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MARCUS STEINWEG
 

SUBJEKTWERDUNG (2005)

Zum Prozeß der Subjektwerdung gehört das Ausrücken des Subjekts aus der Substanz. In der Phänomemologie beschreibt Hegel den ersten Schritt dieser Ausrückung als Übergang des Geistes oder des Absoluten vom Bewußtsein zum Selbstbewußtsein, vom Ansich- zum Fürsichsein. Der Übergang ist wesentlich Selbstaneignung: das Bewußtsein erschließt sich als Subjekt seiner Bewußtseinstätigkeit. Es emanzipiert sich von der bloßen Verfallenheit an das Ansich der Bewußtseinsgegenstände und ergreift sich als wesenhaft tätiges Gegenstandsbewußtsein oder -subjekt. Die Selbstergreifung des Subjekts läßt sich in psychoanalytischem Vokabular als der Wechsel vom kindlichen Primärnarzissmus zur “Objektliebe” kennzeichnen. Zur Subjektwerdung gehört die Fähigkeit, sich auf die Dimension des Nicht-Subjektiven zu öffnen, auf die Ordnung der Objekte, ohne die Objekte unmittelbar rückläufig zu internalisieren. Diese Öffnung markiert die Abrückung des ursprünglich narzisstischen Subjekts von seiner autoerotischen objektfremden Disposition. Das Subjekt befreit sich aus der “Fixierung der Libido an den eigenen Leib und die eigene Person”, das heißt aus seinem “allgemeinen und ursprünglichen Zustand” , den Freud den primären Narzissmus nennt. Die Befreiung wird möglich, indem das Subjekt von seinen selbstverfallenen instrumentellen Objektbezügen zur riskanten Haltung der Objektliebe wechselt und sich derart als Subjekt dieser Liebe, als Subjekt überhaupt, konstituiert.