Viktor Bucher

Martin Osterider

22 Jan - 26 Feb 2013

© Martin Osterider
"rasches Displacement", (Aus: p.p. - public pictures 2011/2012)
C-Print
27 x 45 cm
MARTIN OSTERIDER
Rasches Displacement
22.01 - 26.02.2013

Der öffentliche Raum, Architekturen und skulpturale Momente im Stadtraum spielen seit vielen Jahren eine zentrale Rolle für die fotografische Praxis von Martin Osterider. Für die zweite Einzelpräsentation im Projektraum Viktor Bucher hat der Künstler eine Auswahl von Arbeiten zusammengestellt, die in den letzten Jahren in unterschiedlichen Städten entstanden sind, von Mexico City über Tokio bis Paris.
„Rasches Displacement“ deutet dabei auf die Flüchtigkeit der Konstellationen hin, für die sich Martin Osterider interessiert: ein Stuhl vor einem kleinen Mauerstück neben einem Haufen Verpackungsmaterial, verstreute Reste einer durchaus monumentalen Holzkonstruktion, Spiegelungen, Glasbrüche, Fleischreste, ein entsorgter Schrank, aber auch ein monolithisches Hochhaus als merkwürdiger Fremdkörper am Hang einer Vorstadt-siedlung. Die Ursachen oder Handlungs-zusammenhänge, die zu diesen Anordnungen geführt haben, sind nicht rekonstruierbar, entziehen sich auch dem Wissen des Künstlers selbst: Abriss oder Aufbau, zum Stillstand gekommene Stadtentwicklung? Jedenfalls scheinen sie vorübergehenden Charakter zu besitzen und in die komplexen Ströme städtischer Ereignishorizonte verstrickt zu sein, gekennzeichnet von deren ständigen, raschen Wechsel und deren Unvereinbarkeiten, auch von einem potenziellen Aus-der-Ordnung-Treten der Dinge und Räume. Zum einen also handelt es sich um so etwas wie ephemere anonyme Skulpturen, zum anderen gehören diese den vielfältigen Signaturen der Städte an, ihren sozialen Verwerfungen und ihren ökonomischen Dynamiken. Wenn auch der Bedeutungshorizont dieser „Displacements“ unbestimmt bleibt, zirkulieren sie doch alle innerhalb dieser Verwerfungen und Zerrüttungen des Städtischen und entwickeln von dort aus ihren Raum für Assoziationen und Lesbarkeiten. Nicht unbedingt das Außergewöhnliche oder Besondere, das Obskure oder Unwahrscheinliche steht dabei im Zentrum des Interesses, sondern die Frage, was sich zwischen Bild, Raum und Objekten ereignet, wie sich diese Signaturen der Verwerfung des Städtischen in eine Logik der Bilder übersetzen lassen.
Reinhard Braun