Kunsthalle Bremerhaven

Friedrich Kunath

14 Sep - 02 Nov 2014

Foto: Friedrich Kunath
FRIEDRICH KUNATH
If I Could Only Remember Your Name

14 September - 2 November 2014

Mitte September wird die Kunsthalle zum Ort großer Gefühle: Sehnsucht, Tragik, Fernweh, Optimismus und Humor. „Großes Kino“ sozusagen, in Anspielung an Los Angeles, die Wahlheimat des Künstlers Friedrich Kunath. Kunath, 1974 in Chemnitz geboren, lebt nach dem Studium an der Hochschule der Bildenden Künste in Braunschweig und einem Zwischenaufenthalt in Köln seit einigen Jahren in der Hollywoodstadt am Pazifik. In seinen Kunstwerken spiegelt sich der Weg von Ost nach West, der Umzug zwischen den Kulturen wider. Sie sind vielgestaltig, opulent und farbenfroh aber vor allem schöpfen sie aus den Attributen und dem Lebensgefühl der vordergründigen Leichtigkeit des „american way of life“ und der kulturgeschichtlichen Tradition der alten Welt. Kritiker sprechen angesichts dieses verbreiterten kulturellen Bezugsfundus von „karnevalesken Installationen“ oder „kaleidoskopischer Vielfalt“.

„Ich kann mich gar nicht entscheiden, es ist alles so schön bunt hier“ könnte man das Oeuvre mit einem Zitat Nina Hagens deswegen vielleicht auch beschreiben. Denn „schön bunt“ sind sie in der Tat. Bunt ist die Farbigkeit der meisten Bilder und bunt sind die Werke auch in ihrem Aufbau durch die kenntnisreiche Überlagerung oder Kombination von Versatzstücken aus Film, Musik, Literatur und Kunstgeschichte. Spielerisch und ungezwungen collagiert Kunath beispielsweise abstrakte und gegenständliche Motive auf seinen Gemälden oder romantische Motive kontrastieren mit lustigen Comicfiguren. Und die fröhlich, freie Verbindungen von Motiven, Genres, Texten und Maßstäben setzt sich über die Malerei in seinen Fotoarbeiten, Filmen, Installationen oder Skulpturen fort. Figuren und Titel werden in einer absurden Gegensätzlichkeit vereint oder Gegenstände überwinden im Aufbruch zu neuen assoziativen Bildern leichthin ihre physikalischen Grenzen, Formen und Funktionen. Pathetisch mögen einige Werke sein, andere tragisch oder komisch. Bemerkenswerterweise funktioniert indes die Verbindung von Gegensätzlichem, von Fiktion und Realität, Romantik und Absurdität, Optimismus und Scheitern. „Anything goes“ und Kunath kann sich, so mag es auf den ersten Blick erscheinen, auch nicht entscheiden.

Doch die Mannigfaltigkeit der Ausdrucksformen trügt. Beliebig oder zufällig sind seine Werke nicht. Die Collagen, Filme und Fotos sind vielmehr wohl überlegt, die Assoziationen evoziert, die Gegensätzlichkeit oder Absurdität unter Umständen lediglich der Ausdruck einer nicht getroffenen Entscheidung. Und so schwebt über allem ein Hauch von Schwermut der sich aus der absehbaren Tragik eines Scheiterns ergibt. Ein Pessimismus dem Kunath wiederum mit dem Optimismus und der Leichtigkeit seiner neuen Heimat begegnet. Und so speist sich Kunaths Werk aus der Vereinigung zweier unterschiedlicher kultureller Träume. Bremerhaven, historisch der Hafen für die Auswanderung in die Neue Welt und zugleich das Einfallstor für den „american way of life“ erscheint als idealer Ort für diese Kunst.
 

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