Mark Müller

Joachim Bandau

10 Mar - 28 Apr 2012

Exhibition view • Joachim Bandau, «Alles nur Illusion», 2012
JOACHIM BANDAU
Alles nur Illusion

Im grossen Raum der Galerie gleitet Joachim Bandaus Bodenskulptur «Ophelia, badewassergrün» aus dem Jahr 1967 in einem knalligen Türkis über den Betonboden. Auf den ersten Blick steigt die Woge an beiden Enden zu Kringeln auf, die beim Herantreten auf den Kern der Skulptur hinweisen: Teile einer Schaufensterpuppe sind in Polyester eingearbeitet und in Lack gekleidet. In vier Abschnitte zerstückelt deutet die Skulptur auf einen Arbeitsprozess hin, der sich seit Jahren, seit Jahrzehnten, durch die Werke von Bandau zieht. Aus dem Fragmentarischen entsteht ein Ganzes, das Ganze durch einen Prozess des Ergänzens.
Sieben Aquarelle bilden das Fundament der Ausstellung «Alles nur Illusion».
Schichten von Pigmentfarbe werden in unterschiedlicher Schwarzabstufung, also in unterschiedlicher Pigmentdichte, übereinander gelagert und formen Illusionen von räumlichen Gebilden, die sich, mal geordnet und dicht, mal luftig und gewebeartig auf dem Büttenpapier präsentieren.
Die Aquarelle entstehen in einem mehrstufigen Arbeitsprozess. Mit einem breiten japanischen Pinsel werden die wässrigen Schichten auf das flach liegende Papier aufgetragen. Dieses bildet Wellen, zwischen denen sich Farbe ansammelt, die wiederum mit dem Pinsel abgetragen wird. Beim Trocknen der Farbschicht entsteht eine feine Begrenzung an den Rändern, eine zeichnerische Linie, die die einzelnen Flächen umrahmt. Schicht um Schicht – intuitiv, in einem Zwiegespräch zwischen dem entstehenden Werk und dem Künstler – entsteht ein immer satteres Schwarz und zugleich Tiefe. Dies erinnert durchaus an eine aufbauende, bildhauerische Arbeitsweise, gleichzeitig wird aber auch die zeitliche Dimension des Prozesses sichtbar. Fast filmisch, einem Zeitraffer ähnlich, spielt sich der Ablauf der Auftragung vor dem inneren Auge ab. Aus der Distanz stellt sich ein leichtes Flimmern der Flächen ein.
Während die Formen der früheren Aquarelle sich von aussen zur Mitte bewegen, thematisieren die neusten Arbeiten den Bildrand. Die Flächen schichten sich parallel zu einander und zur Papierkante in einem regelmässigen Rhythmus über das Format hinaus.
Ein weiteres Feld von Illusion eröffnet sich in den Lackarbeiten. Gebogenes, geschliffenes Holz ist von mehreren Schichten Bagan-Lack überzogen, die ein sattes, glänzendes Schwarz bilden. Der leichte Abstand der Objekte zur Wand, sowie die Spiegelungen und Verzerrungen auf den abgerundeten Formen implizieren wiederum eine Räumlichkeit, verstärkt vom Schattenwurf der Wandobjekte, der an die feinen Schwarzabstufungen der Aquarelle erinnert.
 

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