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MARCUS STEINWEG
 

KATASTROPHISCHE LIEBE: MARGUERITE DURAS LECTURE: 14. DEZEMBER 2007 COMA, CENTRE FOR OPINIONS IN MUSIC AND ART BERLIN

M. Duras
Bei Marguerite Duras gibt es Begegnung nur als Verfehlung. Das ist vielleicht nicht das gleiche wie scheiternde Begegnung oder scheiternde Verständigung. Die Begegnung findet statt. Dennoch scheint ihr die Verfehlung eingeschrieben, wie der Präsenz eine Art Absenz. Liebe artikuliert sich im Universum von Duras im Spannungsraum zwischen Wirklichkeit und Entwirklichung, exzessiver Phantasie und traumatisierender Gewalt. Jeder hat die Erfahrung gemacht, dass in der Liebe der oder die Andere immer neu zu entgleiten droht und tatsächlich entgleitet und verschwindet. In der Erfahrung des Anderen begegnet der Andere in seiner Andersheit und Unbegreiflichkeit. Er ist immer zuviel, eine notwendige Überforderung. Die Ungreifbarkeit des Anderen könnte Bedingung der Möglichkeit von Liebe und Begegnung heissen. Das bedeutet: Es gibt Liebe und Begegnung nur als Verfehlung, als Katastrophe, als Aporie.