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Miao Xiaochun

09 Sep - 05 Nov 2006

MIAO XIAOCHUN
"The last Judgment in CyBerspace"

Wurde der chinesische Kьnstler Miao Xiaochun (*1964) in den letzten Jahren durch seine photographischen Arbeiten bekannt und bei zahlreichen Biennalen als auch in europдischen und chinesischen Museen gezeigt, nutzt er nun die 3d-Technik um eine sehr eigene Rezeption des Freskos ‚Das Jьngste Gericht’ Michelangelos zu entwickeln.
Das Fresko, zu finden in der Sixtinischen Kapelle in Rom, entstand zwischen 1536 und 1541 und ist ein Hauptwerk der westlichen Kunstgeschichte. Auf blauem Grund gruppieren sich Figuren-konstellationen, die fьr die damalige Zeit ungewцhnlich waren: ein apollinischer Jesus umgeben von athletischen Engeln und Aposteln. Nicht die religiцse Botschaft steht im Vordergrund, vielmehr beweist uns Michelangelo, ein Meister darin zu sein, die Bewegung der einzelnen Kцrper in Perfektion darzustellen.
Mit der hiervon ausgehenden Faszination setzt sich Miao Xiaochun in ‚The last Judgement in CyBerspace’ auseinander. Er beschдftigt sich mit der Frage: „Was sieht eine gemalte Figur?“ Was sehen die Protagonisten des Freskos in dem Augenblick des allerhцchsten Gerichts? Miao Xiaochun gewдhrt uns sozusagen einen Blick hinter die Kulissen: meisterhaft lдsst er das Gemдlde mit Hilfe digitaler Technik transparent werden und offenbart dem Betrachter fьnf verschiedene Perspektiven auf Michelangelos Werk.
Miao Xioachun kreiert eine am Computer geformte Skulptur seines eigenen Kцrpers und ‚ersetzt’ damit Michelangelos gesamte Figurenkonstellation. Er platziert diese Doubles im virtuellen Raum und folgt dabei stringent dem Bildaufbau der klassischen Vorlage. Die eingesetzte Technik ermцglicht es dem chinesischen Kьnstler gleichsam wie ein Tourist durch die neue Konstruktion zu wandern:
„Ich kann mich jetzt in diesem Raum bewegen, meinen Blickwinkel wдhlen und Bilder machen.“ So wird es mцglich, das Bild aus verschiedenen Perspektiven zu betrachten, sei es von auЯen oder von innen. Fьnf dieser neuen Ansichten werden auf groЯformatigen Prints in der Ausstellung ‚The last Judgement’ prдsentiert: zwei Darstellungen von innen, drei von auЯen. In einem Video mischen sich alle Perspektiven, lцsen sich auf und formulieren sich neu.
Miao Xiaochun studierte an der Nanjing University und der Central Academy of Fine Arts (CAFA) in Beijing sowie als DAAD Stipendiat an Kunsthochschule Kassel (1995-1999). 1999 wurde er von der CAFA als Professor berufen und leitet dort das Medialab.
Miao Xiaochun wurde und wird international ausgestellt: Shanghai Art Biennale (2002); 2nd Seoul Media Biennale (2002); ‚me and more’ Kunstmuseum Luzern (2003); ‚Pinyao in Paris’ Bibliothиque nationale de France – Franзois Mitterrand (2003); ‚Between Past and Future – New Photography and Video from China’ International Center of Photography and Asia Society New York, Smart Museum of Art and Museum of Contemporary Art Chicago, Victoria and Albert Museum London, Haus der Kulturen der Welt Berlin (2004 – 2006); ‚Guangzhou International Photo Biennale’ Guangdong Art Museum (2005); Chengdu Biennale (2005); ‚Confluentes II’ International Artists in Ludwig Museum Koblenz (2005); ‚New Urban Reality’ Museum Boijmans Van Beuningen Rotterdam (2006); ‚Totalstadt. Beijing case’ ZKM Karlsruhe (2006).
Katalog:
Wu Hung (Hrsg.): The Last Judgement in CyBerspace.
Biographie der Kьnstler, Bildmaterial und weitere Informationen gerne auf Anfrage.

© Miao Xiaochun
The Last Judgment in CyBerspace - The Below View,
C-Print, 289 x 360 cm
 

Tags: Lv Miao, Miao Xiaochun