Kewenig

Nina Hoffmann

17 Sep - 17 Nov 2009

© Nina Hoffmann
Beuys, 2009
Encaustic on canvas
180 x 180 cm / 70,9 x 70,9 in
NINA HOFFMANN
"Icones"

Ausstellung vom 17. September bis 17. November, 2009

Text von Nina Hoffmann:

„Meine Arbeiten entstehen in einem Spannungsfeld zwischen der Suche nach Authentizität, Identität und Differenz. Das Portrait ist für mich ein Instrument, um die körperlichen Spuren nachzuzeichnen, die die Suche nach Identität hinterlässt. Ich setzte mich wie in meinen früheren Arbeiten über Michael Jackson mit dem Wunsch nach körperlicher Veränderung auseinander. In meinen aktuellen Arbeiten zu Kate Moss beschäftigt mich die zunehmende Diskrepanz zwischen körperlichem Ausdruck und mentaler Situation. Authentizität verschwimmt zur Pose, zur kalkulierten Unschärfe und konstruierter Natürlichkeit.
Je nach Blickwinkel setze ich das Darstellungsmittel ein. Die Graphitzeichnung erlaubt eine spontane Form der Auseinandersetzung mit einem Bildkonzept. Die Enkaustik bringt einen langsamen körperhaften und dreidimensionalen Entstehungsprozess mit sich. In meinen aktuellen Arbeiten sind beide Darstellungsformen sichtbar auf derselben Leinwand aufgetragen. In der Überlagerung von skizzenhafter Spontanität und partieller Ausarbeitung körperlicher Details ergab sich für mich ein starkes Ausdruckmittel. Durch den bewussten Wechsel zwischen der objektiven Distanz der zeichnerischen Abstraktion und der subjektiven Nähe des körperlicheren vielschichtigen Farb- und Wachsauftrags zeigt sich die schmerzhafte Kollision des zur zeitgenössischen Ikone erstarrten Stars mit der verletzlichen Dynamik der darunter eingefrorenen Persönlichkeit und das resultierende Risiko der Selbstaufgabe. "Schönheit bringt uns mit ihrem Terror an den Rand dessen, was wir ertragen können"(Jean-Luc Godard)

In der Serie K.M. (Kate Moss), einer an eine schwarz-weiß Filmsequenz erinnernde schnelle Serie von sechs intimen malerischen Fragmenten verschwindet die Farbe als Ausdrucksmittel vollständig, um sich dann schleierhaft über die Momentaufnahmen zu legen, Schutz und Distanz fordernd... Je öfter ich Kate Moss male, um so unsichtbarer erscheint sie mir, umso mehr glaube ich ihre Sehnsucht zu verstehen, nicht mehr sie selbst sein zu müssen, sondern Teil einer Inszenierung.“

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NINA HOFFMANN
Body Wax

Performance von Nina Hoffmann am 17. September 21 Uhr

Wachs gehört seit Beginn an zu Nina Hoffmanns Palette - in der Malerei, in frühen Skulpturen und in Performances seit den siebziger Jahren. Wachs ist in der Kunstgeschichte dank seiner hervorragenden skulpturalen Formbarkeit, seinem konservierenden Schutz, aber auch dank seiner vielschichtigen Bedeutungsebenen seit der Antike ein bevorzugtes Material. In die Kunst fließen die Materialeigenschaften von Wachs, die vielfältig sind; Wachskerzen spenden Wärme und Licht, Wachs schützt Oberflächen, bewahrt Materialien und balsamiert Körper seit ägyptischer Zeit, Wachs wird in der Medizin, als Siegel- und Bildträger eingesetzt.

Darüber hinaus ist Wachs aber auch ein bedeutungsvolles Material, dem seit jeher übergeordnete Eigenschaften zugeordnet werden. In sakraler Umgebung verwendet, verströmt Wachs in zahlreichen Kulturkreisen eine religiöse Aura von Licht und Verheißung. Von Bienen als Baumaterial erzeugt verspricht es Schutz und Wärme. Wachs schwankt zwischen Härte, Beständigkeit und Dauer im kalten Zustanden und Verflüchtigung beim Erhitzen, was schon Ikarus erfahren musste, als er der antiken Sage nach mit seinen wachsgeklebten Flügeln abstürzte, nachdem er der Sonne zu nah gekommen war.

In Nina Hoffmanns Körperperformance heiß und flüssig auf den Körper aufgetragen löst das Wachs durch die Berührung des heißen Materials Schmerz aus. Das hart werdende Wachs lässt den Körper erstarren und versiegelt ihn. Der Schmerzerfahrung folgt das Gefühl des Schutzes durch die aufgetragene wärmende Schicht. Bei Entfernung mit Hilfe eines heißen Eisens entpuppt sich die äußere Hülle des Körpers, erfährt eine Häutung, die einhergeht mit einer inneren Läuterung im Zuge der erfahrenen Metamorphose.

Die begleitende Musik wir zusammengestellt von Luise von Berenberg.
 

Tags: Jean-Luc Godard, Nina Hoffmann