WAS IST EIN OBJEKT? LECTURE: KUNSTHAUS GRAZ. ZUR AUSSTELLUNG VON ANTJE MAJEWSKI 1. DEZ. 2011
Antje Majewski
Statt wie im 200 Jahre alten Universalmuseum Joanneum sehr viele Sammlungsobjekte einer enzyklopädischen Wissensstruktur zu unterwerfen, handelt es sich hier um ein Museum der sehr wenigen Dinge, die aber auf viele Arten sprechen. Dieses Museum hat keinen geographischen Ort, es findet gleichzeitig in China oder Afrika statt. Die Objekte werden in verschiedene Kulturen und auch in die Bedeutungsfelder anderer Künstlerinnen und Künstler verschoben – in Zusammenarbeiten oder philosophischen Gesprächen mit den lebenden, aber auch als Parasiten in Arbeiten schon verstorbener oder verschollener Künstler.
So wird Majewskis Privatmuseum zu einer Art Sprachlabor – einer rhizomatischen Struktur vielschichtiger Verbindungen, einem Hybrid von Babel und Aleph, das zu einer erweiterten museologischen Erfahrung führt – universell und hyper-semantisch. Das Projekt wird in einer pavillion-artigen architektonischen Struktur realisiert, die die unterschiedlichen Gemälde, Videos, Dokumentationen, Geschichten, Sub-Ausstellungen und ein Buch zusammenführt. Das Museum wird von Majewski als Ort magischer Praktiken interpretiert (zu der, unter anderem, die Selbst-Vergewisserung der gegenwärtigen „Ordnung der Dinge“ gehört) – aber auch als Schauplatz von Brüchen und kulturellen Verschiebungen gegenüber früheren oder anderen Ordnungen, die auch den Gebrauch der Dinge einschließen. Klassifizierungen / Systematisierungen / symbolische Ordnungen werden durch einen fast halluzinatorischen Prozess des Anzweifelns und der Befragung der Ontologie(en) der Dinge geführt:
Wenn wir die Geschichten um ein Objekt vervielfältigen, könnte dies die Dinghaftigkeit in seinem Kern zum Vorschein bringen? Ist es möglich, unbelebte Dinge in meinem Garten wachsen zu lassen? Gibt es wirklich einen Unterschied zwischen belebten und unbelebten Objekten? Können Objekte sprechen? Denkt alle Materie? Können wir Objekte erschaffen, die ihr Denken mit unserem verbinden?
Antje Majewski
Die Gimel-Welt. Wie man Objekte zum Sprechen bringt
* 01.10.2011-15.01.2012
* Simon Starling & Superflex e.g. The Universal Egg, 2011
Eröffnung: 01.10.2011, 11 Uhr
Kuratoren: Adam Budak, Antje Majewski
Das Museum leben
Die Alchemie der Dinge steht im Zentrum eines multimedialen Projektes der deutschen Künstlerin Antje Majewski (1968), das die Repräsentation und Bedeutung von sieben Objekten anhand einer sehr persönlichen und surrealen Sammlung neu denken will. Die in dieser Sammlung enthaltenen Objekte bilden ein utopisches, subversives und absurdes Universalmuseum in einer Nussschale: „die Gimel-Welt“.
Antje Majewski, The Guardian Of All Things That Are The Case
Statt wie im 200 Jahre alten Universalmuseum Joanneum sehr viele Sammlungsobjekte einer enzyklopädischen Wissensstruktur zu unterwerfen, handelt es sich hier um ein Museum der sehr wenigen Dinge, die aber auf viele Arten sprechen. Dieses Museum hat keinen geographischen Ort, es findet gleichzeitig in China oder Afrika statt. Die Objekte werden in verschiedene Kulturen und auch in die Bedeutungsfelder anderer Künstlerinnen und Künstler verschoben – in Zusammenarbeiten oder philosophischen Gesprächen mit den lebenden, aber auch als Parasiten in Arbeiten schon verstorbener oder verschollener Künstler.
So wird Majewskis Privatmuseum zu einer Art Sprachlabor – einer rhizomatischen Struktur vielschichtiger Verbindungen, einem Hybrid von Babel und Aleph, das zu einer erweiterten museologischen Erfahrung führt – universell und hyper-semantisch. Das Projekt wird in einer pavillion-artigen architektonischen Struktur realisiert, die die unterschiedlichen Gemälde, Videos, Dokumentationen, Geschichten, Sub-Ausstellungen und ein Buch zusammenführt. Das Museum wird von Majewski als Ort magischer Praktiken interpretiert (zu der, unter anderem, die Selbst-Vergewisserung der gegenwärtigen „Ordnung der Dinge“ gehört) – aber auch als Schauplatz von Brüchen und kulturellen Verschiebungen gegenüber früheren oder anderen Ordnungen, die auch den Gebrauch der Dinge einschließen. Klassifizierungen / Systematisierungen / symbolische Ordnungen werden durch einen fast halluzinatorischen Prozess des Anzweifelns und der Befragung der Ontologie(en) der Dinge geführt:
Wenn wir die Geschichten um ein Objekt vervielfältigen, könnte dies die Dinghaftigkeit in seinem Kern zum Vorschein bringen? Ist es möglich, unbelebte Dinge in meinem Garten wachsen zu lassen? Gibt es wirklich einen Unterschied zwischen belebten und unbelebten Objekten? Können Objekte sprechen? Denkt alle Materie? Können wir Objekte erschaffen, die ihr Denken mit unserem verbinden?
Antje Majewski
Ausstellungsansicht
Ausstellungsansicht
Ausstellungsansicht
Ausstellungsansicht
Ausstellungsansicht
Ausstellungsansicht
steirischer herbst
Künstler/innen: Antje Majewski, mit Thomas Bayrle, Helke Bayrle, Marcel Duchamp, Didier Faustino, Pawel Freisler, Delia Gonzalez, Alejandro Jodorowsky, Edward Krasinski, Leonore Mau, Markus Miessen & Ralf Pflugfelder, Dirk Peuker, Agnieszka Polska, Mathilde Rosier, Gavin Russom, Issa Samb, Juliane Solmsdorf, Simon Starling & Superflex, El Hadji Sy, Neal Tait
Katalog
Die Ausstellungsarchitektur wurde gestaltet von Didier Faustino / Mésarchitecture (Paris), und Momus, Experimentalmusiker und Autor, verfasste und performte einen alternativen Audioguide.
Alternativer Audioguide: Momus
Momus ist der Künstlername des 1960 in Schottland geborenen Musikers Nick Currie. Seit über zwanzig Jahren veröffentlicht er Alben auf Independent-Labels. Ab 2000 begann Momus mit Performance Art in New Yorker Galerien, in der er Geschichten improvisiert und als „unzuverlässiger Fremdenführer“ fungiert. Seit 2009 hat er drei Bücher veröffentlicht. Momus lebt in Osaka, Japan.
Zur Eröffnung der Ausstellung findet die Performance Cruising on the Deck von Mathilde Rosier statt. Aufgeführt von den Gästen der Vernissage.
Das Rahmenprogramm zur Ausstellung besteht aus Vorträgen von Chantal Mouffe und Marcus Steinweg, sowie Filmvorführungen von Alejandro Jodorowsky und Djibril Diop-Mambéty.