Lelong

Kiki Smith

06 Jun - 30 Aug 2009

© Kiki Smith
Octopussy, 1998
Phosbronze, Ex. 8/13
H 30cm
KIKI SMITH

6. Juni bis 30. August 2009
Vernissage: Sa 6. Juni, 11 bis 13 Uhr

Mit grossen Museumsausstellungen ist das Werk der 55jährigen New Yorker Künstlerin Kiki Smith in den vergangenen Jahren gewürdigt worden. Das Museum of Modern Art in New York (MOMA) widmete ihr 2003 eine wichtige Ausstellung; eine Wanderausstellung tourte 2005 – 2007 durch grosse Museen in Amerika und nun stellten die Kunsthalle in Nürnberg und die Fundació Miró in Barcelona kürzlich ihr Werk einer breiten Öffentlichkeit in Europa vor.
Die Galerie Lelong Zürich zeigt in ihrer zweiten Ausstellung eine Auswahl des Oeuvres aus verschiedenen Schaffensphasen und eröffnet so einen Einblick in den künstlerischen Kosmos der Künstlerin.

Der menschliche Körper ist für Kiki Smith seit Beginn ihrer künstlerischen Laufbahn ein optimales Feld für die Beobachtung und Analyse der menschlichen Existenz. Beginnend mit einer inneren Bestandsaufnahme der Organe und Nervenstrukturen sowie deren Darstellung in fragilen Glasskulpturen oder feinen Bleistiftzeichnungen, verdeutlichen sie das Interesse der Künstlerin an der Innenwelt des Menschen, ihrer Funktionsweise und ihrer symbolischen Bedeutung.
Die Ganzkörperfiguren der folgenden Jahre dokumentieren Smith’ Schritt nach aussen. Körperflüssigkeiten, die aus den Körpern dringen, bemächtigen sich der Aussenwelt; Haare wachsen weit in den Raum, der weibliche Körper wird in seiner ganzen Intimität präsentiert, während die Künstlerin intimste Schamgrenzen überschreitet.

Nach der Realitätsentlarvung ohne Tabus wendet sich Kiki Smith in der Folge zunehmend einer mythischen Welt zu. Nun bevölkern Tiere, Blumen und Menschen die Bilderwelten Kiki Smiths, ein Kosmos der Fabeln, Märchen und Träume eröffnet sich dem Betrachter.

Die im Garten der Galerie ausgestellten Skulpturen der drei von Schafen bewachten schlafenden Mädchen markieren den Eintritt in die Traumwelt der Kiki Smith.

Eine anthropomorphisierte Tierwelt zeigt die Übergänge zwischen Mensch- und Tiersein, die in der Vorstellung der Künstlerin oft fliessend sind. „Ich war interessiert an der symbolischen Wandlung von Tieren und Menschen. Ich fand diese Anthropomorphisierung der Tiere interessant. Die menschlichen Attribute, die wir Tieren geben, und die tierischen Attribute, die wir als Menschen annehmen, um unsere Identität zu konstruieren. Ich versuche über das Verhältnis zwischen Natur und menschlicher Natur, ihre unterschiedlichen Gegenstände nachzudenken.“

Die grosse Zeichnung (260 x 630 cm) „Large Birds“ zeigt drei Rad schlagende Pfaue, die einer Berührung durch die Figur auf der linken Seite – einer Art Zauberer in Alltagskleidung - harren, um ihr märchenhaftes Spiel in Bewegung zu setzen und die hundert Augen des Argus auf dem Pfauengefieder zu sehen beginnen. Das leicht geknitterte, aus verschiedenen Bahnen zusammengesetzte Nepalpapier macht die Spuren des Mythen-Gebrauchs sichtbar; als hätten die überbrachten Geschichten und das wiederholte Erzählen Spuren auf den Bildern hinterlassen, so als ob mit jeder Überlieferung und Neuinterpretation ein Knick hinzugekommen wäre.

In Kiki Smiths Bilderwelt sind die Übergänge zwischen Maskulinem und Femininem, zwischen Jugend und Alter, zwischen Mythos und Realität fliessend.
Die Skulptur „Io“, ein gedrungener kindlicher Körper, trägt die offenen Gesichtszüge eines naiven unwissenden Mädchens, es könnten auf den zweiten Blick aber auch jene einer altersweisen Frau mit einem abgeklärten und zugleich nüchternen Ausdruck sein. Das fast schwebende Stehen auf den Zehenspitzen symbolisiert vor diesem Hintergrund auch einen Übergang zwischen „Landen“ und „Abheben“, zwischen Zukunft und Vergangenheit.

Viele Assoziationen sind in den wunderbaren Werken von Kiki Smith möglich. Sie vereint bekannte Bilder aus Mythen und Märchen zu einem neuen persönlichen Blick auf die Geschichte. Hauptfiguren sind meist weibliche Figuren, die als weibliche „Superheroes“ ihre weibliche Rolle perfekt spielen und weit über diese hinauswachsen. Nicht nur deshalb gilt Kiki Smith als eine der bedeutendsten Künstlerinnen und als Repräsentantin einer feministischen Kunst.
 

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