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MARCUS STEINWEG
 

MUSEUM ALS EXZESS LECTURE 9. MÄRZ 2008 MUSEUM KURHAUS KLEVE

Georges Bataille
Abstract:

Liest man den Beitrag, den Georges Bataille 1930 in den Documents zum Begriff Museum veröffentlicht hat, kann man nur enttäuscht sein. Von Bataille – dem Theoretiker des Heterogenen – hätte man etwas anderes erwartet als im Museum einen Spiegel zu erblicken, der dem Besucher ein schmeichelhaftes Bild von sich reflektiert. Es ist klar, dass der Museumsbesucher im Museum sich selbst begegnet: einem Bild menschlicher Subjektivität. Doch wer sagt, dass Selbstbegegnung sich auf die Form des Selbstbewusstseins und der Selbstaneignung beschränkt? Die Kategorie des Heterogenen hat im Denken Batailles die Funktion das Nichtanzueignende zu benennen, das Sloterdijk das „Nichtassimilierbare“ nennt. Das Museum ist mit Nichtassimilierbarem konfrontiert. Es ist eine Maschine zur Bewältigung dieser Konfrontation. Nichtassimilierbar oder heterogen wäre, was den Spiegel trübt und sein Bild verzerrt. So sehr das Museum Archiv, Depot, Sammlung, Raum der Repräsentanz, Ort der Anschauung bleibt, so sehr ist es bereits Labor, Werkstatt, Generator, Maschinenraum, Experiment. Es ist nicht zu leugnen, dass sich im Museum das Vertraute mit dem Unvertrauten verbindet, die Sammlung mit der Zerstreuung, das Homogene mit dem Heterogenen, Idealität mit Realität. Das Museum ist der Ort eines irreduziblen Konflikts.