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SANDRA MEISEL
 

SANDRA MEISEL WANDERT MIT IHREN ARBEITEN VON DEM BEWUSSTEN IN DEN UNBEWUSSTEN TEIL UND WIEDER ZURÜCK.

Sandra Meisels Arbeiten beziehen sich seit 2007 auf C.G. Jungs Ansätze zum persönlichen und kollektiven Unbewussten. Ein Grossteil des Lebens wird im Unbewussten verbracht – im Schlafen, Dämmern, Tagträumen. Kinder beginnen im unbewussten Zustand und wachsen in den bewussten Zustand hinein. Sandra Meisel wandert mit ihren Arbeiten von dem bewussten in den unbewussten Teil und wieder zurück.

Für den bewussten Part verweist sie auf Momente aus der Realität und hält sie fotografisch fest oder bezieht Alltagsgegenstände in ihren Skulpturen und Installationen mit ein. Diese Momente verbindet sie mit dem unbewussten Teil, der andere, geheimnisvolle Teil, den sie digital hinzufügt oder mit unterschiedlichen Materialien dazu modelliert. Gemeinsam bespielen sie die eine Oberfläche oder erschließen sich in einer Form und fügen sich zu einem Ganzen zusammen. In Anspielung auf Jungs persönlichen und kollektiven Unbewussten, erschließen sich Sandra Meisels Arbeiten mal mehr, mal weniger. Je nachdem wie viel „Bekanntes, Bewusstes“, oder „Unbekanntes, Unbewusstes“ in ihren Arbeiten zu lesen ist.

Fotografie:
Eine seltsame überprotzige Reifenfelge scheint auf einem blauen Spielplatznetz sicher zum stehen zu kommen, Kamingeschirr flimmert in den Spiegelungen des Wassers, eine Weinflasche schießt aus einer Schrankkonstruktion – geradewegs auf den Betrachter zu, und fast verdorrte Schilfrohrkolben, kurz vor ihrem finalen Explodieren, winden sich um einen fiktiven Raum.
Für Sandra Meisel reicht die Fotografie alleine nicht mehr aus, sie ist nur noch die bildnerische Ausgangssituation. Ihre Fotografie, “baut” sich durch malerische, aber digitale Eingriffe, zu Ausschnitten ihrer Vorstellungen um. Unwirkliche, kleine Geschichten halten etwas Geheimnisvolles für einen Moment fest.

Skulptur/Installation:
Dazu entstehen Skulpturen/Installationen, als Nachbarn der Fotografien. Ein skateboard-ähnliches fragiles Holzstück landet auf einer dazu viel zu massiven, aber eleganten Betonsäule, der Baum auf der Stahlfeder schwingt in alle Richtungen und reibt sich an Wollresten, und ein Betonklotz mit Spuren einer Kettensäge schwingt sich aus einem lackierten Holzstück heraus zu einer minimalen aber sehr präzisen Anordnung. Darauf schwimmt eine Papiertüte mit einem Hühnchen darin.
Auf einer bemalten Insel aus einem Stück ekligen Teppich hängt vom Himmel eine Dachrinne schräg nach unten und landet in einem schwarzen Beton-Geschwür. Diese Anordnung wird gehalten von einem weißen Blumentopf in dem die scheinbar heimeligen Kakteen wuchern. Die Wasserflaschen hängen und lehnen, nur an einem Gurt durch ihr eigenes Gewicht im Gleichgewicht gehalten. Der schwarze Kubus schwebt auf einer Holzlatte, die von einer Wasserkaraffe gestützt wird. All diese Anordnungen kreisen inhaltlich um einen Fotoabzug auf einer schwarzen Wand. Das in der Fotografie formale Gleichgewicht löst sich durch die umliegenden verschrobenen Situationen völlig auf.

Eine Art Absperrung steht kurz vor dem Umkippen auf einer Gruppe von Bistrotischen, deren Tischplatten wie zu Wolken verschmelzen. Auf einer Art Sitzsack, kippt eine weitere Absperrung, dessen Fragmente mit dicken Geschwüren beladen sind. In einer seltsam anmutenden Bodenvase ragen verschrobene Anspielungen eines Blumenstraußes heraus, die von einem Designerstuhl sicher vor dem Umkippen bewahrt werden. Organisches bleibt immer in einem formalen Kontrast zu harten und scharfen Kanten, nicht lackierten Stellen oder unsauber geschliffenen Stellen.
Es wird abstrus, verschoben, abgehoben – aber nur scheinbar ohne gedankliche Ordnung. Was wirklich nicht existiert, verbindet sie zu Momenten, kurz bevor alles kippen kann. Oder alles verbindet sich neu und erhebt sich zu einer höheren, unerwarteten Ebene. Sandra Meisel lässt aber den Geheimnissen ihre Ruhe.