Michael Kunze
28 Oct - 23 Dec 2005
Michael Kunze
kalt,warm,kälter
29. Oktober – 23. Dezember 2005
„... Nur die reflektierte Malerei hat eine Chance, sich gegenüber der naiv mimetischen medialen Bildwelt zu behaupten.
Michael Kunze definiert das Bild als „Phantomtext“.
In seinem Katalogbuch aus dem Jahr 2002, das von Reflexionen zum gegenwärtigen Status des Bildes überquillt – aber auch von Bildern! – bezieht er sich auf Hubert Fichte mit dessen Satz „Es herrscht die ungemütliche Klarheit der Frühsommernachmittage“.
Was die Malerei Michael Kunzes mit irrwitziger Detailgenauigkeit vor das Auge bringt: befremdende Architekturen, absurde Raumkonstellationen, irritierende Figurentableaus, das stellt sich sehr wohl in eine Tradition altmeisterlich gelehrter Malerei und ethnographischer Feldstudien und handelt gleichzeitig von nichts anderem als von Widerspruch und Widerstand gegen die Logik wahrnehmungstheoretischer Konventionen und geschichtlicher Vereinbarungen.
Kunze versteht die Malerei als leidenschaftliche Suche und „manische“ Notation dessen, was in den komplizierten Diskursen des 20. Und 21. Jahrhunderts „Gedächtnislücken“ sind: “Malerei erscheint hier also als eine Summe von zahllosen vergessenen Verknüpfungen... Das entstandene Bild kann als eine Art Phantomtext betrachtet werden. Das Erinnerungsvermögen wird fehlgesteuert und trifft dennoch die richtige Stelle. Malerei heute bietet im besten Sinn eine Perspektive an, deren Fluchtpunkt der Bertrachter erst dann wahrnehmen kann, wenn er sich bemüht zu schielen.“ (Katalog S.93).
Wer sicher zu erkennen meint, ist in diesem Sinne auf dem besten Wege, sich zu täuschen. In der Bearbeitung der künstlerischen Übereinkommen, die die Moderne des 20. Jahrhunderts geschlossen hat, wird das Abwesende zu einer neuen Erzählung.
Kunzes Malerei ist voll von Allegorien: Jeder Pinselstrich – darauf hat Stephan Berg aufmerksam gemacht – treibt eine Metapher hervor. Allegorien und zentralperspektivisches Verfahren schlossen sich schon in der surrealistischen Malerei und in der „pittura metafisica“ bei De Chirico nicht aus. Dessen melancholischen Plätzen und Architekturen steht Kunze vielleicht am nächsten. Die Bilder funktionieren wie Spiegelkabinette, die die Oberflächen zertrümmern und neu zusammensetzten...“
(Auszug aus einem Text von Barbara Alms, 2003, Städt. Galerie Delmenhorst, Katalog „unHEIMlich“)
© Michael Kunze
Tinnitus I , 2005
Öl auf Leinwand
200 x 260 cm
kalt,warm,kälter
29. Oktober – 23. Dezember 2005
„... Nur die reflektierte Malerei hat eine Chance, sich gegenüber der naiv mimetischen medialen Bildwelt zu behaupten.
Michael Kunze definiert das Bild als „Phantomtext“.
In seinem Katalogbuch aus dem Jahr 2002, das von Reflexionen zum gegenwärtigen Status des Bildes überquillt – aber auch von Bildern! – bezieht er sich auf Hubert Fichte mit dessen Satz „Es herrscht die ungemütliche Klarheit der Frühsommernachmittage“.
Was die Malerei Michael Kunzes mit irrwitziger Detailgenauigkeit vor das Auge bringt: befremdende Architekturen, absurde Raumkonstellationen, irritierende Figurentableaus, das stellt sich sehr wohl in eine Tradition altmeisterlich gelehrter Malerei und ethnographischer Feldstudien und handelt gleichzeitig von nichts anderem als von Widerspruch und Widerstand gegen die Logik wahrnehmungstheoretischer Konventionen und geschichtlicher Vereinbarungen.
Kunze versteht die Malerei als leidenschaftliche Suche und „manische“ Notation dessen, was in den komplizierten Diskursen des 20. Und 21. Jahrhunderts „Gedächtnislücken“ sind: “Malerei erscheint hier also als eine Summe von zahllosen vergessenen Verknüpfungen... Das entstandene Bild kann als eine Art Phantomtext betrachtet werden. Das Erinnerungsvermögen wird fehlgesteuert und trifft dennoch die richtige Stelle. Malerei heute bietet im besten Sinn eine Perspektive an, deren Fluchtpunkt der Bertrachter erst dann wahrnehmen kann, wenn er sich bemüht zu schielen.“ (Katalog S.93).
Wer sicher zu erkennen meint, ist in diesem Sinne auf dem besten Wege, sich zu täuschen. In der Bearbeitung der künstlerischen Übereinkommen, die die Moderne des 20. Jahrhunderts geschlossen hat, wird das Abwesende zu einer neuen Erzählung.
Kunzes Malerei ist voll von Allegorien: Jeder Pinselstrich – darauf hat Stephan Berg aufmerksam gemacht – treibt eine Metapher hervor. Allegorien und zentralperspektivisches Verfahren schlossen sich schon in der surrealistischen Malerei und in der „pittura metafisica“ bei De Chirico nicht aus. Dessen melancholischen Plätzen und Architekturen steht Kunze vielleicht am nächsten. Die Bilder funktionieren wie Spiegelkabinette, die die Oberflächen zertrümmern und neu zusammensetzten...“
(Auszug aus einem Text von Barbara Alms, 2003, Städt. Galerie Delmenhorst, Katalog „unHEIMlich“)
© Michael Kunze
Tinnitus I , 2005
Öl auf Leinwand
200 x 260 cm