Tom Wood
03 Dec 2005 - 28 Feb 2006
TOM WOOD
Vom 03.12.2005 bis 28.02.2006
Eröffnung: 03. Dezember, ab 16.00 Uhr
Rede: 17.00 Uhr, Sylvia Böhmer, Suermondt-Ludwig-Museum, Aachen
Das photographische Werk Tom Woods hat gerade in diesem Jahr mit Einzelausstellungen im Foam Amsterdam, im Nationalen Fotomuseum in Kopenhagen sowie im Chateau d’Eau in Toulouse große Aufmerksamkeit gefunden. Das ist bemerkenswert zumal für einen Photographen aus Großbritannien. Denn lange Zeit spielte das Heimatland von Henry Fox Talbot und Eadward Muybridge in der avancierten Photographie eine eher untergeordnete Rolle. Seit Mitte der 70er Jahre hatte Tom Wood daher einige Pionierarbeit zu leisten, um sich kontinuierlich als Künstler zu etablieren.
Seine Stadtlandschaften und Unterschichtsmilieus tragen deutliche britische Züge. Gleichwohl treten in Woods Formensprache und Verfahrensweisen vor allem amerikanische und kontinentale Referenzen hervor. Die Straßensituationen erinnern nicht zuletzt an die amerikanische Street Photography im Anschluss an Garry Winogrand. Diese Tradition ist ebenso in der Belebtheit der Straßenszenen gegenwärtig wie in der Dynamik der Perspektiven. Immer zeichnet sie dabei ein Blick für das Groteske des Alltags aus.
Das Groteske seiner Szenarien macht Tom Wood allerdings nicht zum Voyeur. Common people werden mit voller physischer Präsenz als Persönlichkeiten porträtiert. Durch diese Spannung aus Körperlichkeit und Zurückhaltung erinnern seine Porträtphotos an Diane Arbus, in deren Bildern Zeigen immer auch bedeutete, zur Geltung zu bringen.
August Sander zählte zu den ersten Photographen, mit denen sich Wood ausdrücklich beschäftigte. Menschliche Physiognomien als soziale Biographien zu zeigen, die sich sedimentiert haben und somit eben Bild geworden sind, ist für Wood ein zugleich soziologisches und psychologisches Programm.
Dass Wood in seinen Bildern nahezu immer auf natürliches Licht zurückgreift (eine Ausnahme bilden die Bilder der Serie Looking for Love), unterstreicht die Intimität seiner Bilder mit dem sozialen Raum, in dem er sich bewegt. Dieser empathische Blick unterscheidet Tom Wood wohl am deutlichsten von Martin Parr, mit dem er zu den bedeutendsten Vertretern der New British Photography zählt. Martin Parr inszeniert groteske, kreischende und ironische Zuspitzungen. Tom Woods Bilder gewinnen dagegen gerade aus ihrem Gespür fürs Milieu ihre Polyvalenz als Augenblick und als Soziogramm: „Jedes Foto“, erklärte Tom Wood einmal, „hat als Bild zu funktionieren und als ein Stück Leben in einem sozialen Zusammenhang.“
Woods Gespür für die Farbwerte von Alltagssituationen, die Dynamik seiner Kompositionen und Intensität seiner Blickwechsel lassen die Bilder dabei sowohl aus ihren Serien heraustreten, als auch aus dem sozialen Kontext, den sie repräsentieren. Mitunter deutet die Farbintensität auch auf Woods Ausbildung als Maler. Spiegelungen, Ein- und Ausblicke verleihen seinen Bildern eine reflexive Dimension, die ihrem narrativen Charakter noch eine formale Tiefenebene hinzufügt.
In einem engeren Sinn sind seine Photographien wohl nicht als konzeptuelle Photographie zu bezeichnen. Dennoch ist der Aspekt des Sammelns und Archivierens ein entscheidender Teil seiner Arbeit. Tom Woods frühes Interesse an Applikationen und vorgefundenen Bildern zeigt sich somit noch heute in seinem Verfahren, das ebenso durch photographische Akkordarbeit bestimmt ist wie durch eine akribische und gewissenhafte Selektion. Eine repräsentative Auswahl dieser Auswahl ist ab Dezember in der Galerie Thomas Zander zu sehen.
Öffnungszeiten:
Di - Fr, 11 –18 Uhr; Sa, 12-18 Uhr und nach Vereinbarung
© Tom Wood
Boy with fish, Seacombe docks, 1980
Courtesy Galerie Thomas Zander, Köln
Vom 03.12.2005 bis 28.02.2006
Eröffnung: 03. Dezember, ab 16.00 Uhr
Rede: 17.00 Uhr, Sylvia Böhmer, Suermondt-Ludwig-Museum, Aachen
Das photographische Werk Tom Woods hat gerade in diesem Jahr mit Einzelausstellungen im Foam Amsterdam, im Nationalen Fotomuseum in Kopenhagen sowie im Chateau d’Eau in Toulouse große Aufmerksamkeit gefunden. Das ist bemerkenswert zumal für einen Photographen aus Großbritannien. Denn lange Zeit spielte das Heimatland von Henry Fox Talbot und Eadward Muybridge in der avancierten Photographie eine eher untergeordnete Rolle. Seit Mitte der 70er Jahre hatte Tom Wood daher einige Pionierarbeit zu leisten, um sich kontinuierlich als Künstler zu etablieren.
Seine Stadtlandschaften und Unterschichtsmilieus tragen deutliche britische Züge. Gleichwohl treten in Woods Formensprache und Verfahrensweisen vor allem amerikanische und kontinentale Referenzen hervor. Die Straßensituationen erinnern nicht zuletzt an die amerikanische Street Photography im Anschluss an Garry Winogrand. Diese Tradition ist ebenso in der Belebtheit der Straßenszenen gegenwärtig wie in der Dynamik der Perspektiven. Immer zeichnet sie dabei ein Blick für das Groteske des Alltags aus.
Das Groteske seiner Szenarien macht Tom Wood allerdings nicht zum Voyeur. Common people werden mit voller physischer Präsenz als Persönlichkeiten porträtiert. Durch diese Spannung aus Körperlichkeit und Zurückhaltung erinnern seine Porträtphotos an Diane Arbus, in deren Bildern Zeigen immer auch bedeutete, zur Geltung zu bringen.
August Sander zählte zu den ersten Photographen, mit denen sich Wood ausdrücklich beschäftigte. Menschliche Physiognomien als soziale Biographien zu zeigen, die sich sedimentiert haben und somit eben Bild geworden sind, ist für Wood ein zugleich soziologisches und psychologisches Programm.
Dass Wood in seinen Bildern nahezu immer auf natürliches Licht zurückgreift (eine Ausnahme bilden die Bilder der Serie Looking for Love), unterstreicht die Intimität seiner Bilder mit dem sozialen Raum, in dem er sich bewegt. Dieser empathische Blick unterscheidet Tom Wood wohl am deutlichsten von Martin Parr, mit dem er zu den bedeutendsten Vertretern der New British Photography zählt. Martin Parr inszeniert groteske, kreischende und ironische Zuspitzungen. Tom Woods Bilder gewinnen dagegen gerade aus ihrem Gespür fürs Milieu ihre Polyvalenz als Augenblick und als Soziogramm: „Jedes Foto“, erklärte Tom Wood einmal, „hat als Bild zu funktionieren und als ein Stück Leben in einem sozialen Zusammenhang.“
Woods Gespür für die Farbwerte von Alltagssituationen, die Dynamik seiner Kompositionen und Intensität seiner Blickwechsel lassen die Bilder dabei sowohl aus ihren Serien heraustreten, als auch aus dem sozialen Kontext, den sie repräsentieren. Mitunter deutet die Farbintensität auch auf Woods Ausbildung als Maler. Spiegelungen, Ein- und Ausblicke verleihen seinen Bildern eine reflexive Dimension, die ihrem narrativen Charakter noch eine formale Tiefenebene hinzufügt.
In einem engeren Sinn sind seine Photographien wohl nicht als konzeptuelle Photographie zu bezeichnen. Dennoch ist der Aspekt des Sammelns und Archivierens ein entscheidender Teil seiner Arbeit. Tom Woods frühes Interesse an Applikationen und vorgefundenen Bildern zeigt sich somit noch heute in seinem Verfahren, das ebenso durch photographische Akkordarbeit bestimmt ist wie durch eine akribische und gewissenhafte Selektion. Eine repräsentative Auswahl dieser Auswahl ist ab Dezember in der Galerie Thomas Zander zu sehen.
Öffnungszeiten:
Di - Fr, 11 –18 Uhr; Sa, 12-18 Uhr und nach Vereinbarung
© Tom Wood
Boy with fish, Seacombe docks, 1980
Courtesy Galerie Thomas Zander, Köln