Context is Half the Work
12 Sep - 08 Nov 2015
CONTEXT IS HALF THE WORK
A Partial History of the Artist Placement Group
12 September 8 November 2015
Die 1966 gegründete britische Gruppe Artist Placement Group (APG) initiierte und organisierte sogenannte 'Placements' in Industriebetrieben und öffentlichen Institutionen, bei denen Künstler vor Ort an Ideen arbeiteten, forschten und Projektvorschläge entwickelten. In wechselnder Besetzung bis in die 1980er Jahre hinein aktiv, handelte die APG zahlreiche Placements aus. Dabei ging es der Gruppe weniger um die direkte Zusammenarbeit mit der Arbeiterschaft, als um eine Beteiligung von Künstlern an gesellschaftlichen Entscheidungsprozessen. Der Slogan Context is Half the Work zeugt von dieser räumlichen und ideellen Verschiebung: aus den Ateliers hinein in die gesellschaftlichen Institutionen; vom materiellen Werk hin zur Information, zur ortsspezifischen Arbeit, zur sozialen Beziehung.
In Deutschland war die APG vor allem durch ihre Teilnahme an der documenta 6 und im Anschluss an ihre Ausstellung 'Kunst als Soziale Strategie' (Bonner Kunstverein, 1977) präsent, in deren Rahmen Verhandlungen für Placements mit Bonner Regierungsvertretern angebahnt wurden.
Die Ausstellung im Kunstraum Kreuzberg/Bethanien präsentiert nun zum ersten Mal nach fast 40 Jahren eine Ausstellung der APG in Deutschland. Zu sehen sind künstlerische Ergebnisse und Recherchematerialien aus ausgewählten APG-Projekten. Daneben zeugen ausgewählte Korrespondenzen aus dem Archiv der APG von den durch Barbara Steveni geführten Verhandlungen um die Realisation der Placements. Angefangen mit dem zweijährigen Stipendium des Bildhauers Garth Evans bei der British Steel Corporation, über Roger Cowards Arbeit mit Anwohner_innen eines Viertels in Birmingham, bis hin zur Entwicklung einer audio-visuellen Therapiemethode für Demenzkranke im Rahmen eines APG Placements in der britischen Gesundheitsbehörde wird die Bandbreite der Arbeitskontexte sichtbar.Das abschließende Symposium „Arbeit in Widersprüchen: Open Brief und Incidental Person revisited“ greift zentrale Begriffe der APG auf und diskutiert diese mit Blick auf die heute geführten Debatten und Praxen künstlerischer Arbeit in sozialen Kontexten mit APG-Zeitzeug_innen, Theoretiker_innen und Praktiker_innen. Wie gültig sind die Ideen der APG vor dem Hintergrund einer Omnipräsenz „kreativer“ Unternehmenskultur in der Gegenwart? In welchem Interessenkonflikt stehen und standen künstlerische Zusammenarbeiten mit lokalen communities? Was lässt sich aus dem historischen „Steinbruch“ der APG-Praktiken für die Gegenwart bergen?Mit Arbeiten von Ian Breakwell, Roger Coward, Garth Evans, John Latham, George Levantis, Barbara Steveni, u.a.
A Partial History of the Artist Placement Group
12 September 8 November 2015
Die 1966 gegründete britische Gruppe Artist Placement Group (APG) initiierte und organisierte sogenannte 'Placements' in Industriebetrieben und öffentlichen Institutionen, bei denen Künstler vor Ort an Ideen arbeiteten, forschten und Projektvorschläge entwickelten. In wechselnder Besetzung bis in die 1980er Jahre hinein aktiv, handelte die APG zahlreiche Placements aus. Dabei ging es der Gruppe weniger um die direkte Zusammenarbeit mit der Arbeiterschaft, als um eine Beteiligung von Künstlern an gesellschaftlichen Entscheidungsprozessen. Der Slogan Context is Half the Work zeugt von dieser räumlichen und ideellen Verschiebung: aus den Ateliers hinein in die gesellschaftlichen Institutionen; vom materiellen Werk hin zur Information, zur ortsspezifischen Arbeit, zur sozialen Beziehung.
In Deutschland war die APG vor allem durch ihre Teilnahme an der documenta 6 und im Anschluss an ihre Ausstellung 'Kunst als Soziale Strategie' (Bonner Kunstverein, 1977) präsent, in deren Rahmen Verhandlungen für Placements mit Bonner Regierungsvertretern angebahnt wurden.
Die Ausstellung im Kunstraum Kreuzberg/Bethanien präsentiert nun zum ersten Mal nach fast 40 Jahren eine Ausstellung der APG in Deutschland. Zu sehen sind künstlerische Ergebnisse und Recherchematerialien aus ausgewählten APG-Projekten. Daneben zeugen ausgewählte Korrespondenzen aus dem Archiv der APG von den durch Barbara Steveni geführten Verhandlungen um die Realisation der Placements. Angefangen mit dem zweijährigen Stipendium des Bildhauers Garth Evans bei der British Steel Corporation, über Roger Cowards Arbeit mit Anwohner_innen eines Viertels in Birmingham, bis hin zur Entwicklung einer audio-visuellen Therapiemethode für Demenzkranke im Rahmen eines APG Placements in der britischen Gesundheitsbehörde wird die Bandbreite der Arbeitskontexte sichtbar.Das abschließende Symposium „Arbeit in Widersprüchen: Open Brief und Incidental Person revisited“ greift zentrale Begriffe der APG auf und diskutiert diese mit Blick auf die heute geführten Debatten und Praxen künstlerischer Arbeit in sozialen Kontexten mit APG-Zeitzeug_innen, Theoretiker_innen und Praktiker_innen. Wie gültig sind die Ideen der APG vor dem Hintergrund einer Omnipräsenz „kreativer“ Unternehmenskultur in der Gegenwart? In welchem Interessenkonflikt stehen und standen künstlerische Zusammenarbeiten mit lokalen communities? Was lässt sich aus dem historischen „Steinbruch“ der APG-Praktiken für die Gegenwart bergen?Mit Arbeiten von Ian Breakwell, Roger Coward, Garth Evans, John Latham, George Levantis, Barbara Steveni, u.a.