Fiction. Narration. Structure.
23 Feb - 29 Mar 2008
Judith Hopf / Gernot Wieland / Carla Åhlander / Josef Dabernig / Florian Schmidt / Volker Eichelmann
Artnews Projects
presents
FICTION. NARRATION. STRUCTURE.
Carla Åhlander (SWE), Kaucyila Brooke (USA), Josef Dabernig (A), Carola Dertnig (A), Volker Eichelmann (UK), Judith Hopf (D), Leopold Kessler (A), e-Xplo (Gabri / Lattner/ McGonigle), Daniel Lergon (D), Florian Schmidt (A), Gernot Wieland (A)
curated by Andreas Huber
23 February - 29 March 2008
Opening on Friday, 22 Feb 2008, 7-10 pm
This group exhibition, curated by Andreas Huber gallery, is exploring different forms of fiction, narration and structure, and the opportunity to develop socially relevant positions within contemporary art practices. The artists pursue issues of hegemonic truth systems (science, "official" historiography) and investigate their social perception. Narrative reconstruction exposes the creation of known history by involving fictitious elements, though far from diligently, as linear, but rather with a selectively-elitist construct, in which memories and inventions alike have to be re-examined.
- - -
In Form dieser Gruppenpräsentation zeigt die Galerie Andreas Huber aktuelle
Positionen, die sich in unterschiedlicher Weise Fiktion, Narration und
Struktur und damit verbunden der Möglichkeit annähern, weiterhin gesellschaftlich
relevante Positionen innerhalb der zeitgenössischen Kunstpraxis zu schaffen.
Die KünstlerInnen verfolgen Fragestellungen hegemonialer Wahrheitssysteme
(Wissenschaft, „offizielle“ Geschichtsschreibung) und untersuchen deren
gesellschaftlichen Niederschlag. Ein dokumentarischer Ansatz dient der Erweiterung kollektiver Geschichtsschreibung und der Veranschaulichung damit verbundener Ausschlussmechanismen und Leerstellen. Narrative Rekonstruktion entlarvt unter Einbindung fiktiver Elemente das Entstehen bekannter
Geschichte dabei unablässig als keineswegs lineares, vielmehr punktuell-elitäres
Konstrukt, in welchem Erinnerungen und Erfindungen gleichermaßen zu überprüfen
bleiben.
Die Serie Cigarette Seller von Carla Åhlander zeigt einen auf Kunden wartenden vietnamesischen Zigarettenverkäufer an einer Berliner Strasse. Die serielle Dokumentation verstärkt dabei einen Eindruck alltäglicher Monotonie.
In den fotografischen Annäherungen an soziale Systeme und ihre Gesetzmäßigkeiten mittels ihrer subtilen und intimen Abbildungen “öffentlichen Raums“, dokumentiert Carla Åhlander aus einer beobachtenden Distanz und lässt dennoch Raum für ein im Alltag erlebbares, erzählerisches Moment.
Über einen längeren Zeitraum hinweg hat Kaucyila Brooke das Naturhistorische Museum in Wien besucht und dabei die Umhängungen und Neuordnungsprozesse beobachtet, denen die Ausstellungsarchitektur im Sinne einer Modernisierung unterzogen wurde.
„Vitrinen in Arbeit“ ist eine Auseinandersetzung mit der didaktischen Repräsentation von Natur, des "Natürlichen", seiner Konstruktion und den so entstehenden Normen und Grenzen.
Josef Dabernigs Dia-Projektion Proposal for a New Kunsthaus, not further developed thematisiert auf eine für den Künstler bezeichnend sarkastische Art virulente Fragen aktueller Museumsarchitektur.
Dabernigs Arbeiten kreisen um Kategorien der Wiederholung, Gleichförmigkeit und Bedeutungsarmut. Hinter solch ernüchterndem Befund verbirgt sich ein Spiel von präziser Verschleierung und diskursbezogener Kontertaktik.
Von dokumentarischen Referenzsystemen handeln die Collagen Carola Dertnigs, in denen sie mediale Versatzstücke unterschiedlichen Ursprungs (historische Dokumentation, Fotografien, Zeichnungen und Textfragmente) zu prozessualen Geschichtsbildern montiert, deren Potenzial zwischen Archiv- , Drehbuchauszügen und Bühnenarrangements oszilliert.
Die Collagen von Volker Eichelmann sind Teil einer generellen Untersuchung künstlerischen Produktionsverhaltens. Spielerisch treiben sie die Grenzen zwischen formalen Interesse und Informationsästhetik, Minimalismus und Konzeptkunst vor sich her.
Leopold Kesslers Agitationsfeld und Material ist der öffentliche und urbane Raum.
Seine Eingriffe basieren z.B. auf dem Verändern, Reparieren oder Erweitern von öffentlichen Einrichtungsgegenständen wie Strassenschildern, Bänken oder Strassenlampen. Die Interventionen sind meist unangemeldet und bleiben bestehen bis sie von offizieller Seite entdeckt und wieder beseitigt werden. Kesslers Interventionen sind in Verbindung mit einem erweiterten Skulpturenbegriff zu betrachten, die auch in soziale Prozesse eingreifen. Seine Handlungen können als radikale Konsequenz der erweiterten Skulptur betrachtet werden
In Judith Hopfs Arbeit gibt es zwei Ideen, die man zu einander entgegengesetzten Antagonismen zuspitzen könnte. Zum einen, dass etwas gerade oder womöglich nur dann schön ist, wenn es zugleich funktional und politisch ist. Zum anderen, dass das für das Schönfinden nötige affektive Vermögen sich nicht aus dem Funktionalen und Politischen heraus alleine entwickeln lässt, sondern aus einer mehr oder weniger kommunitär entwickelten Ästhetik kommt. Einem gemeinsam erprobten und entwickelten Schönfinden, das auch grausam scheitern kann. (Diedrich Diederichsen)
In seiner Malerei stellt Florian Schmidt verschiedene Aspekte modernistischer Formvokabulars zu fragmentierten und abstrakten Narrativen. Sie beinhaltet im Wissen um Vorbilder zahlreiche Nuancen von Statik und Bewegung, Vorder- und Hintergrund, Abstraktion und Realismus, Gestus und Hard Edge, Geometrie und Organik.
Daniel Lergon analysiert das Prozessuale der Malerei, indem er in seinen meist grossformatigen abstrakten Arbeiten stets Funktion und Sichtbarkeit des Bildträgers, Opazität, Schichtung mitthematisiert. In der inhaltlichen Aufarbeitung formal wissenschatlicher Grundlagen, zb des Farbspektrums, unterzieht er zugleich die Fähigkeit des Sehens, die Beschaffenheit des Bildes und seiner Wahrnehmbarkeit einer Analyse.
Gernot Wieland verhandelt in seinen Arbeiten Stil als gesellschaftlich Forderung nach künstlerischem Ausdruck von Persönlichkeit innerhalb vorgegebener Strukturen einer streng normierten Wirklichkeit, der er in seinen Arbeiten in spielerisch-mimetischer Anwendung fiktiver Miniaturen entgegentritt. Er stellt dabei den Anspruch einer der gebotenen Realität jedenfalls gleichwertigen Wahrnehmungsebene, in „..der Darstellung traulicher und intimer Momente, die in ein Gefühl der Beklemmung und Enge umschlagen ...“ (Patrizia Grzonka).
Die Audioarbeit I love to you des Kollektivs e-Xplo (Heimo Lattner/Rene Gabri/Erin McGonigle) ist ein Projekt, das als öffentliche Intervention im Zuge der Sharjah Biennale 2007 entstanden ist. e-Xplo nahm Songs von Arbeitern aus Pakistan, Indien, Afghanistan etc. auf, die in den Vereinigten Arabischen Emiraten leben und arbeiten.
Artnews Projects
Brunnenstr. 190, D-10119 Berlin
Tel: 49-30-27907810, Fax: 49-30-27907811
Email: projects@artnews.org
www.artnews.org/projects
presents
FICTION. NARRATION. STRUCTURE.
Carla Åhlander (SWE), Kaucyila Brooke (USA), Josef Dabernig (A), Carola Dertnig (A), Volker Eichelmann (UK), Judith Hopf (D), Leopold Kessler (A), e-Xplo (Gabri / Lattner/ McGonigle), Daniel Lergon (D), Florian Schmidt (A), Gernot Wieland (A)
curated by Andreas Huber
23 February - 29 March 2008
Opening on Friday, 22 Feb 2008, 7-10 pm
This group exhibition, curated by Andreas Huber gallery, is exploring different forms of fiction, narration and structure, and the opportunity to develop socially relevant positions within contemporary art practices. The artists pursue issues of hegemonic truth systems (science, "official" historiography) and investigate their social perception. Narrative reconstruction exposes the creation of known history by involving fictitious elements, though far from diligently, as linear, but rather with a selectively-elitist construct, in which memories and inventions alike have to be re-examined.
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In Form dieser Gruppenpräsentation zeigt die Galerie Andreas Huber aktuelle
Positionen, die sich in unterschiedlicher Weise Fiktion, Narration und
Struktur und damit verbunden der Möglichkeit annähern, weiterhin gesellschaftlich
relevante Positionen innerhalb der zeitgenössischen Kunstpraxis zu schaffen.
Die KünstlerInnen verfolgen Fragestellungen hegemonialer Wahrheitssysteme
(Wissenschaft, „offizielle“ Geschichtsschreibung) und untersuchen deren
gesellschaftlichen Niederschlag. Ein dokumentarischer Ansatz dient der Erweiterung kollektiver Geschichtsschreibung und der Veranschaulichung damit verbundener Ausschlussmechanismen und Leerstellen. Narrative Rekonstruktion entlarvt unter Einbindung fiktiver Elemente das Entstehen bekannter
Geschichte dabei unablässig als keineswegs lineares, vielmehr punktuell-elitäres
Konstrukt, in welchem Erinnerungen und Erfindungen gleichermaßen zu überprüfen
bleiben.
Die Serie Cigarette Seller von Carla Åhlander zeigt einen auf Kunden wartenden vietnamesischen Zigarettenverkäufer an einer Berliner Strasse. Die serielle Dokumentation verstärkt dabei einen Eindruck alltäglicher Monotonie.
In den fotografischen Annäherungen an soziale Systeme und ihre Gesetzmäßigkeiten mittels ihrer subtilen und intimen Abbildungen “öffentlichen Raums“, dokumentiert Carla Åhlander aus einer beobachtenden Distanz und lässt dennoch Raum für ein im Alltag erlebbares, erzählerisches Moment.
Über einen längeren Zeitraum hinweg hat Kaucyila Brooke das Naturhistorische Museum in Wien besucht und dabei die Umhängungen und Neuordnungsprozesse beobachtet, denen die Ausstellungsarchitektur im Sinne einer Modernisierung unterzogen wurde.
„Vitrinen in Arbeit“ ist eine Auseinandersetzung mit der didaktischen Repräsentation von Natur, des "Natürlichen", seiner Konstruktion und den so entstehenden Normen und Grenzen.
Josef Dabernigs Dia-Projektion Proposal for a New Kunsthaus, not further developed thematisiert auf eine für den Künstler bezeichnend sarkastische Art virulente Fragen aktueller Museumsarchitektur.
Dabernigs Arbeiten kreisen um Kategorien der Wiederholung, Gleichförmigkeit und Bedeutungsarmut. Hinter solch ernüchterndem Befund verbirgt sich ein Spiel von präziser Verschleierung und diskursbezogener Kontertaktik.
Von dokumentarischen Referenzsystemen handeln die Collagen Carola Dertnigs, in denen sie mediale Versatzstücke unterschiedlichen Ursprungs (historische Dokumentation, Fotografien, Zeichnungen und Textfragmente) zu prozessualen Geschichtsbildern montiert, deren Potenzial zwischen Archiv- , Drehbuchauszügen und Bühnenarrangements oszilliert.
Die Collagen von Volker Eichelmann sind Teil einer generellen Untersuchung künstlerischen Produktionsverhaltens. Spielerisch treiben sie die Grenzen zwischen formalen Interesse und Informationsästhetik, Minimalismus und Konzeptkunst vor sich her.
Leopold Kesslers Agitationsfeld und Material ist der öffentliche und urbane Raum.
Seine Eingriffe basieren z.B. auf dem Verändern, Reparieren oder Erweitern von öffentlichen Einrichtungsgegenständen wie Strassenschildern, Bänken oder Strassenlampen. Die Interventionen sind meist unangemeldet und bleiben bestehen bis sie von offizieller Seite entdeckt und wieder beseitigt werden. Kesslers Interventionen sind in Verbindung mit einem erweiterten Skulpturenbegriff zu betrachten, die auch in soziale Prozesse eingreifen. Seine Handlungen können als radikale Konsequenz der erweiterten Skulptur betrachtet werden
In Judith Hopfs Arbeit gibt es zwei Ideen, die man zu einander entgegengesetzten Antagonismen zuspitzen könnte. Zum einen, dass etwas gerade oder womöglich nur dann schön ist, wenn es zugleich funktional und politisch ist. Zum anderen, dass das für das Schönfinden nötige affektive Vermögen sich nicht aus dem Funktionalen und Politischen heraus alleine entwickeln lässt, sondern aus einer mehr oder weniger kommunitär entwickelten Ästhetik kommt. Einem gemeinsam erprobten und entwickelten Schönfinden, das auch grausam scheitern kann. (Diedrich Diederichsen)
In seiner Malerei stellt Florian Schmidt verschiedene Aspekte modernistischer Formvokabulars zu fragmentierten und abstrakten Narrativen. Sie beinhaltet im Wissen um Vorbilder zahlreiche Nuancen von Statik und Bewegung, Vorder- und Hintergrund, Abstraktion und Realismus, Gestus und Hard Edge, Geometrie und Organik.
Daniel Lergon analysiert das Prozessuale der Malerei, indem er in seinen meist grossformatigen abstrakten Arbeiten stets Funktion und Sichtbarkeit des Bildträgers, Opazität, Schichtung mitthematisiert. In der inhaltlichen Aufarbeitung formal wissenschatlicher Grundlagen, zb des Farbspektrums, unterzieht er zugleich die Fähigkeit des Sehens, die Beschaffenheit des Bildes und seiner Wahrnehmbarkeit einer Analyse.
Gernot Wieland verhandelt in seinen Arbeiten Stil als gesellschaftlich Forderung nach künstlerischem Ausdruck von Persönlichkeit innerhalb vorgegebener Strukturen einer streng normierten Wirklichkeit, der er in seinen Arbeiten in spielerisch-mimetischer Anwendung fiktiver Miniaturen entgegentritt. Er stellt dabei den Anspruch einer der gebotenen Realität jedenfalls gleichwertigen Wahrnehmungsebene, in „..der Darstellung traulicher und intimer Momente, die in ein Gefühl der Beklemmung und Enge umschlagen ...“ (Patrizia Grzonka).
Die Audioarbeit I love to you des Kollektivs e-Xplo (Heimo Lattner/Rene Gabri/Erin McGonigle) ist ein Projekt, das als öffentliche Intervention im Zuge der Sharjah Biennale 2007 entstanden ist. e-Xplo nahm Songs von Arbeitern aus Pakistan, Indien, Afghanistan etc. auf, die in den Vereinigten Arabischen Emiraten leben und arbeiten.
Artnews Projects
Brunnenstr. 190, D-10119 Berlin
Tel: 49-30-27907810, Fax: 49-30-27907811
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