Museum der Bildenden Künsten

Horst Janssen

28 Nov 2010 - 06 Feb 2011

Horst Janssen
Zum 1. Advent (Kasperpuppen)
28. November 1987
34,8 x 50,3 cm
Bleistift, Farbstift, Gouache
HORST JANSSEN
Spiel mit der Meisterschaft
Zeichnungen aus der Sammlung Hans Brockstedt
28. November 2010 bis 6. Februar 2011

„Horst Janssen. Spiel mit der Meisterschaft“ präsentiert 54 Zeichnungen von Horst Janssen (1929 Oldenburg – Hamburg 1995) aus der Sammlung seines langjährigen Wegbegleiters, Galeristen und Sammlers Hans Brockstedt. Die Auswahl der Blätter reicht von 1959 bis 1990. Schwerpunkte bilden die frühen Zeichnung aus den 1960er Jahren sowie jene Themen, die den Zeichner besonders interessierten: Selbstbildnisse, Stillleben, Landschaften, „Erotisches“. Hans Brockstedt stellt seine Janssen-Sammlung dem Museum der bildenden Künste Leipzig im Kontext des Erwerbs von Max Klingers „Tod am Wasser“ zur Verfügung.
Die Person Horst Janssens war umstritten. Seine Auftritte als betrunkener „nasty boy“ bei Vernissagen, der das Publikum mit verbalen Attacken verschreckte, sind ebenso legendär wie sein Verhältnis zu den Frauen, wenn er von einer Beziehung in die nächste flüchtete.
Horst Janssens riesiges Œuvre wird auf tausende Zeichnungen, Radierungen, Hunderte von Aquarellen, Holzschnitten, Lithografien, Flugblättern, Plakaten und einige Ölbilder geschätzt.
Angesichts dieser Fülle kann die Leipziger Ausstellung nicht beanspruchen, einen repräsentativen Überblick zu bieten. Vielmehr werden die zentralen Themen mit qualitätsvollen Blättern vorgestellt. Die Zeichnungen aus der Sammlung Brockstedt sind zugleich ein Zeugnis der langjährigen Freundschaft und Verbundenheit beider Männer. Sie entwickelte sich nach der ersten Ausstellung 1957 mit Farbholzschnitten Janssens in der Galerie Brockstedts, wie der Neujahrsgruß Janssens an Brockstedt zum Jahreswechsel 1960/61 zeigt. Eine nackte junge Frau räkelt sich freizügig auf einem Bett, unter dem winzig klein ihre Pantoffeln stehen, daneben der vertrauliche Gruß „für Brocki“. Den Auftakt der Ausstellung bildet die früheste Zeichnung von 1959, die Janssen seinem Galeristen zum Geburtstag schenkte, noch etwas förmlicher „für Brockstedt“ tituliert, und die einen frühen Höhepunkt seines zeichnerischen Schaffens bildet.
In den 1960er Jahren entwickelte sich Janssen zu einem herausragenden Zeichner, der auch international Anerkennung fand, wie der Grafikpreis auf der Biennale in Venedig im Jahr 1968 bezeugt. Die wenig bekannten, frühen Bleistiftzeichnungen Janssens sind formal faszinierend. Sie dokumentieren einen großen Reichtum der Ausdrucksmöglichkeiten, setzen zumeist nur zurückhaltend farbliche Akzente und entfalten sich über Helligkeitsnuancen zwischen Schwarz und weiß. Die Verdichtung durch strichelnde Linienmuster bezeugt eine fast manische Versenkung des Zeichners in sein Medium. Janssen knüpfte hier an Richard Oelze an.
Menschlichen Körpern setzte er Tierschädel auf. Begierde und Triebhaftigkeit des Menschen offenbaren sich. Janssen suchte in diesen Jahren auch unter Rückgriff auf Jean Dubuffet die eigene Virtuosität zu unterlaufen, er balanciert meisterhaft auf dem Grat zwischen Kritzelei und Psychogramm, zwischen Abstraktion und Gegenständlichkeit. Mit über 20 Zeichnungen bilden die 1960er Jahre einen Schwerpunkt der Ausstellung.
Ein weiterer Schwerpunkt wird von den Selbstporträts Janssens gebildet, der seine eigene Physiognomie wie viele Künstler als Ausgangspunkt zur Selbsterkundung und –inszenierung nahm. Das eigene Gesicht wurde zur Seelenlandschaft oder zum bunten „nature morte“ eines Blumenstraußes stilisiert oder einfach nur mit den Zeichen des körperlichen Verfalls registriert. Die Mehrzahl der gezeigten Selbstbildnisse entstand im Zusammenhang mit der 1982 in der Galerie Brockstedt gezeigten Ausstellung „Paranoia“, die, wie Janssen sagt, „das Selbstbildnis nicht nur als Selbstentlarvung und Selbstbeweinung wie früher, sondern als großes, farbenfrohes Schlachtefest“ präsentierte.
 

Tags: Jean Dubuffet, P. Horst, Horst Janssen