Arnold Odermatt / Daniel Schwartz
24 Jul - 13 Sep 2008
Arnold Odermatt
Buochs, 1965
Silbergelatine Abzug
30 x 40 cm, Copyright: Urs Odermatt, Windisch; Courtesy: Springer&Winckler Galerie, Berlin
Buochs, 1965
Silbergelatine Abzug
30 x 40 cm, Copyright: Urs Odermatt, Windisch; Courtesy: Springer&Winckler Galerie, Berlin
Focus Photography:
ARNOLD ODERMATT / DANIEL SCHWARTZ
24. Juli bis 13. September 2008
Vernissage: Do 24. Juli, 18 bis 20 Uhr
Die Phänomenologie der Ereignisse und die scheinbare Langsamkeit
ökologisch-wirtschaftlicher Abläufe
Ab 24. Juli ergänzen sich in der Galerie Lelong Zürich zeitliche Abläufe von dem Vorher zum Moment des Geschehens mit seinen Folgen: Daniel Schwartz zeigt in seinen über die Welt verteilten Bestandsaufnahmen das Vorher und das Nachher, Arnold Odermatt lässt in seinen Photographien den Moment des Geschehens verweilen.
Arnold Odermatt (1925 in Oberdorf, Schweiz, geboren), trat 1948 in den Polizeidienst ein und wurde 1990 als Oberleutnant, Chef der Verkehrspolizei und Vizekommandant der Nidwaldner Kantonspolizei pensioniert. Die schweizerische Landschaft aus den 50er bis 70er Jahren mit ihren Wiesen, Bäumen und Seen, die immer ein wenig sonntäglich wirkt, wird in Odermatts Aufnahmen unfreiwillig zu einer Bühne für kuriose Dramen. Das verformte Metall der Autos auf seinen Photos ähnelt Skulpturen und die auf der Strasse nachgezeichneten Ereignislinien und Bremsspuren wirken wie Choreographien zu einem Tanz. Es sind Schicksalsbilder, bei denen das eigentliche Schicksal ausgeblendet wird und in denen verbogenes Blech zu einer kühlen Inszenierung wird. Odermatts Photographien lassen den Betrachter zwischen einem Gefühl der Betroffenheit und Schmunzeln schwanken. Manchmal haben sich Menschen eingefunden, die teilnahmslos am Bildrand stehen, da das Kameraauge auf das beschädigte Blech fokussiert, schenkt man ihnen als Betrachter jedoch nur wenig Aufmerksamkeit. Bei manchen Nachtaufnahmen kommt ein nostalgischer Gedanke an alte Gangsterfilme auf. Odermatts Photos entstanden in technischer Perfektion, gleichzeitig mit maximaler Reduktion und viel Sinn für das Bildhafte. «Der Realismus kippt um in ein ästhetisches Event direkter Dynamik, mal mit nahem, mal mit fernem Fotoauge gebannt.» (Harald Szeemann 2001)
Arnold Odermatts Photographien wurden 2001 von Harald Szeemann für die Biennale Venedig ausgewählt, 2002 in einer Einzelausstellung im Art Institute Chicago und 2004 im Fotomuseum Winterthur gezeigt. Spätestens seit der Buchveröffentlichung «Karambolage» ist Odermatt dem breiten Publikum ein Begriff geworden.
Die Photographien von Daniel Schwartz (1955 in Olten, Schweiz geboren) sind der essayistischen Reportagephotographie zuzuordnen. Sie hinterfragen ökonomisch-soziale Hintergründe sowie politische Situationen und bestechen durch hohen ästhetischen Wert.
Die Ambiguität zwischen verschiedenen Momenten des menschlichen Daseins spielt eine wichtige Rolle in seinen Arbeiten und zieht sich wie ein Leitfaden durch das über die Kontinente verteilte Werk. Schwartz fängt mit seinem Kameraauge Momente ein, in denen die Dramatik auf den ersten Blick ausgeblendet wird, auf der Darstellung von Menschen basieren seine Berichte. Menschen, als feiernde, aufgebrachte, impulsive Menschen oder in Konzentration, bei der geistigen Ausübung des Glaubens; betende, meditierende, darzustellen, spielt eine ebenso grosse Rolle wie das Verletzliche, das Leiden oder das Tote zu zeigen. Daniel Schwartz verleiht den Menschen in seinen Dokumentationen Würde. Seine Photographien haben eine klare Bildstruktur, der ein starkes statisches Moment innewohnt. Ihnen fehlt der voyeuristische Aspekt, der die Reportagephotographie zuweilen prägt. Erst durch die Bildabfolge in der Ausstellung entwickeln die Photographien ein narratives Element, in den Einzelarbeiten wirken sie statuarisch.
Obgleich den meisten seiner Photos der Auftrag zu einer Reportage zugrunde liegt, in denen Situationen dokumentiert- sowie oftmals Missstände aufgezeigt werden, zollt er dem Individuum hohen Respekt. Das Festhalten abgewendeter Menschen kann als eine Zurücknahme der eigenen Person, als Sich-Heraushalten gedeutet werden.
Eine der unter dem Titel «twelve or less» zusammengestellten Arbeiten besteht aus einem kompletten Kontaktstreifen, der als Block, aus einzeln gerahmten Arbeiten bestehend, zu sehen ist. In einer Werft in Haiphong, Vietnam, entrosten Frauen ein russisches Frachtschiff. Der Kontaktbogen zeigt Frauen im Inneren des Schiffes, die gerade ihre Pause beendet haben und sich wieder für das Abschlagen der Farbschichten vermummen.
Schwartz gefällt der Gedanke der Endlichkeit des photographischen Films: Die Sequenz und eben die Endlichkeit der 12 oder 36 möglichen Bilder.
Daniel Schwartz hatte zahlreiche Einzelausstellungen wie zuletzt im Kunstmuseum Solothurn. Mit Büchern wie «The Great Wall of China» (1991, revidierte Neuausgabe 2001) oder «Delta. The perils, profits and politics of water in south and southeast Asia»(1997), erlangte er internationale Aufmerksamkeit. Nach der Ausstellung in der Galerie Lelong Zürich folgt 2009, basierend auf Schwartz Reisen zwischen 1995 und 2007 in Zentralasien, Afghanistan, Kaschmir und dem Westen Chinas, eine Ausstellung im Helmhaus Zürich, die anschließend im Martin-Gropius-Bau Berlin zu sehen sein wird.
Arnold Odermatt als auch Daniel Schwartz arbeiten mit analoger Photographie ohne nachträgliche Computerbildbearbeitung.
ARNOLD ODERMATT / DANIEL SCHWARTZ
24. Juli bis 13. September 2008
Vernissage: Do 24. Juli, 18 bis 20 Uhr
Die Phänomenologie der Ereignisse und die scheinbare Langsamkeit
ökologisch-wirtschaftlicher Abläufe
Ab 24. Juli ergänzen sich in der Galerie Lelong Zürich zeitliche Abläufe von dem Vorher zum Moment des Geschehens mit seinen Folgen: Daniel Schwartz zeigt in seinen über die Welt verteilten Bestandsaufnahmen das Vorher und das Nachher, Arnold Odermatt lässt in seinen Photographien den Moment des Geschehens verweilen.
Arnold Odermatt (1925 in Oberdorf, Schweiz, geboren), trat 1948 in den Polizeidienst ein und wurde 1990 als Oberleutnant, Chef der Verkehrspolizei und Vizekommandant der Nidwaldner Kantonspolizei pensioniert. Die schweizerische Landschaft aus den 50er bis 70er Jahren mit ihren Wiesen, Bäumen und Seen, die immer ein wenig sonntäglich wirkt, wird in Odermatts Aufnahmen unfreiwillig zu einer Bühne für kuriose Dramen. Das verformte Metall der Autos auf seinen Photos ähnelt Skulpturen und die auf der Strasse nachgezeichneten Ereignislinien und Bremsspuren wirken wie Choreographien zu einem Tanz. Es sind Schicksalsbilder, bei denen das eigentliche Schicksal ausgeblendet wird und in denen verbogenes Blech zu einer kühlen Inszenierung wird. Odermatts Photographien lassen den Betrachter zwischen einem Gefühl der Betroffenheit und Schmunzeln schwanken. Manchmal haben sich Menschen eingefunden, die teilnahmslos am Bildrand stehen, da das Kameraauge auf das beschädigte Blech fokussiert, schenkt man ihnen als Betrachter jedoch nur wenig Aufmerksamkeit. Bei manchen Nachtaufnahmen kommt ein nostalgischer Gedanke an alte Gangsterfilme auf. Odermatts Photos entstanden in technischer Perfektion, gleichzeitig mit maximaler Reduktion und viel Sinn für das Bildhafte. «Der Realismus kippt um in ein ästhetisches Event direkter Dynamik, mal mit nahem, mal mit fernem Fotoauge gebannt.» (Harald Szeemann 2001)
Arnold Odermatts Photographien wurden 2001 von Harald Szeemann für die Biennale Venedig ausgewählt, 2002 in einer Einzelausstellung im Art Institute Chicago und 2004 im Fotomuseum Winterthur gezeigt. Spätestens seit der Buchveröffentlichung «Karambolage» ist Odermatt dem breiten Publikum ein Begriff geworden.
Die Photographien von Daniel Schwartz (1955 in Olten, Schweiz geboren) sind der essayistischen Reportagephotographie zuzuordnen. Sie hinterfragen ökonomisch-soziale Hintergründe sowie politische Situationen und bestechen durch hohen ästhetischen Wert.
Die Ambiguität zwischen verschiedenen Momenten des menschlichen Daseins spielt eine wichtige Rolle in seinen Arbeiten und zieht sich wie ein Leitfaden durch das über die Kontinente verteilte Werk. Schwartz fängt mit seinem Kameraauge Momente ein, in denen die Dramatik auf den ersten Blick ausgeblendet wird, auf der Darstellung von Menschen basieren seine Berichte. Menschen, als feiernde, aufgebrachte, impulsive Menschen oder in Konzentration, bei der geistigen Ausübung des Glaubens; betende, meditierende, darzustellen, spielt eine ebenso grosse Rolle wie das Verletzliche, das Leiden oder das Tote zu zeigen. Daniel Schwartz verleiht den Menschen in seinen Dokumentationen Würde. Seine Photographien haben eine klare Bildstruktur, der ein starkes statisches Moment innewohnt. Ihnen fehlt der voyeuristische Aspekt, der die Reportagephotographie zuweilen prägt. Erst durch die Bildabfolge in der Ausstellung entwickeln die Photographien ein narratives Element, in den Einzelarbeiten wirken sie statuarisch.
Obgleich den meisten seiner Photos der Auftrag zu einer Reportage zugrunde liegt, in denen Situationen dokumentiert- sowie oftmals Missstände aufgezeigt werden, zollt er dem Individuum hohen Respekt. Das Festhalten abgewendeter Menschen kann als eine Zurücknahme der eigenen Person, als Sich-Heraushalten gedeutet werden.
Eine der unter dem Titel «twelve or less» zusammengestellten Arbeiten besteht aus einem kompletten Kontaktstreifen, der als Block, aus einzeln gerahmten Arbeiten bestehend, zu sehen ist. In einer Werft in Haiphong, Vietnam, entrosten Frauen ein russisches Frachtschiff. Der Kontaktbogen zeigt Frauen im Inneren des Schiffes, die gerade ihre Pause beendet haben und sich wieder für das Abschlagen der Farbschichten vermummen.
Schwartz gefällt der Gedanke der Endlichkeit des photographischen Films: Die Sequenz und eben die Endlichkeit der 12 oder 36 möglichen Bilder.
Daniel Schwartz hatte zahlreiche Einzelausstellungen wie zuletzt im Kunstmuseum Solothurn. Mit Büchern wie «The Great Wall of China» (1991, revidierte Neuausgabe 2001) oder «Delta. The perils, profits and politics of water in south and southeast Asia»(1997), erlangte er internationale Aufmerksamkeit. Nach der Ausstellung in der Galerie Lelong Zürich folgt 2009, basierend auf Schwartz Reisen zwischen 1995 und 2007 in Zentralasien, Afghanistan, Kaschmir und dem Westen Chinas, eine Ausstellung im Helmhaus Zürich, die anschließend im Martin-Gropius-Bau Berlin zu sehen sein wird.
Arnold Odermatt als auch Daniel Schwartz arbeiten mit analoger Photographie ohne nachträgliche Computerbildbearbeitung.