Sandra Bürgel

Alex Müller, Anna Steinert, Paul Wendt

23 Apr - 14 May 2016

Exhibition view
Alex Müller
„Der Butler“, 2016
Fine marker on paper, stain, wood, cutlery
21 x 73,5 x 32,5 cm, detail
© Anna Steinert
Maya, 2016
oil on canvas
65 x 50 cm
© Paul Wendt
Herbst, 2013
oil on wooden board, frame
150 x 110 cm
ALEX MÜLLER, ANNA STEINERT, PAUL WENDT
23 April - 14 May 2016

Anna Steinert
Ein Thema in der Malerei von Anna Steinert ist das Gesicht und seine Auflösung. Der Weg dahin führt oft über Masken die die Künstlerin anfertigt, malt und bemalt, und manchmal in den Bildern zitiert. Es sind groteske Begleitungen, Repertoire ähnlich, alle mit Namen, wie entlang von typologisch erfassten Charakteren. Dazu gehören Köpfe von Tieren die hoch in unserer Gunst stehen, Bären, Eulen, Pfauen, und die ansatzweise mit menschlichen Zügen ausgestattet sind. Die Frontalität der Bilder ist durch eine starke Farbgebung und lakonische Titel (eine Eule mit zugekniffenen Augen: „Schnabel halten“; die „Verwöhnte“ und die „Geföhnte“), neuerdings auch durch Motive des Exotischen gesteigert. Sie wird aber von zahllosen weichen, kreidigen Farbschichten ins Sinnliche - nur beinahe Verführerische - geführt, durch ihre Beschränkung auf einzelne bestimmende Merkmale auch ins Humorvolle getragen. Im Atelier sind die Gesichter steten malerischen Wandlungen unterworfen. Intensiven Gebrauch erfahren die Masken in den Experimentalfilmen der Künstlerin, die sich wesentlich über ihre Requisiten, auch ganze Requisitenkammern, Kulissen und Kostüme konstituieren. Den zahlreichen Mitwirkenden in die Hand gegeben regen sie zu improvisierten (dirigierten), rituell-rätselhaften Handlungen und bizarren, ekstatischen Szenen der Verbrüderung an. Greenscreen und digitale Bearbeitung beschleunigen den Rausch. Ihr neuer Film „Besuch einer Vorstellung“, gedreht in einem verlassenen Kino, wurde vor einer Woche im Kunstverein Harburger Bahnhof uraufgeführt.

Alex Müller
Alex Müller malt große satte Flächen und feine Linien aus hochpigmentierter Tusche auf ungrundierte Leinwand oder andere Stoffe. Hinter der scheinbar leichten Zusammenbringung von Material und Träger verbergen sich komplexe, lange Erarbeitungsprozesse. Im Grunde werden die Versuche zur Haftung von Farbe dabei nicht verborgen. Zuletzt hat sie sich auf leuchtend weiße, wie aus der Fantastik kommende Figurkompositionen auf Indigo getränkter Leinwand und dunklem Samt konzentriert. Neuere Werke sind von den wenig bekannten Schwarzweiß-Fotografien von Ernst Ludwig Kirchner inspiriert. In ihnen dokumentiert sich eine Mischung aus autobiografischer Zeichnung, vital Häuslichem, Bergischem Land, Besuchern, Gesellschaft. Patrizia Dander hat erwähnt, dass die oft lebensgroßen Köpfe von Alex Müller wie Spiegelbilder wirken. Es spielt kaum eine Rolle, wer da bezeichnet ist, erzählt wird vom Umgang mit uns. Die Varianz zwischen Gestaltlosigkeit, Begehren, und klarer Bezeichnung der Gegenwart ist groß. Eine ältere Arbeit von Alex Müller heißt „Über Gewebe von Luft“, 2003. Sie bestand aus Seidengewändern zum Überziehen, die mit Portraits bemalt waren. (Erst in Zeiten der sozialen Netzwerke ist es gebräuchlich geworden, zweite oder dritte Welten auf der Haut zu tragen.) Die Skulpturen von Alex Müller beruhen häufig auf Objekten, welche physisch vertraut sind, zum Beispiel aufgrund einer täglichen Nutzung, diesbezüglich aber zugleich eine liebevolle Hinwendung und Abrückung erfahren zu haben scheinen. - - - Am 21. Mai 2016 eröffnet ihre Einzelausstellung „Willst du meine Frau werden?“ in der Galerie Sandra Bürgel.

Paul Wendt
Das Werk des Leipziger Malers Paul Wendt umfasst Familienportraits, Portraits, Akte, Cafeehaus-Szenerien, Straßenkampf, Ständegesellschaften und Stadtbilder von informeller Architektur (oft aus der Peripherie, bzw. des Zentrums des Kapitalismus). Wir möchten vorerst auf die ungewöhnliche Farbpalette der Bilder, ihre stringenten kompositorischen Lösungen und Bühnen-gleiche Ordnungen hinweisen. Die Ausstrahlung des Kulturbehafteten, ihr Historisches, erklärt der Maler mit der von ihm angestrebten Ganzheitlichkeit der Figuren. Schlicht und von erstaunlicher Nachempfindbarkeit sind „Freuden und Wirrungen des Lebens“ dargestellt. Einfache Titel verstärken den Sog der Zugewandtheit: „Nicht Rom...“ und „Krumme Gasse“ (aus der Serie der Kleine Stadt Bilder), „Bis dann.“, „He Puppi“, „Huu, kalt.“, „Krämer und Pastor“. Im Juli 2016 folgt eine Einzelausstellung von Paul Wendt.
 

Tags: Ernst Ludwig Kirchner, Alex Müller, Anna Steinert, Paul Wendt