und Spuren der Produktion im Atelier, der misslungenen Anfänge, dem Scheitern, der Konflikte und Widersprüchen, aber auch dem Erfolg und des Aufgreifens der Idee von Einmal ist Keinmal.
 

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