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MARCUS STEINWEG
 

DER TOD ÜBERRASCHT DAS MÄDCHEN NICHT VON HINTEN ... CATALOGUE: DIRK BELL: "FAMILIY ENTERTAINMENT", BQ GALLERY COLOGNE

Zeiichnung/Aquarell: D. Bell
Der Tod überrascht das Mädchen nicht von hinten. Er hat sich längst in ihre Träume gegraben und in ihren Schlaf. Von hier aus, aus der Mitte ihres Körpers, blinzelt er ihm zu. Jede ihrer Bewegungen zeugt von ihm, von der Grenze, die er darstellt, die ihre Hoffnungen, Evidenzen und Erwartungen rhythmisiert. An dieser Grenze wird ein Glück erfahrbar, das unendlich scheint, weil es den Tod als Unendlichkeit anerkennt. Wer stirbt und es weiss, dem passiert nichts mehr. Nichts als der Tod, also gar nichts. Der Tod ist kein Ereignis des Lebens. Er ist seine Grenze und Wahrheit. Er trägt sich als Unendlichkeit in seine endliche Gegenwart ein. Wie verrückt schnellt das Mädchen seinem Ende zu, von dem es jetzt weiss, dass es schon da ist, ihm vorausgesprungen seine Lebendigkeit bewohnt. Der Tod ist nicht das Ende, er ist der Anfang des Subjekts. Sein Glück, seine Chance. Alle Fröhlichkeit bleibt auf diese Spitze seiner Leidenschaften bezogen. Die Liebe, der Hass, die Gleichgültigkeit laufen auf ihn zu. Nichts kann die Fröhlichkeit des Mädchens deutlicher steigern, nichts anderes ermöglicht sie überhaupt, als die Unendlichkeit des Endes: dieses unglaubliche Privileg, nicht unsterblich zu sein.